FC Bayern München feiert Schützenfest gegen Schalke: Vorläufige Rückkehr der Super-Bayern

Der FC Bayern hat sich gegen Schalke durchgesetzt.
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Der 6:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 war in seiner Gesamtheit wohl das gelungenste Spiel der bisherigen Ära Thomas Tuchel beim FC Bayern München. Abgesehen vom Ergebnis an sich offenbarte die Partie noch weitere erfreuliche Entwicklungen.

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Nach diesem 6:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 waberte ein Gefühl durch die Allianz Arena, das man um den FC Bayern München seit Wochen nicht mehr gespürt hatte. Ein Gefühl der Leichtigkeit, der Unbeschwertheit, der grundsätzlichen Zufriedenheit. Als die Spieler ihre Ehrenrunde drehten, sangen die Fans "super Bayern, super Bayern, hey, hey" - und meinten es ernst. Selbstverständlich ertönte auch: "Deutscher Meister wird nur der FCB!"

Titelrivale Borussia Dortmund liegt nach dem Triumph gegen Borussia Mönchengladbach zwar weiterhin nur einen Punkt zurück. Mit zwei Siegen aus den abschließenden beiden Spielen daheim gegen RB Leipzig und auswärts gegen den 1. FC Köln ist der FC Bayern aber aus eigener Kraft zum elften Mal hintereinander deutscher Meister - trotz einer in vielerlei Hinsicht verheerenden Saison.

Thomas Tuchels Amtszeit begann vor eineinhalb Monaten mit einem 4:2-Sieg gegen Dortmund. Damals war die Stimmung letztmals ähnlich gelöst wie an diesem Samstag. Dazwischen ging es beim FC Bayern wochenlang ziemlich trist zu. Aus im DFB-Pokal, Aus in der Champions League, Patzer in der Bundesliga mit dem Tiefpunkt bei der Pleite gegen den FSV Mainz 05, zuletzt zwei glanzlose Siege gegen Hertha BSC und Werder Bremen. Dazu Nebenkriegsschauplätze wie die tätliche Attacke von Sadio Mané auf Leroy Sané.

FC Bayern gegen Schalke "schneller und flüssiger als zuletzt"

Beim Schützenfest gegen Schalke wirkte all das ganz weit weg: Die Spieler präsentierten sich frisch, die Taktik funktionierte, der Gegner war chancenlos, es gab keine Skandälchen abseits des Platzes. Was einst selbstverständlich war, geht beim FC Bayern aktuell als besonders durch.

Von Beginn an gab es keinen Zweifel, wer dieses Spiel gewinnen wird. Der FC Bayern kombinierte ansehnlich nach vorne, erspielte sich zahlreiche Chancen, nutzte sogar einige und ließ gleichzeitig hinten nichts zu. "Heute war von Anfang an ein ganz anderer Zug drinnen als in den Spielen davor. Man hat gesehen, dass die Mannschaft nach vorne spielen wollte, Tore schießen wollte", lobte Präsident Herbert Hainer.

Laut Abwehrchef Matthijs de Ligt sind die Spieler "mit einem freien Kopf" aufgetreten. "Schneller und flüssiger als zuletzt" war der Vortrag in Tuchels Augen: "Das bringt uns ein sehr gutes Gefühl, eine Erleichterung." Der Trainer musste diesmal ausnahmsweise nicht den Krisen-Moderator geben (was er in den vergangenen Wochen übrigens souverän erledigt hatte), sondern durfte frohe Botschaften verkünden.

Der FC Bayern hat sich gegen Schalke durchgesetzt.
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Der FC Bayern hat sich gegen Schalke durchgesetzt.

