Kommentar zum DFB-Team: Löw sollte sich nicht länger selbst im Weg stehen

Joachim Löw ist seit 2006 Bundestrainer.
© imago images / Schüler

Spiele kann die deutsche Nationalmannschaft also noch gewinnen. Aber auch Sympathien bei den Zuschauern? Die fußballerische Darbietung beim 2:1 gegen die Ukraine (Hier gibt es die Video-Highlights) war vieles, nur keine Einladung, um optimistisch gen EM zu blicken. Dabei liegt die Lösung für eines der größten Probleme auf der Hand. Ein Kommentar.

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Joachim Löw hat nicht Unrecht, wenn er behauptet, Ergebnisse seien im Vorfeld eines großen Turniers zweitrangig. Das sind sie bei allem Respekt vor dem Wirrwarr um Auf- und Abstiege in der Nations League auch, anderenfalls könnten sich der Bundestrainer und die übrigen Verantwortlichen beim DFB jetzt ja mit dem Argument schmücken, seit neun Spielen keine Niederlage mehr kassiert zu haben.

Das zu tun, wäre jedoch vermessen. Denn die Ergebnisse, die Löws Mannschaft seit dem Umbruch nach der WM-Blamage 2018 einfährt, sagen wenig über ihre fußballerische Entwicklung aus. Im Gegenteil: Die Ergebnisse sind besser als das, was sich auf dem Rasen abspielt.

Nicht grundlos urteilte ARD-Experte Bastian Schweinsteiger schon vor dem Spiel am Samstagabend in Kiew, man könne sich als Zuschauer mit dem DFB-Team "nicht mehr so richtig identifizieren". Ja, der Bastian Schweinsteiger, einer von Löws früheren Lieblingen, der im Gegensatz zu Lothar Matthäus und anderen Mitgliedern der Klasse von 1990 noch nicht weit weg ist von der Nationalmannschaft. Und er hat vollkommen recht.

DFB-Team: Fünf Abwehrspieler sind einer zu viel

Das Identifikationsproblem mag in Teilen auch dem um ein paar Weltmeister-Kumpanen von Schweinsteiger gekürzten Personal geschuldet sein. Mehr aber liegt es an der nicht für Begeisterung sorgenden Spielphilosophie, die auf einer von Partie zu Partie fragwürdiger erscheinenden taktischen Grundordnung basiert.

Auch gegen die Ukraine, von unzähligen Corona-Fällen heimgesucht und drei Tage zuvor mit sieben Gegentoren von Frankreich deklassiert, hielt Löw es für sinnvoll, drei Innenverteidiger aufzustellen und damit seiner Offensive eine Anspielstation zu nehmen.

Dafür, dass mit Matthias Ginter, Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg insgesamt sogar fünf gelernte Abwehrspieler in der Anfangsformation standen, kam die deutsche Elf zu mehr Torabschlüssen als ihr auf dem Papier zuzutrauen war. Es war letztlich aber nur die Ukraine, die durch zwei alles andere als herauskombinierte Tore bezwungen wurde.

DFB-Team: Löw sollte die Stärke seiner Mannschaft stärken

Und weil die Dreier- respektive Fünferabwehrkette selbst gegen einen derart limitierten Kontrahenten auch noch defensive Makel offenbarte, ließ sich das von Löw im Zuge des Umbruchs eingeführte System zum wiederholten Male als anfällig einstufen.

Die Lösung des Problems liegt auf der Hand: Der Bundestrainer sollte sich nicht weiter selbst im Weg stehen, indem er auf ein System setzt, das nicht zu seiner Mannschaft passt. Er sollte zur Viererabwehrkette zurückkehren und damit die eigentliche Stärke, das Spiel nach vorne, mit zwei starken Außen und genügend Anspielstationen im Mittelfeld stärken.

Ansonsten drohen nicht nur weitere inspirationslose Vorstellungen und damit einhergehende Sympathieverluste bei den Zuschauern, es droht auch das frühe Aus in der Gruppenphase der EM. Da geht es nämlich nicht gegen die Ukraine oder die Türkei, es geht gegen Frankreich und Portugal.

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