"Auch wenn er mich jetzt anruft und beschimpft!" Matthias Sammer teilt aus

Von SID/SPOX
Matthias Sammer vermisst in der Führungsriege des DFB den Sachverstand von ehemaligen Profis.
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Der frühere Europameister Matthias Sammer vermisst in der Führungsriege des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Sachverstand von ehemaligen Profis. "Es ärgert mich kolossal, dass man auf diese Expertise nicht zurückgreift", sagte der Berater von Borussia Dortmund dem kicker (Montagausgabe).

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Beim Verband gehe es laut Sammer "um Eitelkeiten, um Positionen, weniger um Kompetenz". Der neue Präsident Bernd Neuendorf oder Vize Hans-Joachim Watzke seien "gute Leute, aber ich hätte gerne jemanden da, der aus der Praxis weiß, wie es geht und riecht, der selbst mal Weltmeister oder Champions-League-Sieger war", meinte der 54-Jährige.

Als mögliche Kandidaten nannte er Rekordnationalspieler Lothar Matthäus oder Rudi Völler, "auch wenn er mich jetzt vielleicht anruft und beschimpft". Außerdem kämen Michael Ballack, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger aus seiner Sicht in Frage.

"Das sind alles Leute, die müssen beim DFB nicht Präsident werden, aber warum schafft man nicht eine Stelle als Vize-Präsident, um Ausdruck, Gesicht und Haltung zu bekommen?"

Matthäus pflichtet Sammer bei. "Der DFB hat offensichtlich kein Interesse daran, verdiente Spieler einzubinden", schrieb der 61-Jährige in seiner Sky-Kolumne "So sehe ich das", "das geht seit Jahrzehnten so. Wieso das so ist, müsste man diejenigen Fragen, die es entscheiden." Allein die Außenwirkung bei internationalen Terminen und Zusammenkünften von Gremien in aller Welt "wäre eine ganz andere, wenn hier ein ehemaliger Weltklassespieler für den DFB mit von der Partie wäre", so Matthäus.

Lahm allerdings ist Geschäftsführer der DFB EURO GmbH für die Heim-EM 2024. In Celia Sasic gehört dem 15-köpfigen Präsidium aktuell jedoch nur eine einzige ehemalige Nationalspielerin an, ein früherer Nationalspieler ist nicht darunter.

Sammer rät Flick zu noch mehr Erfahrung

Auch Bundestrainer Hansi Flick würde Sammer neben Geschäftsführer Oliver Bierhoff "noch weitere Erfahrung in Form von Ex-Profis" wünschen. "Wer sich dem verschließt, der muss reich an Wissen sein", sagte er mahnend.

Die Nationalelf sieht er dennoch auf einem guten Weg. "Wenn man die Mannschaft durchgeht, sind wir gut aufgestellt, vielleicht fehlt nur ein klassischer Mittelstürmer. Ich habe Vertrauen in Hansi Flick und ich glaube, dass wir eine sehr gute, interessante und konkurrenzfähige Mannschaft haben. Und wenn ich die Konkurrenz betrachte, sehe ich keine, die erheblich besser ist als wir", sagte er. Bei der WM in Katar (21. November bis 18. Dezember) sehe er "alle Möglichkeiten".

BVB: Sammer warnt vor Euphorie

Außerdem warnte Sammer angesichts der erfolgreichen Transferpolitik vor zu viel Euphorie bei Borussia Dortmund. "Vielleicht bin ich da der Partycrasher, wir müssen härter zu uns werden", sagte der BVB-Berater: "Eine Euphorie darf sich gerne auf einem stabilen Fundament aus Leistung entwickeln - dann bin ich auch der Partyhengst."

Auch er sehe "einen gewissen Aufbruch", meinte der Europameister von 1996, warne aber "vor euphorischen Denkweisen". Die Borussia müsse "das Thema Leistungskultur in Zukunft in den Mittelpunkt stellen, daran arbeiten und Stabilität zeigen - nicht nur wenn die Sonne scheint, sondern auch wenn es regnet. Das müssen wir verbessern." Gut sei nicht gut genug, "solange besser möglich ist".

Von den Profis um Kapitän Marco Reus erwartet Sammer (54) in Sachen Führung eine Steigerung. "Die Mannschaft hat sich in den Leben-oder-sterben-Spielen nicht bewiesen, da müssen wir Ansätze wählen, um dem Gegner das Gefühl zu geben, dass sich Borussia Dortmund niemals aufgibt." Es wäre sein "größter Wunsch, "dass sich in sportlicher wie auch in gruppendynamischer Hinsicht etwas tut".

Der BVB werde zwar "zu Recht" für seine Transfers gelobt, ergänzte Sammer: "Aber, auch wenn ich mich wiederhole, wir haben immer noch keinen Punkt gewonnen. Ich warne davor, sich nur auf diese neuen Namen zu verlassen - die gesamte Truppe wird Topleistungen bringen müssen."

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