Deutschland stolpert zur erfolgreichen WM-Generalprobe: Lasst das mal den Jogi machen

Joachim Löw steht vor seiner dritten WM als DFB-Trainer.
© getty

Deutschlands WM-Generalprobe ist geglückt - wenn auch mit Stolpern und Straucheln. Ein Gradmesser war der knappe Sieg gegen Russlands Auftaktgegner Saudi-Arabien nicht.

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"Wir haben es in einigen Bereichen nicht gut gemacht, sind in Konter gelaufen, die Lücken waren zu groß. Aber wir sind eine Turniermannschaft. Wir haben noch eine Woche Zeit und werden gut vorbereitet sein. Da braucht sich Deutschland keine Sorgen zu machen", sagte Marco Reus, der in seinen 57 Minuten Spielzeit erneut unterstrich, wie wichtig er für diese Mannschaft werden kann.

Reus blickt wie der Rest des Teams entspannt in Richtung Russland. Denkt man an all die Testspiele vor großen Turnieren unter Löw, muss man sich wohl keine Sorgen machen. Lediglich vor der WM 2010 in Südafrika gewann das DFB-Team alle drei Vorbereitungsspiele.

Die Testspiele unmittelbar vor großen Turnieren unter Jogi Löw

Anstehendes TurnierTestspiel-GegnerErgebnis aus deutscher Sicht
EM 2008Weißrussland2:2
EM 2008Serbien2:1
WM 2010Malta3:0
WM 2010Ungarn3:0
WM 2010Bosnien-Herzegowina3:1
EM 2012Schweiz3:5
EM 2012Israel2:0
WM 2014Polen0:0
WM 2014Kamerun2:2
WM 2014Armenien6:1
EM 2016Slowakei1:3
EM 2016Ungarn2:0

Sami Khedira: "Die Mannschaft wird ihr Potenzial abrufen"

Zu hoch sollte man den teils schwachen Auftritt in Leverkusen also nicht hängen, zumal das Team die gewohnten spielerischen Lichtblicke zeigte. Jerome Boateng kehrte nach einer Verletzungspause zurück, Toni Kroos stieß erst vor wenigen Tagen zum Team, auch die Müdigkeit nach einem solchen Trainingslager ist nicht zu unterschätzen. Allzu vielsagend war der Test gegen die Saudis demnach nicht.

Sami Khedira wirkte am ARD-Mikrofon sogar richtig überrascht von der Frage, ob das WM-Ziel oder gar die Gruppenphase in Gefahr sei. "Wir haben pflichtbewusste Spieler, die wissen, worauf es ankommt", sagte er - wohl wissend, dass noch nicht alle Mannschaftsteile harmonieren: "In der zweiten Hälfte haben wir so gut wie alles vermissen lassen."

Dennoch war auch er weit entfernt von Panikmache: "Wir müssen uns jetzt erholen und ab Dienstag konzentriert vorbereiten und Details abstimmen. Die Mannschaft hat viel Potenzial und wird es abrufen."

Joachim Löw unzufrieden, aber nicht beunruhigt

Ein Blick auf die Ersatzbank verriet: wirklich zufrieden war Löw nicht. Der saß dort nämlich nicht, gestikulierte stattdessen immer wieder wild in Richtung Spielfeld. Ein wenig mehr Dominanz hätte er wohl doch von seiner Mannschaft erwartet. Kurz vor Schluss hätte die DFB-Elf beinahe noch den Ausgleich gegen im Grunde harmlose Saudis kassiert.

Die Offensive spielte zahlreiche Angriffsaktionen nicht konsequent zu Ende, die Defensive rückte nicht nach. Es entstanden Freiräume, wie man sie zuletzt schon gegen Österreich bestaunen konnte. Hinzu kamen viele einfache Ballverluste im Kombinationsspiel auf engem Raum.

Trotz all der Negativpunkte und des vielen Haareraufens zeigte sich Löw nach Abpfiff der Partie so entspannt wie zuvor: "Ich mache mir keine Sorgen. Ich weiß, dass wir uns steigern müssen. Aber wenn das Turnier beginnt, werden wir da sein." Das Vertrauen in die Turniermannschaft Deutschland ist groß. Angesichts der Qualität des Kaders sowie der Historie ist das sogar legitim.

Eine gefühlte Niederlage gegen Saudi-Arabien kann dem Team vor dem Auftakt gegen Mexiko am 17. Juni sogar den letzten Schliff verleihen. Neun Tage Regeneration, Detailabstimmung und die WM kann kommen. Im Grunde gilt wie vor jedem Turnier die Maxime: Lasst das mal den Jogi machen.

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