"Weißbier-Waldi!" "Scheißdreck!": Chronik eines legendären TV-Ausrasters

 
02-voeller-waldi-imago_600x347

Vor ziemlich genau 18 Jahren sorgte ein WM-Quali-Spiel gegen Island für ein Interview mit Rudi Völler, das bis heute Kult ist. Stichwort: "Tiefpunkt", "Scheißdreck" und "Weißbier-Waldi". SPOX blickt zurück.

Cookie-Einstellungen
Rudi Völler, Waldemar Hartmann, DFB-Team, Deutschland, Island
© getty

Am Mittwochabend trifft die Deutsche Nationalmannschaft in der WM-Quali auf Island (20.45 Uhr im LIVETICKER). Dabei werden Erinnerungen wach an einen der wohl legendärsten TV-Momente der deutschen Fußball-Geschichte.

Vor ziemlich genau 18 Jahren sorgte ein WM-Quali-Spiel gegen eben diese Isländer nämlich für ein Interview, das bis heute Kult ist. Stichwort: "Tiefpunkt", "Scheißdreck" und "Weißbier-Waldi". SPOX blickt zurück.
© imago images

Vor ziemlich genau 18 Jahren sorgte ein WM-Quali-Spiel gegen eben diese Isländer nämlich für ein Interview, das bis heute Kult ist. Stichwort: "Tiefpunkt", "Scheißdreck" und "Weißbier-Waldi". SPOX blickt zurück.

HINTERGRUND: Im September 2003 reiste die DFB-Elf nach Island, um einen weiteren Schritt Richtung EM-Quali 2004 zu gehen. Im Fußballstadion der isländischen Hauptstadt Reykjavik warteten 7065 Zuschauer und ziemlich mieses Wetter …
© getty

HINTERGRUND: Im September 2003 reiste die DFB-Elf nach Island, um einen weiteren Schritt Richtung EM-Quali 2004 zu gehen. Im Fußballstadion der isländischen Hauptstadt Reykjavik warteten 7065 Zuschauer und ziemlich mieses Wetter …

...auf Bundestrainer Rudi Völler. Deutschland hatte ein Jahr zuvor bei der WM in Japan und Südkorea den Titel denkbar knapp verpasst. So startete die DFB-Elf: Kahn - Baumann, Friedrich, Wörns - Ballack, Kehl, Rahn, Ramelow - Schneider, Klose, Neuville.
© getty

...auf Bundestrainer Rudi Völler. Deutschland hatte ein Jahr zuvor bei der WM in Japan und Südkorea den Titel denkbar knapp verpasst. So startete die DFB-Elf: Kahn - Baumann, Friedrich, Wörns - Ballack, Kehl, Rahn, Ramelow - Schneider, Klose, Neuville.

DAS SPIEL: Beide Teams begannen sehr hektisch. Island - damals Tabellenführer der EM-Quali-Gruppe - stand defensiv kompakt und verließ sich offensiv auf Chelsea-Stürmer Eidur Gudjohnsen, der Wörns & Co. immer wieder in Schwierigkeiten brachte.
© getty

DAS SPIEL: Beide Teams begannen sehr hektisch. Island - damals Tabellenführer der EM-Quali-Gruppe - stand defensiv kompakt und verließ sich offensiv auf Chelsea-Stürmer Eidur Gudjohnsen, der Wörns & Co. immer wieder in Schwierigkeiten brachte.

Die DFB-Elf hingegen wirkte im Aufbauspiel überwiegend ideenlos. Ballack ließ sich immer wieder zurückfallen und holte Bälle bei Oliver Kahn ab, Stürmer Miroslav Klose traf in der 50. Minute nach einem Kopfball den Pfosten. Das Spiel blieb torlos.
© getty

Die DFB-Elf hingegen wirkte im Aufbauspiel überwiegend ideenlos. Ballack ließ sich immer wieder zurückfallen und holte Bälle bei Oliver Kahn ab, Stürmer Miroslav Klose traf in der 50. Minute nach einem Kopfball den Pfosten. Das Spiel blieb torlos.

