BVB - Kommentar zum Ausscheiden von Borussia Dortmund: Die Schuld liegt beim BVB, nicht beim Schiedsrichter

Edin Terzic
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Mit überdeutlichen Worten haben Spieler wie Verantwortliche von Borussia Dortmund Schiedsrichter Danny Makkelie nach dem Aus in der Champions League gegen den FC Chelsea angegriffen. Doch die Kritik schießt über das Ziel hinaus - denn der BVB ist nach beiden Achtelfinalspielen verdient ausgeschieden. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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"Arrogant", "ein Witz", "ein handfester Skandal": Es waren harte und überdeutliche Worte, mit denen Spieler wie Verantwortliche von Borussia Dortmund Schiedsrichter Danny Makkelie nach dem Aus in der Champions League gegen den FC Chelsea angegriffen haben. Allerdings zielt die Kritik ins Leere - denn der BVB ist nach beiden Achtelfinalspielen vollkommen verdient ausgeschieden.

Natürlich muss man den Beteiligten zugutehalten, dass ihr Puls und die Emotionen unmittelbar nach Ende eines intensiven, enorm wichtigen und von hitzigen Schiedsrichter-Entscheidungen begleiteten Spiels im roten Bereich landeten. Das ist durchaus nachvollziehbar. Es wäre auch verzeihbar - allerdings nur dann, wenn die Dortmunder in den kommenden Tagen abkühlen und sie in ihrer Analyse die wirkliche Problematik erkennen würden.

Die Schuld liegt nämlich beim BVB und nicht beim Schiedsrichter. Richtig ist zwar, dass man den Elfmeter, der zum 0:2 führte, gewiss nicht zwingend hätte geben müssen - wie es Makkelie vor Ansicht der Bilder ja auch getan hatte. Doch die Borussia war an der Stamford Bridge das klar unterlegene Team und hätte durchaus höher verlieren können.

Daher verwunderte es, dass Trainer Edin Terzic eine Partie auf "absoluter Augenhöhe" sah. Das Rückspiel hatte Chelsea schließlich ähnlich im Griff wie die zweite Hälfte des Hinspiels. Dortmund musste allein im ersten Abschnitt das zuletzt nicht selten in Anspruch genommene Spielglück enorm strapazieren, um keinem höheren Rückstand hinterherzulaufen.

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BVB erreicht bei Chelsea nicht die Leistungsgrenze

Unter dem Strich waren die Blues in mindestens drei der vier Halbzeiten dem BVB überlegen und verzeichneten in beiden Partien 34 Torschüsse - darunter zahlreiche Hochkaräter. Somit sollte sich die Borussia tunlichst an die eigene Nase fassen, so unglücklich und bitter das Ausscheiden letztlich zustande gekommen sein mag, und die sportlichen Thematiken des Ausscheidens in den Fokus rücken.

In London fehlte Dortmund nicht nur die in den vergangenen Partien so eiskalte Effizienz im Abschluss. Vor allem erreichten zu viele Spieler nicht ihre Leistungsgrenze, individuell wie als Mannschaft unterliefen der Borussia zu viele Fehler. Natürlich spielten auch die verletzungsbedingten Ausfälle der zuletzt formstarken Karim Adeyemi und Gregor Kobel sowie der frühe Verlust von Julian Brandt eine wesentliche Rolle.

Doch weder Jude Bellingham, noch Kapitän Marco Reus, um zwei Leistungsträger zu nennen, waren am Dienstagabend in der Lage, sich zu zeigen, voranzugehen und das Team über diese Hürden zu tragen. So wurde der Qualitätsunterschied zu den Blues deutlich, die taktisch wie mannschaftlich sicherlich nicht herausragend waren, aber eine höhere individuelle Qualität aufs Feld brachten - bereits im Hinspiel war dies zu erkennen.

BVB-Duelle mit Chelsea zeigten taktische Schwächen auf

Die Duelle mit Chelsea legten vielmehr offen, wie wichtig gerade Brandt für das Spiel des BVB geworden ist, damit der offensive Motor läuft. Sie zeigten, dass der gelbgesperrte Wintereinkauf Julian Ryerson besser als Außenverteidiger in die Mannschaft passt als der seit Jahren defensiv irrlichternde Raphael Guerreiro.

Sie zeigten auch taktische Schwächen der Westfalen auf. Das Mittel, Emre Can als Sechser wieder nach hinten zwischen die Innenverteidiger fallen zu lassen, spielte Chelsea in die Karten. Dadurch umgingen die Hausherren das Dortmunder Pressing und es ergaben sich große Räume im Zentrum, die für Salih Özcan nicht zu schließen waren. Dazu hätte es mindestens einen weiteren Sechser benötigt.

Die "bislang wichtigste Woche dieser Saison" hat nach dem Sieg am Freitag gegen Leipzig also einen Dämpfer erhalten, den ersten im Jahr 2023. Am Samstag kann der BVB im Revierderby gegen Schalke zumindest in emotionaler Hinsicht vieles wiedergutmachen. Wie nachhaltig der sehr positive Trend der Schwarzgelben sein wird, zeigen die unmittelbar bevorstehenden Wochen, wenn die stabile Phase weiteren Prüfungen unterzogen wird.

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BVB: Die hochkarätigen Prüfungen warten in der Fremde

Wohlgemerkt allesamt in der Fremde: Nun bei Chelsea, dann auf Schalke, am 1. April geht es zu den Bayern, um vier Tage später das DFB-Pokal-Viertelfinale in Leipzig zu spielen. Mit Brandt, Adeyemi, Kobel und auch Youssoufa Moukoko ist das Lazarett aktuell prominent gefüllt. Die Messlatte wird weiterhin sehr hoch liegen.

An der Stamford Bridge werde die Mannschaft über ihre Grenzen müssen, hatte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Abflug nach England gesagt: "Wir müssen uns zerreißen, eine großartige Leistung zeigen. Dann können wir weiterkommen."

Beides ist den Dortmundern nicht gelungen. Und genau dies war ausschlaggebend - nicht der heiß diskutierte Elfmeterpfiff.

BVB vs. FC Bayern: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
24Schalke 04 (A)FC Augsburg (H)
251. FC Köln (H)Bayer Leverkusen (A)
26Bayern München (A)Borussia Dortmund (H)
27Union Berlin (H)SC Freiburg (A)
28VfB Stuttgart (A)TSG Hoffenheim (H)
29Eintracht Frankfurt (H)Mainz 05 (A)
30VfL Bochum (A)Hertha BSC (H)
31VfL Wolfsburg (H)Werder Bremen (A)
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)