Union Berlin - VfL Wolfsburg 2:0: FCU entzaubert die Wölfe und baut Führung auf Bayern aus

Von SID
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Union Berlin grüßt in der Bundesliga weiter von der Spitze, doch das war fast nur Nebensache: Timo Baumgartl feierte beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg sein emotionales Comeback nach Krebserkrankung. Für Aufsehen sorgte ein Max-Kruse-Gesang der Union-Fans.

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Timo Baumgartl bedankte sich mit schüchternem Klatschen für die Ovationen der Fans An der alten Försterei. Rund vier Monate nach der Schockdiagnose Hodenkrebs war der Verteidiger in die Startelf von Union zurückgekehrt - und hatte bis zu seiner emotionalen Auswechslung nach einer guten Stunde seinen Anteil daran, dass die Eisernen durch das 2:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg die Tabellenführung erfolgreich verteidigten.

"Das ist genau das, was ich mir in der Chemo erträumt habe", sagte Baumgartl bei DAZN: "Ich habe das auch ein bisschen für alle auf der Onkologie-Station gemacht." Als er von seinem Einsatz erfahren habe, sei das "sehr emotional" gewesen, sagte der 26-Jährige sichtlich angefasst: "Das ist alles schwer in Worte zu fassen."

Jordan Siebatcheu (54.) und Sheraldo Becker (77.) schossen Union vor 22.012 Zuschauern zum Sieg - und die Fans sangen unaufhörlich: "Spitzenreiter, Spitzenreiter!" Der Hauptstadtklub blieb nämlich auch saisonübergreifend im 14. Ligaspiel in Folge ungeschlagen und liegt als Spitzenreiter stolze fünf Punkte vor dem kriselnden Serienmeister Bayern München.

Bei den Wölfen kehrte hingegen nach dem ersten Saisonsieg und der Ausbootung des Ex-Unioners Max Kruse Ernüchterung ein. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac rutschte auf Platz 17 ab - und musste sich von den Union-Fans auch noch verhöhnen lassen: "Ohne Kruse habt ihr keine Chance", sangen die FCU-Anhänger in der 32. Minute. Kruse war im Januar von den Eisernen nach Wolfsburg gewechselt.

Union - Wolfsburg: Sonderapplaus für Baumgartl

"Wir haben nach vorne echt wenig gemacht", haderte VfL-Dauerbrenner Maximilian Arnold: "Wir wissen, in welcher Situation wir uns befinden. Es tut weh, aber wir müssen uns in der Länderspielpause sammeln."

Die Fans begrüßten Baumgartl mit warmem Sonderapplaus - und seine Teamkollegen begannen furios: Nach 42 Sekunden prüfte Janik Haberer VfL-Keeper Koen Casteels mit einer Direktabnahme, Union blieb zunächst am Drücker.

Wolfsburg bremste zwar geschickt den Anfangsschwung, bekam aber zu selten Struktur in seine Offensivbemühungen. Union verteidigte aufmerksam und setzte immer wieder auch eigene Akzente: Torjäger Siebatcheu zielte per Kopf nicht präzise genug (28.). Auf der Gegenseite vergab vier Minuten später Josip Brekalo mit einem Flachschuss die bis dato größte Gelegenheit.

Meist spielte sich das Geschehen aber zwischen den beiden Strafräumen ab, ruppige Zweikämpfe sorgten für diverse Spielunterbrechungen. Kurz nach dem Seitenwechsel verpasste Siebatcheu die Führung zweimal knapp (47./49.).

Im dritten Anlauf war es dann soweit: Sturmpartner Becker flankte von links butterweich, Siebatcheu veredelte per Kopf.

Als Baumgartl nach etwas mehr als einer Stunde und einer soliden Leistung Feierabend hatte, erhielt er Standing Ovations. Auf dem Platz rannte der VfL verzweifelt an. Union konterte gefährlich. Becker nutzte einen dieser Gegenstöße zu seinem bereits sechsten Saisontor - und zur Entscheidung.

Union Berlin - VfL Wolfsburg: Die Stimmen

Urs Fischer (Trainer Union Berlin): "Ich fand es beeindruckend, wie die Mannschaft geliefert hat. Es war für mich eine sehr reife Leistung. In der zweiten Hälfte waren wir sehr dominant. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich von außen Einfluss nehmen muss."

Niko Kovac (Trainer VfL Wolfsburg): "Wir haben es nicht angenommen, haben viel zu brav gespielt, waren in keinem Zweikampf. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Vorne haben wir zu wenig Durchschlagskraft. Wir müssen zusehen, dass wir mit mehr Leuten in den Strafraum kommen. Nur dann kann man auch Chancen kreieren."

Union Berlin - VfL Wolfsburg: Die Daten zum Spiel

Union: Rönnow - Baumgartl (62. Jaeckel), Knoche, Leite - Trimmel, Khedira, Gießelmann - Schäfer (76. Seguin), Haberer (62. Thorsby) - Becker (87. Michel), Jordan (87. Behrens). - Trainer: Fischer

Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, van de Ven, Paulo Otavio (69. Gerhardt) - Arnold, Franjic (79. Paredes) - Svanberg (60. Nmecha), Brekalo (78. Kaminski) - Nmecha, Waldschmidt (60. Marmoush). - Trainer: Kovac

Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover)

Tore: 1:0 Jordan (54.), 2:0 Becker (77.)

Zuschauer: 22.012 (ausverkauft)

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