3. Liga: Streit um Neustart eskaliert - auf dem "Weg ins Chaos"?

SID
Die 3. Liga soll trotz Widerstand am 26. Mai fortgesetzt werden.
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Auch die gespaltene 3. Liga will ihren Spielbetrieb noch im Mai wieder aufnehmen. Die Probleme im Vorfeld sind aber groß - und der Streit eskaliert zusehends.
 

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Die Fronten verhärten sich immer mehr, der Streit um den Wiederbeginn der 3. Liga eskaliert: Einen Tag nach dem Beschluss des Präsidiums des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Saison vorbehaltlich der Zustimmung der Politik am 26. Mai fortzusetzen, läuft die Lage in der gespaltenen Liga aus dem Ruder. Am Dienstag schaltete sich sogar Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff ein, der CDU-Politiker kritisierte den DFB scharf und erhob schwere Vorwürfe.

Der DFB übe "unerträglichen Druck auf Politik und Vereine" aus, sagte der 66-Jährige - angeblich habe der Verband mit Lizenzentzug gedroht, sollte ein Klub den Spielbetrieb nicht wieder aufnehmen wollen. "Das können nicht die Spielregeln in unserer Gesellschaft sein", monierte Haseloff, seine Regierung versuche "gegenzuhalten, solange die Kraft bleibt." Sämtlicher Trainings- und Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt bleibt aufgrund der Coronakrise sowohl für den Amateur- als auch den Berufssport bis zum 27. Mai untersagt.

Damit dürfen sich der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC nur in Kleingruppen von maximal fünf Personen auf den Restart der Saison vorbereiten. Der Tabellenletzte Carl Zeiss Jena aus Thüringen darf nach einer neuen Verordnung der Landesregierung vom Dienstag bis zum 5. Juni kein Mannschaftstraining absolvieren.

DFB weist Vorwürfe "mit Verwunderung" zurück

Der DFB wies die Vorwürfe aus Sachsen-Anhalt, die er "mit Verwunderung" vernommen habe, umgehend zurück. "Richtig ist, dass DFB-Präsident Fritz Keller und ich gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten telefoniert haben", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius: "Nicht, um Druck auf die Politik auszuüben. Schon gar nicht, um mit Zulassungsentzug und Konsequenzen für Vereine zu drohen, die sich gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aussprechen."

Wie gespalten die Liga ist, hatte sich schon Ende April gezeigt, als der DFB ein Stimmungsbild bei den 20 Klubs einholte. Dabei votierten zehn Vereine für eine Wiederaufnahme, acht stimmten für einen freiwilligen Abbruch der Saison. Zu den Gegnern gehört auch Waldhof Mannheim. "Ich glaube es ist ein Weg ins Chaos, den wir gerade gehen", sagte Geschäftsführer Markus Kompp am Dienstag dem SID: "Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende." Sowieso sei für den Mannheimer eine sportliche Relevanz "überhaupt nicht mehr gegeben, die Vereine trainieren seit Wochen unterschiedlich oder gar nicht".

Ein Hinderungsgrund für den Neustart ist dies für den DFB jedoch nicht, der Verband hatte schon am Dienstagmorgen auf SID-Anfrage mitgeteilt: "Jeder Klub ist in der Pflicht, eigenständig Optionen zu prüfen. Der DFB unterstützt hierbei, soweit von den Klubs gewünscht und zugelassen." Und so zieht der Verband für die verbleibenden elf Spieltage, die ab dem 26. Mai ausschließlich in Englischen Wochen bis zum 30. Juni durchgezogen werden sollen, auch Ausweichspielorte für die Klubs in Betracht.

Auch darüber hinaus ist die Situation in der 3. Liga verzwickt genug. Bei Geisterspielen fallen die Ticketerlöse als Haupteinnahmequelle der Klubs weg, die TV-Einnahmen sind vergleichsweise gering. Dazu kommt, dass das verbindliche Hygienekonzept, das sich sehr stark an dem zum Neustart in der Bundesliga und der 2. Liga orientiert, die Vereine zusätzlich vor große finanzielle und logistische Herausforderungen stellt.

Andererseits wäre bei einem Abbruch, so hatte Ingolstadts Sportchef Michael Henke zuletzt gemahnt, "die Liga kaputt". Vor allem die bayerischen Klubs machen sich für eine Fortführung stark. "Die 3. Liga wäre bei einem freiwilligen Saisonabbruch in ihrer kompletten Struktur als Profiliga gefährdet und in Frage gestellt", warnte auch Curtius und fragte in Richtung der Fortsetzungs-Gegner: "Kann man nicht oder will man nicht?"

Über einen Abbruch müsste der Außerordentliche DFB-Bundestag am 25. Mai entscheiden - einen Tag vor dem geplanten Wiederbeginn. Ein Ende des Streits ist noch lange nicht in Sicht.

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