NACH DEM SPIEL: Kapitän Oliver Kahn stellte sich den Fragen der Journalisten und fand ein klares Fazit: "Wir haben uns heute nicht mit Ruhm bekleckert". Auch Ballack resümierte: "Das Verständnis untereinander fehlt noch, da ist keine Harmonie."
© getty

NACH DEM SPIEL: Kapitän Oliver Kahn stellte sich den Fragen der Journalisten und fand ein klares Fazit: "Wir haben uns heute nicht mit Ruhm bekleckert". Auch Ballack resümierte: "Das Verständnis untereinander fehlt noch, da ist keine Harmonie."

Die aufregendsten Szenen geschahen aber erst in den Katakomben des "Laugardalsvöllur". ARD-Moderator Gerhard Delling analysierte mit Experte Günter Netzer das Spiel und kritisierte scharf …
© imago images

Die aufregendsten Szenen geschahen aber erst in den Katakomben des "Laugardalsvöllur". ARD-Moderator Gerhard Delling analysierte mit Experte Günter Netzer das Spiel und kritisierte scharf …

"Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Fernsehunterhaltung steckt in einer tiefen Krise", sagte Delling, Netzer antwortete: "Ja, das ist ein Tiefpunkt." Völler wartete zu diesem Zeitpunkt auf sein Interview und musste sich die Analyse mit anhören.
© imago images

"Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Fernsehunterhaltung steckt in einer tiefen Krise", sagte Delling, Netzer antwortete: "Ja, das ist ein Tiefpunkt." Völler wartete zu diesem Zeitpunkt auf sein Interview und musste sich die Analyse mit anhören.

DAS INTERVIEW: Im Gespräch mit ARD-Moderator Waldemar Hartmann kritisierte Völler vor allem die zweite Halbzeit: "Da haben wir viel zu behäbig gespielt, uns eindeutig zu wenig bewegt."
© imago images

DAS INTERVIEW: Im Gespräch mit ARD-Moderator Waldemar Hartmann kritisierte Völler vor allem die zweite Halbzeit: "Da haben wir viel zu behäbig gespielt, uns eindeutig zu wenig bewegt."

Nach einer weiteren Frage wechselte Völler jedoch das Thema und schoss gegen Delling und Netzer: "Delling, das ist eine Sauerei, was der sagt. Die Geschichte mit dem Tiefpunkt, und nochmal ein Tiefpunkt. Und noch ein niedrigerer Tiefpunkt."
© imago images

Nach einer weiteren Frage wechselte Völler jedoch das Thema und schoss gegen Delling und Netzer: "Delling, das ist eine Sauerei, was der sagt. Die Geschichte mit dem Tiefpunkt, und nochmal ein Tiefpunkt. Und noch ein niedrigerer Tiefpunkt."

Völler könne nicht verstehen, woher sie "überhaupt das Recht nehmen, so etwas zu sagen", und polterte weiter: "Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, muss ich ganz ehrlich sagen."
© imago images

Völler könne nicht verstehen, woher sie "überhaupt das Recht nehmen, so etwas zu sagen", und polterte weiter: "Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, muss ich ganz ehrlich sagen."

Auf Dellings "Fernsehunterhaltung"-Aussage hatte Völler ebenfalls die passende Antwort parat: "Dann soll er doch Samstagabend 'Wetten, dass' machen und den Gottschalk ablösen. Wechsel den Beruf! Ist besser!" Spoiler: Delling blieb bis 2019 bei der ARD.
© imago images

Auf Dellings "Fernsehunterhaltung"-Aussage hatte Völler ebenfalls die passende Antwort parat: "Dann soll er doch Samstagabend 'Wetten, dass' machen und den Gottschalk ablösen. Wechsel den Beruf! Ist besser!" Spoiler: Delling blieb bis 2019 bei der ARD.

