DFB-Machtkampf: Keller und Curtius wollen sich in letztem Versuch zusammenraufen

SID
Friedrich Curtius und Fritz Keller: Die beiden Streithähne wollen es beim DFB noch einmal versuchen.
© getty

Der Machtkampf im DFB endet vorläufig unentschieden: Präsident Fritz Keller und sein Generalsekretär Friedrich Curtius wollen sich ein letztes Mal zusammenraufen.
 

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Überraschendes Patt im DFB-Machtkampf: Ein letztes Zusammenraufen der Alphafiguren Fritz Keller und Friedrich Curtius soll beim Deutschen Fußball-Bund die totale Eskalation verhindern. Der Präsident und sein Generalsekretär werden "unverzüglich letztmalig einen gemeinsamen Versuch unternehmen, Regeln und Rollen für eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und festzulegen", teilten beide nach einer sechsstündigen Krisensitzung am Freitag gemeinsam mit.

Beide Seiten können nach dem mit Spannung erwarteten Showdown somit ihr Gesicht wahren und müssen vorerst keine persönlichen Konsequenzen ziehen. Doch schon die Formulierung zeigt: Es wird ein Burgfrieden auf tönernen Füßen. Das Vorgehen werde aber "von allen Präsidiumsmitgliedern ausdrücklich und einstimmig unterstützt", hieß es.

Durch gegenseitig vorgebrachte Anschuldigungen und diskreditierende Informationen, die in den vergangenen Wochen von beiden Fraktionen geschickt an die Medien weitergegeben wurden, war der Konflikt zwischen Keller und Curtius immer weiter hochgekocht. Zuletzt hatte die DFL Partei für Keller ergriffen und Curtius aufgrund fehlenden Vertrauens von Sitzungen des Ligaverbandes ausgeschlossen.

Der Machtkampf schwelt seit Monaten, die Gräben im Verband sind tief: Während Curtius etwa auf die Unterstützung vieler Amateurvertreter um Vizepräsident Rainer Koch und Schatzmeister Stephan Osnabrügge zählen durfte, stärkten Vertreter des Profifußballs Keller den Rücken.

Hat Curtius der Presse Interna gesteckt?

Curtius solle über Dritte Informationen an Medien übermittelt haben, "die darauf gerichtet waren, das Ansehen der DFL zu beschädigen", zitierten die Bild-Zeitung und die Süddeutsche Zeitung aus einem DFL-Schreiben. Aber auch Kellers Standing war durch immer wieder durchgesickerte Interna massiv beschädigt worden.

Am Freitag kam es dann zum Showdown, bei dem Keller sämtliche Vorwürfe, Behauptungen und Tatsachen bei der Sitzung des 18-köpfigen Präsidiums auf den Tisch bringen wollte, die zum verlorenen Vertrauen in Curtius geführt hatten. Der 63-jährige Keller, der sein Amt im September 2019 übernommen hat, soll im Präsidium sogar um grünes Licht für einen internen Untersuchungsausschuss gekämpft haben. Zahlreiche Mitglieder hatten sich aber schon zuvor dagegen positioniert - und damit gegen Keller.

Lange vor der Präsidiumssitzung schien klar, dass personelle Veränderungen in der DFB-Chefetage - die zum Teil auch durch die diversen juristischen Ermittlungen belastet ist - unumgänglich sind. Diese bleiben zunächst aus. Dennoch ist schwer vorstellbar, dass Koch (vorgesehen für das UEFA-Exekutivkomitee) und der Keller-Vertraute Peter Peters (Anwärter auf einen Platz im FIFA-Council) den DFB zukünftig mit einer gemeinsamen Linie in den internationalen Gremien vertreten.

Ursachen des Konflikts gibt es dem Vernehmen nach viele. Ein zentraler Streitpunkt soll der Umgang mit dem Wirken der externen Ermittler der Firma Esecon gewesen sein, die seit mehr als eineinhalb Jahren im Verband zugange sind. Ende Januar soll ihr Bericht zur sogenannten Generalinventur vorliegen, inklusive neuer Erkenntnisse zu den Ungereimtheiten rund um die Vergabe der WM-Endrunde 2006.

Der kicker berichtete von insgesamt sechs "Anklagepunkten" Kellers gegen Curtius. Sie reichten offenbar nicht oder noch nicht aus, um den Präsidenten als Gewinner aus dem Machtkampf hervorgehen zu lassen.

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