FC Bayern: Thomas Tuchels mutige Aufstellung

Anteil daran hatte auch er selbst, indem er seiner Mannschaft eine mutige Aufstellung verschrieb. Im 4-1-4-1-System spielten mit Kingsley Coman, Thomas Müller, Jamal Musiala, Leroy Sané und Serge Gnabry überraschend fünf statt wie zuletzt nur vier klare Offensivspieler. Verlierer dieser Entscheidung war Leon Goretzka, der nach abgesessener Gelb-Sperre nicht in die Startelf zurückkehrte - und das nach den Eindrücken vom Spiel womöglich auch in einer Woche gegen Leipzig nicht tun wird.

In seinen vorherigen neun Spielen als Trainer des FC Bayern hatte Tuchel erst einmal eine derart offensive Besetzung gewagt wie nun, Anfang April beim 1:0-Sieg in der Bundesliga gegen den SC Freiburg. Damals lag der xG-Wert bei starken 3,55, gegen Schalke sogar bei 5,33. Beim blassen Auftritt gegen Werder vergangene Woche kam die Mannschaft dagegen nur auf 1,42 erwartbare Tore.

Im Vergleich zur Zeit unter Julian Nagelsmann lautete Tuchels generelle Marschroute seit der Amtsübernahme: defensive Stabilität auf Kosten von Offensivspektakel. Beim Schützenfest gegen - ein zugegebenermaßen desolates - Schalke gab es erstmals defensive Stabilität und Offensivspektakel zusammen. Der Sieg war ein Plädoyer für mehr Mut. "Es war ein kleines Fest heute", fand Müller.

FC Bayern: Fast jeder sammelte einen Scorerpunkt

Über Müller und seine Zukunft wurde nach einigen Bankplätzen zuletzt viel diskutiert. Gegen Schalke beorderte ihn Tuchel wieder in die Startelf. Müller antwortete mit seinem Treffer zum 1:0 erst auf dem Platz und danach auch in Interviews. Zumindest vorläufig dürfte dieses Thema nun befriedet sein.

Abgesehen von Müller sammelten aber auch noch etliche andere Spieler persönliche Erfolgserlebnisse, niemand fiel bei der geschlossen guten Leistung ab. Bis auf Keeper Yann Sommer, die beiden Innenverteidiger sowie Kingsley Coman verzeichnete jeder Startelf-Spieler mindestens einen Scorerpunkt. "Es war gut, dass viele verschiedene Spieler Tore gemacht haben", fand Salihamidzic.

Rechtsverteidiger Noussair Mazroui bestätigte mit einer engagierten Leistung und seinem Treffer zum 6:0 beispielsweise seinen Aufwärtstrend. Aushilfs-Mittelstürmer Gnabry war besser ins Spiel eingebunden als zuletzt, zudem gelang ihm ein Doppelpack. Mit 13 Treffern darf er sogar noch von der Torjäger-Kanone träumen, Spitzenreiter Niclas Füllkrug steht bei 16. "Ich habe ihm zur Halbzeit gesagt: 'Komm nicht in die Kabine, wenn du kein Tor gemacht hast", verriet Sportvorstand Hasan Salihamidzic danach.

Der leicht kriselnde Musiala gefiel in etwas tieferer Rolle. Und die Einwechselspieler empfahlen sich für mehr: Mathys Tel traf zum 5:0 - und Problemfall Sadio Mané bereitete Mazraouis 6:0 vor.

Bundesliga: Die Tabelle vor den Sonntagsspielen

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München3289:345568
2.Borussia Dortmund3278:423667
3.Union Berlin3248:341459
4.RB Leipzig3155:371857
5.Freiburg3248:42656
6.Wolfsburg3256:441249
7.Bayer Leverkusen3154:431148
8.Eintracht Frankfurt3254:49546
9.Mainz 053251:49245
10.Köln3247:51-441
11.Borussia M'gladbach3248:53-539
12.Werder Bremen3149:60-1135
13.Augsburg3242:58-1634
14.Hoffenheim3243:54-1132
15.Bochum3236:71-3531
16.Schalke 043231:65-3430
17.Stuttgart3139:54-1528
18.Hertha BSC3239:67-2825
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