Eintracht Frankfurt - Kommentar zu den Krawallen in Neapel: Es gibt nur Verlierer

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Die Posse um den Ausschluss der Frankfurter Fans beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen die SSC Neapel gipfelte in skandalösen Krawallen - und lässt ausschließlich Verlierer zurück. Ein Kommentar.

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Die SSC Neapel hat auch das Achtelfinal-Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und hochverdient das Champions-League-Viertelfinale erreicht. Die Vorkommnisse im Stadio Diego Armando Maradona standen an diesem Mittwochabend aber im Schatten von dem, was sich zuvor in Neapels Altstadt zugetragen hatte: Straßenschlachten zwischen den beiden Fanlagern und der Polizei, Rauchschwaden, brennende Autos, fliegende Gegenstände. Die Posse um den Frankfurter Fan-Ausschluss gipfelte in skandalösen Krawallen und lässt ausschließlich Verlierer zurück.

Die italienischen Behörden, die mit ihrem juristisch fragwürdigen Schlingerkurs für Verwirrung und durch das Ticketverkaufs-Verbot letztlich für eine Wettbewerbsverzerrung sorgten. Die UEFA, die auf eigene Maßnahmen verzichtete und erst am Tag vor dem Spiel - als es eh schon zu spät war - in Person von Präsident Aleksander Ceferin das Vorgehen der Italiener verurteilte.

Tausende Frankfurter Fans, die ihre Mannschaft bei einem der größten Spiele der Klubgeschichte nicht unterstützen durften, stattdessen zuhause und auf hohen Reisekosten sitzen blieben. Und natürlich die beiden nur wenige hundert Personen umfassenden Gruppierungen, die in Neapels Altstadt eine Spur der Verwüstung hinterließen und ihren Klubs einen gewaltigen Imageschaden verpassten. Nichts rechtfertigt ihr Verhalten.

Über den exakten Auslöser der Krawalle kursieren verschiedene Versionen, doch das ist letztlich auch unerheblich. "Es haben sich die Gruppen gefunden, die sich gesucht haben", sagte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke bei seinem abendlichen Statement. Gekommen, um sich zu prügeln. Dass Reschke das Verhalten der Frankfurter Fans dennoch nicht kategorisch verurteilte, erscheint sehr fragwürdig. Es bedient den bisweilen geäußerten Vorwurf, dass die Eintracht-Führung mit ihrer gerne für die tolle Unterstützung gefeierten Fanszene etwas zu sehr kuschen würde.

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Womöglich hat der Fan-Ausschluss die Situation verschärft

Beim Hinspiel in Frankfurt war es zu verhältnismäßig kleineren Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Fanlagern gekommen, die generelle Sorge der italienischen Behörden vor einer Eskalation beim Rückspiel durchaus berechtigt. Zur Abwendung erwies sich das letztlich gewählte Ticketverkaufs-Verbot jedoch als völlig untaugliche Maßnahme.

Verhindert hätte die Vorfälle wohl lediglich ein juristisch zurecht höchst fragwürdiges Stadtbetretungs-Verbot. Als Frankfurts Fans ein solches bei einem Europa-League-Spiel gegen Olympique Marseille 2018 schon einmal auferlegt wurde, klagte die Eintracht und bekam drei Jahre später recht. Das Vorgehen der Behörden sei laut eines Gerichts "rechtswidrig" gewesen. Tatsächlich schneidet eine solche Maßnahme die Freiheit von zu vielen Unbeteiligten ein.

Neapels Ticketverkaufs-Verbot verschärfte die Situation dagegen womöglich sogar noch. "Sie haben sich damit selbst keinen Gefallen getan, unsere Fans auszusperren", mutmaßte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode. Die meisten Frankfurter Fans blieben wegen des Stadion-Verbots zuhause, den Weg nach Neapel nahmen hauptsächlich die Gewaltbereiten auf sich. Im Gepäck: reichlich Wut über den Ausschluss und die italienischen Behörden. Es herrschte eine Jetzt-erst-recht-Stimmung. Sie hatten die sprichwörtliche Bühne für sich. Dann kam es, wie es kommen musste.

Und nun? Die Behörden und die UEFA müssen für die Zukunft die richtigen Schlüsse aus den Vorkommnissen ziehen, der in Neapel gewählte Weg ist sicherlich nicht der richtige. Die an den Krawallen beteiligten Fans müssen identifiziert und hart bestraft werden. Falsch wäre es aber, Frankfurts und Neapels riesige Fanszenen wegen den Taten von wenigen hundert Personen general zu verurteilen.

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