DFB-Team: Leroy Sanes Leid ist Timo Werners Chance - oder doch nicht?

In Abwesenheit von Leroy Sane könnte sich Timo Werner seinen Startplatz im DFB-Team zurückholen.
© getty

Leroy Sane wird im Kreise der deutschen Nationalmannschaft schmerzlich vermisst. Die Zuversicht, den mehrmonatigen Ausfall des Ex-Schalkers zu kompensieren, ist dennoch groß. Bundestrainer Joachim Löw bieten sich viele Optionen - nicht nur Timo Werner.

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Mit zwei Siegen gegen die Niederlande und Nordirland würde das DFB-Team einen großen, womöglich vorentscheidenden Schritt in Richtung Europameisterschaft machen. Unabhängig von den nackten Resultaten wäre eine erfolgreiche Länderspielpause aber auch ein Manifest der eigenen Kaderstärke. Mit Leroy Sane fehlt der Mannschaft von Joachim Löw in Hamburg und Belfast nämlich der Spieler, der es zuletzt wohl besser verstand als jeder andere, den Unterschied in des Gegners Hälfte auszumachen.

Nicht grundlos sagte Oliver Bierhoff, der Direktor der Nationalmannschaften, am Dienstag: "Wir vermissen Leroy." Und nicht grundlos bezeichnete Löw den Kreuzbandanriss des Profis von Manchester City als "extrem ärgerlich". Denn: "Er hat die Gabe, gegnerische Defensiven mit seiner Schnelligkeit und Unberechenbarkeit zu destabilisieren."

Beim DFB machen sie dieser Tage aber nicht unbedingt den Eindruck, als würde sie der Sane-Ausfall in eine Schockstarre versetzen. Wozu auch? Bei all der Klasse, die Sane besitzt, ist er zweifelsfrei nicht der einzige Kicker in Deutschland, dessen Spiel sich durch Dynamik und Fantasie auszeichnet. Löw hat genug andere Optionen, auf die er wegen Sanes Leistungsexplosion zuletzt verzichtete.

Erste Alternativ für Sane: Timo Werner ist in Topform

Zuallererst wäre da Timo Werner zu nennen. Der wirkt nach seiner Vertragsverlängerung bei RB Leipzig wie ausgewechselt, will laut eigener Aussage aber auch schon vor Monaten genauso akribisch an der eigenen Torgefährlichkeit gearbeitet haben.

"Ich gebe immer alles auf dem Platz. Weder hat mich das Zukunftsthema vor der Verlängerung beirrt noch beflügelt es mich jetzt besonders", sagte der wie Sane lange vom FC Bayern umworbene Angreifer nach dem ersten Training der Woche im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli - und widersprach damit den Aussagen seines Vorredners Bierhoff, heikle Vertragsthemen könne man auch als Profi "nicht vollständig" ausblenden.

Werner hinterließ im Gegensatz zur Länderspielpause im Juni zumindest einen tiefenentspannten Eindruck. Damals war er beim 8:0-Schützenfest gegen Estland lediglich zu einem Kurzeinsatz gekommen, hatte mit einem Tor aber auch seine Jokerqualitäten unter Beweis gestellt. Löw weiß: Auf Werner ist immer Verlass, zur Not auch als Bankspieler, der erst ab der 60. Minute mit seiner Schnelligkeit den müde gespielten Gegnern davonläuft.

Ohne Leroy Sane: Welches System bevorzugt Löw?

Aus diesem Grund muss der Sane-Ausfall dem gebürtigen Stuttgarter nicht zwangsläufig einen Stammplatz einbringen. Denn Löw gilt nach wie vor als Freund des kontrollierten Passspiels und hat mit Serge Gnabry einen ähnlich dynamischen, aber technisch noch stärkeren Stürmer in seinen Reihen. Bierhoff verwies am Donnerstag deshalb auch auf Akteure wie den Leverkusener Kai Havertz und die Dortmunder Julian Brandt und Marco Reus. Letzterer dürfte gegen die Niederländer ohnehin an der Seite des ausgeruhten Gnabry, der beim jüngsten 6:1-Triumph der Bayern über Mainz 05 geschont wurde, gesetzt sein.

Der erstmals nominiere Luca Waldschmidt hat allenfalls Außenseiterchancen auf einen Stammplatz, während Leon Goretzka nach seinen muskulären Problemen in den vergangenen Wochen noch Zeit benötigt. Wer den Angriff komplettiert, hängt auch davon ab, auf welches System Löw zurückreift. Lässt er im 3-4-1-2 wie beim 3:2-Sieg im Hinspiel gegen die Niederlande spielen oder setzt er wieder auf das 4-3-3, das die Esten fünf Klassen schlechter aussehen ließ? Erstere Variante würde einen klassischen Zehner wie Havertz oder Brandt zulassen, zweitere einen Außenstürmer wie Werner.

So oder so: Löw hat die Qual der Wahl. "Unsere Offensivspieler sind zum Glück sehr variabel, können auf mehreren Positionen spielen", erkannte auch Bierhoff am Dienstag. Gleichwohl fügte er an: "Timo kommt mit großem Selbstvertrauen."

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