Borussia Dortmund - Der unbelehrbare BVB: Wenn nur Worte statt Taten sprechen

Der BVB hat zum Auftakt der CL bei Lazio Rom verloren.
© imago images/Revierfoto

Borussia Dortmund legt einen Albtraumstart in die neue Champions-League-Saison hin (Hier gibt es die Video-Highlights). Die vor allem im ersten Durchgang erschreckend schwache Vorstellung beim 1:3 bei Lazio Rom erinnert an viele Auftritte der jüngeren Vergangenheit, aus denen die Mannschaft lernen wollte, es aber nicht tat. Die Nicht-Entwicklung dürfte die Diskussionen um die Personalie Lucien Favre erneut entfachen.

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Nach all den Jahren wurde Ciro Immobile also doch noch von den BVB-Spielern eingeladen. Nicht zum Essen. Dafür aber zum Toreschießen.

Von Revanchegelüsten wollte Immobile, der zwischen 2014 und 2015 weniger erfolgreich in Dortmund auf Torejagd gegangen war, nach dem 3:1 der Laziali gegen den deutschen Vizemeister aber nichts wissen.

"Es war ein sehr emotionaler Abend für den gesamten Verein", sagte der Angreifer mit Blick auf die 13 Jahre, die die Römer ohne eine Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase verbracht hatten. "Nicht nur ich", fügte Immobile an, "sondern wir alle wollten heute eine großartige Leistung zeigen."

Genau das war im Olimpico auch das Problem für den BVB. Ein altbekanntes Problem. Denn wie so oft in der jüngeren Vergangenheit ließ sich die Mannschaft in Schwarz-Gelb von einem Kontrahenten den Schneid abkaufen, der von der ersten Minute an aggressiv und mutig zu Werke ging. Und wie so oft in der jüngeren Vergangenheit verschenkte sie ihr Potenzial im Spiel nach vorne, indem sie kein Tempo bei eigenem Ballbesitz entwickelte.

Reus: "Wir haben alles vermissen lassen"

"Immobile ist hart wie ein Fels. Er hat sein Ex-Team wie ein wahrer Kapitän auseinandergenommen", kommentierte die italienische Sport-Tageszeitung Tuttosport. Mit den Dortmundern ging die italienische Presse dagegen hart ins Gericht. "Borussia ist alles andere als eine gute Mannschaft. Piszczek, Hummels und Meunier schlafen zur Freude Immobiles ein", kommentierte die Tageszeitung La Stampa.

Die Dortmunder zeigten sich immerhin einsichtig. "Wir haben alles vermissen lassen", bilanzierte Kapitän Marco Reus am Sky-Mikrofon. Ex-Kapitän Sebastian Kehl, heute Leiter der Lizenzspielerabteilung, nannte den Auftritt "desolat". So könne man sich nicht präsentieren, schon gar nicht in der Champions League.

Derlei Aussagen sind den Anhängern der Borussia nicht neu. Ähnlich äußerten sich Reus und Co. bereits in der abgelaufenen Spielzeit, als nach solchen Spielen immer wieder die Mentalität der Mannschaft hinterfragt wurde. Und zuletzt vor dreieinhalb Wochen, als der BVB 0:2 in Augsburg unterging. "Wir müssen daraus lernen", hieß es danach.

Gelernt hat die Mannschaft offensichtlich nicht viel. Sie lässt nur Worte sprechen, aber keine Taten.

Favre nimmt die BVB-Spieler in die Pflicht

Der passive Auftritt in Rom war nicht einmal mit der ohne Emre Can, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou stark dezimierten Abwehr zu begründen. Die aus Lukas Piszczek, Mats Hummels und Thomas Delaney bestehende Not-Dreierkette tat ihr Bestes.

Und so nahm Trainer Lucien Favre bei seiner Analyse zurecht die Spieler in die Pflicht, die weiter vorne agierten. Thomas Meunier zum Beispiel, eigentlich ein erfahrener Mann, der den frühen Rückstand in der 6. Minute mit einem eklatanten Fehlpass begünstigte und auch sonst eher kraft- und planlos auf der rechten Seite umhertrabte. Aber auch vermeintliche Unterschiedsspieler wie Axel Witsel, Jadon Sancho oder Reus, die der Mannschaft mit Ball kaum Impulse gaben und sie ohne Ball bisweilen im Stich ließen.

"Viele waren nicht da, nicht bereit zu verteidigen und zu laufen", sagte Favre. Auf ein taktisches Problem sei das nicht zurückzuführen. Worauf dann? Ist der Kader fußballerisch also immer noch nicht gut genug, um den höchsten Ansprüchen gerecht zu werden? Oder hat der BVB also doch (oder immer noch) ein Mentalitätsproblem, indem er es im Gegensatz zu meist erfolgreichen Mannschaften wie dem FC Bayern nicht schafft, stets die maximale Gier an den Tag zu legen?

Zorc: Favre? "Haben ein großes Vertrauensverhältnis"

Es sind Fragen, auf die sie in Dortmund schon lange Antworten suchen. Je länger diese Suche dauert, desto ungemütlicher wird es für denjenigen, der die Entwicklung der Mannschaft maßgeblich verantwortet: den Trainer.

Favres Vertrag läuft im Sommer aus, eine Verlängerung gilt Dortmunder Medien zufolge als unwahrscheinlich. "Wir haben ein großes Vertrauensverhältnis zueinander und werden zu gegebener Zeit miteinander sprechen", sagte Sportdirektor Michael Zorc vor der Saison. Mit Leistungen wie gegen Lazio dürfte klar sein, in welche Richtung die Gespräche gehen.

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