Kommentar zum Aus des FC Bayern: Kovacs Ansatz reicht nicht für höhere Ansprüche

Von Martin Volkmar
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© getty

Der K.o. in der Champions League gegen den FC Liverpool hat fast wie unter einem Brennglas gezeigt, warum sich der FC Bayern München fürs Erste aus dem Kreis der europäischen Topteams verabschiedet hat. Ein Kommentar von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar.

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Nur zwei Schüsse aufs Tor gelangen dem FCB in den 180 Minuten des Achtelfinals, beide kamen bezeichnenderweise vom Liverpooler Joel Matip. Die Statistik sagt eigentlich alles über das größte Defizit der Münchner.

Was beim Auftritt in Anfield noch als taktischer Schachzug durchging, erwies sich im Rückspiel als grundsätzliches Problem: Mit Defensive allein gewinnt man keine Spiele.

Doch der Subtext hinter der Diskussion um den offensiv so enttäuschenden und mutlosen Auftritt gegen die keinesfalls überragenden Gäste aus England ist die Frage, wie groß der Anteil Niko Kovacs an dieser Vorstellung war.

FC Bayern hat zu lange mit dem Umbruch gewartet

Man habe seine Grenzen aufgezeigt bekommen, gab der Trainer unumwunden zu. Damit sprach er zwischen den Zeilen aus, was an diesem trostlosen Abend überdeutlich wurde: Dass der deutsche Rekordmeister zu lange mit dem dringend benötigten Umbruch gewartet hat.

Neben den offensichtlich überforderten Altstars wie Franck Ribery, Rafinha und Javi Martinez zeigte der Rest der Startelf ebenfalls zu selten, dass er den hohen Ansprüchen des Klubs gerecht wird: Manuel Neuer patzte beim ersten Gegentor, Mats Hummels kam bei den beiden anderen Treffern zu spät, andere Top-Spieler wie Robert Lewandowski, James Rodriguez oder Thiago tauchten nicht zum ersten Mal in einem wichtigen Spiel ab.

Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass die Bayern-Bosse nun im Sommer zu einem Radikalschnitt bereit sind. Einige Routiniers werden gehen müssen, dafür ein paar mehr oder weniger hoffnungsvolle Youngster wie Benjamin Pavard oder Callum Hudson-Odoi kommen. Ein echter Neuanfang wäre das allerdings nicht.

Mit Kovac hinkt Bayern international hinterher

Ähnlich sieht es auf der Trainerposition aus: Holt Kovac dank der Schwäche von Borussia Dortmund mindestens einen der verbliebenen zwei Titel, gilt seine Weiterbeschäftigung als sicher. Zumal der Trainermarkt ohnehin keine wirklichen Alternativen bietet.

Jürgen Klopp, nicht nur für Franz Beckenbauer die optimale Lösung, ist vorerst nicht zu bekommen. Das gilt derzeit auch für Thomas Tuchel, den die Münchner ja im Vorjahr ohnehin nicht wollten, obwohl er taktisch in die großen Fußstapfen von Pep Guardiola hätte treten können.

Stattdessen wählte man in Kovac die konservative Lösung. Das mag mit etwas Glück zwar für die nationalen Triumphe reichen - international sind die Topteams den Bayern aktuell aber mindestens einen Schritt voraus.

FC Bayern: Die Zweifel sind deutlich gewachsen

Die Marschroute gegen Liverpool hat jene Kritiker bestätigt, die überzeugt sind, dass Kovac nur den in Frankfurt erfolgreichen defensiven Außenseiter-Fußball kann.

Die Zweifel, dass er in der nächsten Saison mit einer neuformierten Mannschaft alles besser macht, sind daher nach der Vorstellung am Mittwoch wieder deutlich gewachsen.

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