Und Netzer bekam ebenfalls sein Fett weg: "Der Günter, was die früher für einen Scheiß gespielt haben, da konntest du doch früher überhaupt nicht hingehen, die haben doch Standfußball gespielt."
© imago images

Und Netzer bekam ebenfalls sein Fett weg: "Der Günter, was die früher für einen Scheiß gespielt haben, da konntest du doch früher überhaupt nicht hingehen, die haben doch Standfußball gespielt."

Waldemar Hartmann wollte daraufhin das Gespräch etwas entschärfen, Völler lief da aber erst richtig heiß: "Die Schärfe bringt ihr doch rein. Müssen wir uns denn alles gefallen lassen? Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier …
© getty

Waldemar Hartmann wollte daraufhin das Gespräch etwas entschärfen, Völler lief da aber erst richtig heiß: "Die Schärfe bringt ihr doch rein. Müssen wir uns denn alles gefallen lassen? Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier …

… getrunken." Es könne doch keiner verlangen, dass man Island auswärts 5:0 wegputze. Völler ließ damals raus, was ihm "schon lange auf der Seele" lag. Wenig später beendete Hartmann das Gespräch mit gut gewählten Worten …
© getty

… getrunken." Es könne doch keiner verlangen, dass man Island auswärts 5:0 wegputze. Völler ließ damals raus, was ihm "schon lange auf der Seele" lag. Wenig später beendete Hartmann das Gespräch mit gut gewählten Worten …

… und brachte Völler noch einmal zum Lächeln: "Wenn die deutsche Mannschaft so viel Elan und so viel Feuer und so viel Verve hätte wie ihr Teamchef, müssten wir nicht noch zwei Heimspiele lang zittern."
© imago images

… und brachte Völler noch einmal zum Lächeln: "Wenn die deutsche Mannschaft so viel Elan und so viel Feuer und so viel Verve hätte wie ihr Teamchef, müssten wir nicht noch zwei Heimspiele lang zittern."

DIE FOLGEN: Nach dem Spiel meldete sich auch Deutschlands Fußball-Legende Franz Beckenbauer zu Wort und nahm Völler in Schutz: "Das hatte sich bei Rudi aufgestaut, das ist menschlich. Der Gaul ist mit ihm durchgegangen."
© getty

DIE FOLGEN: Nach dem Spiel meldete sich auch Deutschlands Fußball-Legende Franz Beckenbauer zu Wort und nahm Völler in Schutz: "Das hatte sich bei Rudi aufgestaut, das ist menschlich. Der Gaul ist mit ihm durchgegangen."

Der Nationaltrainer entschuldigte sich am Tag nach dem Spiel auch direkt für seine Wortwahl, in der Sache stand er jedoch zu seinen Aussagen. Musikalische Folgen hatte der Abend in Reykjavik ebenfalls. Der WDR vertonte verschiedene Aussagen im …
© imago images

Der Nationaltrainer entschuldigte sich am Tag nach dem Spiel auch direkt für seine Wortwahl, in der Sache stand er jedoch zu seinen Aussagen. Musikalische Folgen hatte der Abend in Reykjavik ebenfalls. Der WDR vertonte verschiedene Aussagen im …

… Song "Es gibt nur ein Rudi Völler". Noch besser erwischte es dagegen Völlers Interview-Partner Waldemar Hartmann, der nach dem Vorfall den Spitznamen "Weißbier-Waldi" verliehen bekam und einen …
© imago images

… Song "Es gibt nur ein Rudi Völler". Noch besser erwischte es dagegen Völlers Interview-Partner Waldemar Hartmann, der nach dem Vorfall den Spitznamen "Weißbier-Waldi" verliehen bekam und einen …

... zehnjährigen Werbevertrag mit einer Brauerei unterschrieb. Er sagte rückblickend: "Rudi hat mir mit einem einzigen Fernsehinterview meine Altersvorsorge gesichert."
© imago images

... zehnjährigen Werbevertrag mit einer Brauerei unterschrieb. Er sagte rückblickend: "Rudi hat mir mit einem einzigen Fernsehinterview meine Altersvorsorge gesichert."