Selbst Emmanuel Macron ist alarmiert: Olympia-Sorgen durch Pariser Fan-Chaos

SID
Emmanuel Macron ist wegen dem Champions-League-Finale in Paris besorgt.
© getty

Neue Vorwürfe, undurchsichtige Erklärungen: Nach den schlimmen Vorfällen beim Champions-League-Finale wächst die Sorge um die Sicherheit bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Gewalt und Diebstähle, aufgebrachte Fans und eine völlig überforderte Polizei: Nach dem Chaos beim Champions-League-Finale blickt die Sportwelt sorgenvoll auf die Olympischen Spiele in Paris. Die Sicherheit beim Mega-Event in zwei Jahren bereitet nicht bloß den Veranstaltern Kopfzerbrechen. Selbst Frankreichs Präsident ist alarmiert.

Emmanuel Macron forderte seine Regierung am Mittwoch höchstpersönlich zur Untersuchung der schlimmen Vorfälle am vergangenen Wochenende auf. "Was der Präsident will [...] ist, dass Licht auf das geworfen wird, was wirklich passiert ist, in voller Transparenz und sehr schnell", ließ Macron nach einer Kabinettssitzung über seine Sprecherin ausrichten.

Für Frankreich geht es bei der Aufarbeitung der wilden Szenen rund um das Stade de France längst nicht mehr um bloße Aufklärung - für das Land, so beschreibt es Der Spiegel, "steht nichts Geringeres als die Reputation als Gastgeber großer Sportveranstaltungen auf dem Spiel". Zumal inzwischen auch Berichte über rund um das Stadion marodierende Banden die Runde machen.

Zu wenig Beamte: Die Polizei war überfordert

238 Verletzte, 105 Festnahmen - so lautet die nüchterne Bilanz rund um die Partie zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid. Doch es sind vor allem die schockierenden Bilder von weinenden Kindern, von Tränengas-Einsätzen gegen Familien, und von auf engstem Raum eingepferchten Fans, die vom Organisations-Fiasko beim Königsklassen-Spektakel am Samstagabend haften bleiben.

Die Olympia-Macher in Paris sind jedenfalls beunruhigt. Tony Estanguet, Organisationschef der Sommerspiele 2024, schaut mit Argusaugen auf die längst nicht abgeschlossene unabhängige Untersuchung der schlimmen Vorfälle durch die UEFA. "Wir werden sehr genau hinhören, was das Ergebnis der Analyse sein wird", sagte Estanguet im Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP. Man werde "alle Lehren" daraus ziehen.

Andere haben ihr Urteil längst gefällt. Während der von Macron weiterhin gestützte Innenminister Gerald Darmanin die Schuld am Montag lapidar bei Ticketfälschern und zu spät angereisten britischen Fans ablud, rückt bei Fanvertretern ein mögliches Behördenversagen immer mehr in den Fokus. Die Polizei war ganz offensichtlich überfordert, es seien, das sagte selbst Mathieu Valet von der Polizeigewerkschaft SICP der BBC, für diese Situation zu wenige Beamte im Einsatz gewesen.

"Wir befinden uns in einem Land, das Schwierigkeiten hat, Fans zu verwalten, das nicht weiß, wie es geht, oder dass immer weniger dazu in der Lage ist", sagte Ronan Evain, Geschäftsführer der Fan-Interessenvertretung Football Supporters Europe (FSE), der Nachrichtenagentur AFP.

Der Bürgermeister von Liverpool City wurde beklaut

Man müsse sich die Probleme wie den Verkehrsplan rund um das Stade de France - 2024 Austragungsort der Leichtathletik- und Rugby-Wettbewerbe - sowie die Zugangsbedingungen und die Kontrolle genau ansehen, um sie zu lösen, so Evain. Der britische Journalist und Autor Adrian Tempany schrieb nach dem Spiel bei Twitter gar von der "zweitschlechtesten" Erfahrung, "die ich je bei einem Fußballspiel hatte, nach Hillsborough".

Heiß diskutiert wird an der Seine inzwischen auch die Rolle von einheimischen Unruhestiftern. Junge Männer aus den umliegenden Banlieues, die ohne Tickets ins Stadion zu gelangen versuchten, schreibt der Spiegel, sollen das Chaos mit angeheizt haben. Laut Augenzeugenberichten soll es nach dem Spiel zu Überfällen und Angriffen auf Menschen gekommen sein, ohne dass die Ordnungshüter einschritten. Steve Rotheram, Bürgermeister der Region Liverpool City, berichtete, dass ihm "wie zu vielen anderen" sein Telefon und andere Habseligkeiten gestohlen" wurden, "als wir uns dem Stadion näherten".

All diese Diskussionen dürften in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr an Fahrt gewinnen, denn am 12. und 19. Juni finden in Frankreich Parlamentswahlen statt.