Ex-Nationalspieler Cacau nach Rassismus-Vorfall in Duisburg exklusiv: Darum bin ich gegen pauschale Spielabbrüche

Von Ulli Ludwig
Nach dem Rassismus-Vorfall in Duisburg lobt auch Ex-Nationalspieler Cacau die schnelle Reaktion der Beteiligten.
© IMAGO / Jan Huebner

Nach dem Rassismus-Vorfall in Duisburg lobt Ex-Nationalspieler Cacau im Gespräch mit SPOX und GOAL die schnelle Reaktion der Beteiligten. Der ehemalige Integrationsbeauftragte des DFB stellt sich aber gegen pauschale Spielabbrüche in Zukunft.

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"Ich bin froh darüber, wie der Schiedsrichter mit den Spielern umgegangen ist und wie die Fans und Vereine auf die Situation reagiert haben. Das war vorbildlich", sagte Cacau gegenüber SPOX und GOAL. Er selbst wurde von einem Freund auf den Vorfall aufmerksam gemacht und sei "traurig" gewesen, dass "so etwas wieder passiert ist".

Hintergrund: Am Sonntagnachmittag soll Osnabrück-Stürmer Aaron Opoku von einem 55-jährigen Fußballfan in Duisburg beim Ausführen eines Eckballs rassistisch beleidigt worden sein. Das Spiel wurde daraufhin von Schiedsrichter Nicolas Winter in der 33. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen. "Ich fand es gut, dass der Schiedsrichter im Sinne des Opfers gehandelt hat", lobte Cacau.

Für einen pauschalen Spielabbruch nach rassistischen Vorfällen ist der einstige Stuttgart-Stürmer (346 Spiele / 109 Tore) aber nicht: "Dadurch würde man einer einzigen Person eine Plattform bieten. Sie würde dann mit ihrer Aktion über tausend andere Zuschauer bestimmen."

Schließlich wolle die breite Masse den Fußball sehen und "zusammen für den Sport stehen". Der Spielabbruch in Duisburg hingegen sei eine besondere Situation gewesen, weil "das Opfer dadurch sehr betroffen war", meint Cacau.

Cacau: "Dann habe ich ihn einfach angeschaut und mit den Schultern gezuckt"

Rassismus gegenüber seiner Person habe er während seiner aktiven Zeit aber selten erlebt. "Ich habe einmal in einem Pokalspiel so eine Situation erlebt, das hat mich aber nicht so persönlich getroffen." Cacau hatte wahrgenommen, dass es nicht die Fans waren, sondern nur ein einzelner Zuschauer: "Dann habe ich ihn einfach angeschaut und mit den Schultern gezuckt. Am Ende haben wir gewonnen, ich habe zwei Tore geschossen und damit war das Thema für mich erledigt."

Wie das abgebrochene Spiel nun gewertet wird, bleibt vorerst offen. Duisburg und Osnabrück sprachen sich am Montag in einer gemeinsamen Erklärung für eine Neuansetzung aus. "Wir sind überzeugt, dass es im Sinne der Arbeit für Toleranz und Mitmenschlichkeit geboten ist, [...] im Kontext eines möglichen Wiederholungsspiels gemeinsam mit dem DFB, den Klubs und den Fans ein weiteres Zeichen der Solidarität und gegen Rassismus zu setzen", hieß es.

Rassismus in einem Amateur-Spiel: Das empfiehlt Cacau

Trotz aller Ereignisse sei es laut Cacau aber wichtig hervorzuheben, "dass die absolute Mehrheit für den Sport und für das Miteinander ist." Der Ansatz müsse weiterhin sein, die integrative Kraft des Fußballs zu stärken.

Das soll auch im Breitensport gelten. Sollte es einen ähnlichen rassistischen Vorfall in einem Amateur-Spiel geben, empfiehlt Cacau: "Wenn so etwas passiert, sollte man diese Person identifizieren, bei der Polizei anzeigen und möglichst auch des Platzes verbannen." Das sei wichtig, weil nicht überall Kameras vor Ort seien, schließlich seien die Ehrenamtlichen "auch auf die Hilfe der Zuschauer angewiesen".

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