Lothar Matthäus über WM-Jubiläum: "Wollen den DFB nicht dabei haben"

Von SPOX
Matthäus will das WM-Jubiläum ohne den DFB feiern.
© imago images / Colorsport

Die deutsche Weltmeistermannschaft von 1990 wird sich in dieser Woche in der Toskana treffen, um das 30-jährige Jubiläum des Triumphs von Italien zu feiern. Der DFB soll in den Planungen der Feierlichkeiten allerdings keine Rolle spielen, was Ehrenspielführer Lothar Matthäus (59) mit einem "kleinen Bruch" zwischen den Parteien begründet.

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"Wir wollen den DFB gar nicht dabeihaben", sagte der ehemalige Weltklassespieler bei Sky. In Bild erläuterte Matthäus den Sachverhalt: "Der DFB hat das 30-jährige Jubiläum vergessen. Termine mit Curtius (Generalsekretär; die Red.) und Keller (Präsident; die Red.) zu dem Thema wurden mir kurzfristig abgesagt. Und dann habe ich nichts mehr gehört. Außer, dass der DFB ein Essen bei einem EM-Spiel in München machen wollte."

Dies reichte den Weltmeistern offenbar als Zeichen der Wertschätzung nicht aus, sodass das Treffern, an dem sich auch die Weltmeister von 1974 und 2014 beteiligen, selbstständig organisiert und auch finanziert wird. "Es geht nicht um den großen Bruch. Aber der DFB muss auf uns zukommen", ergänzte Matthäus.

Insbesondere zwei Punkte stießen Matthäus negativ auf. Einerseits störte er sich am Umgang des DFB mit Franz Beckenbauer im Zuge der Affäre um die Vergabe der Heim-WM im Jahr 2006. "Franz wurde im Regen stehen gelassen", monierte Matthäus das Verhalten des Verbandes.

Hinzu kommt der Umgang des DFB mit ehemaligen Nationalspielern: "Wir bekommen keine Freikarten mehr für Länderspiele, weil der DFB diese versteuern müsste. Dann fliegen sie 178 Kilometer zu einem Länderspiel. Das versteht keiner mehr."

DFB reagiert mit Verständnis

Der DFB reagierte mit Verständnis auf die Kritik von Matthäus. Man sei sehr stolz, dankbar und empfinde großen Respekt für die ehemaligen Spielerinnen und Spieler der Nationalmannschaften und ihre Erfolge. Oliver Bierhoff sagte der Bild: "Dass Lothar Gesprächsbereitschaft gezeigt hat, hat mich besonders gefreut. Ich hoffe, dass man wieder zusammen kommt. Der deutsche Fußball hat diesen Spielern viel zu verdanken."

"Umso mehr können wir nachvollziehen, dass unsere Mitteilung, ehemalige Nationalspieler nicht mehr zu Länderspielen einladen zu können, keinen Beifall findet. Auch wir bedauern dies sehr", teilte der DFB auf SID-Anfrage mit.

Anderseits habe sich der DFB dazu "verpflichtet, alles zu tun, um in der breiten Öffentlichkeit verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Dazu gehören auch solche Entscheidungen, die aus heutiger rechtlicher und steuerlicher Sicht leider alternativlos sind", hieß es in der Stellungnahme.

"Wir sind überzeugt, dass wir im Austausch Wege finden, gebührende Begegnungen zu ermöglichen - der DFB, die Nationalmannschaft und alle (ehemaligen) Nationalspieler", teilte der DFB zudem mit.

Keller: "Vielleicht ein Missverständnis"

Mittlerweile meldete sich auch DFB-Präsident Fritz Keller zu Wort. "Corona-Zeiten, in denen die Zahlen hochschnellen, sind vielleicht auch nicht die richtigen Zeiten, um eine größere, freudige Veranstaltung zu feiern. Wir wissen aber, was wir an unseren Sieger-Nationalmannschaften haben", sagte er.

Beim Besuch einer Jugendstrafanstalt zeigte sich das Oberhaupt des Deutschen Fußball-Bundes milde gestimmt. "Das werden wir gebührend nachholen", versprach er und schob nach: "Sie dürfen auch gerne mal alleine feiern. Vielleicht ist da auch ein kleines Missverständnis dabei."