Erkenntnisse zum BVB-Sieg: Borussia Dortmund hat einen neuen X-Faktor in seinem Spiel

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Beim 6:0 von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg liefert Mats Hummels starke Argumente für eine Vertragsverlängerung. Karim Adeyemi ist zum X-Faktor im Spiel der Westfalen geworden - und Jude Bellingham trotzt der Gerüchteküche. Drei Erkenntnisse zum Kantersieg des BVB.

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BVB: Dortmund sollte mit Mats Hummels verlängern

Die Saison von Mats Hummels hat einen ähnlich merkwürdigen Verlauf genommen wie der, den die Spielzeit bislang für den BVB bereithielt. Als Dortmund in der Hinrunde unter seinen Ansprüchen blieb, war Hummels mit konstant guten Leistungen einer der wenigen Akteure, die hervorstachen.

Während die Borussia dann zum Start ins neue Jahr Sieg um Sieg einfuhr, saß Hummels nur auf der Bank. Zwischen Januar und März stand der Innenverteidiger in sieben aufeinanderfolgenden Spielen nur 104 Minuten auf dem Feld. Und nun, dank der Ausfallzeiten von Niklas Süle und vor allem Nico Schlotterbeck, war Hummels wieder fünfmal in Folge Teil der Startelf.

Was er gerade über seinen persönlichen Verlauf im Jahr 2023 denkt, das weiß man jedoch nicht. Hummels hat sich ein Redeverbot auferlegt, nach den Partien sprechen schon seit Monaten andere. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass immer noch unklar ist, wie es mit dem 34-Jährigen in Dortmund weitergeht.

Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus, dem Vernehmen nach finden die Gespräche über eine gemeinsame Zukunft mit viel Respekt und Toleranz statt. Der BVB gibt dem verdienten Spieler die nötige Zeit, sich über den weiteren Weg seiner Karriere Gedanken zu machen.

Währenddessen zeigt sich auf dem Platz, dass Hummels trotz seines längeren und nach dem starken Eindruck der Hinrunde auch überraschenden Reservistendaseins keinen Qualitätsverlust erlitten hat. Im Gegenteil: Bei den beiden Heimspiel-Kantersiegen gegen Frankfurt (4:0) und nun Wolfsburg (6:0) gehörte Hummels zu den besten Dortmundern. Auch beim Remis in Bochum zeigte er eine ansprechende Leistung.

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BVB: Mats Hummels erreicht 200-Siege-Marke für Dortmund

"Mats hat ein herausragendes Spiel gemacht, in allen Bereichen: in der Tor-Verteidigung, im Pressing, im Druck erzeugen, im Bälle erobern", lobte BVB-Trainer Edin Terzic am Sonntagabend. Auch Keeper Gregor Kobel stimmte ein: "Mats hat sehr stark gespielt. Er macht das dieses Jahr überragend. Es ist sicher nicht immer einfach, wenn du nicht jedes Spiel spielst, aber er ist immer fürs Team da. Er ist ein überragender Innenverteidiger."

Die Westfalen würden gut daran tun, den Vertrag mit Hummels ähnlich wie bei Marco Reus um ein Jahr zu reduzierten Beträgen zu verlängern. Der Abwehrspieler kann der Mannschaft mit seinen Fähigkeiten auch in der kommenden Saison noch helfen, sein Standing in der Kabine als meinungsstarker, kritischer Routinier ist ohnehin ein echter Mehrwert für das immer noch wankelmütige Team.

Hummels besitzt weiterhin eine bärenstarke Antizipation, mit der er frühzeitig Zweikämpfe gewinnt - wie vor dem wichtigen 2:0 gegen die Wölfe. Sein Timing in direkten Duellen und die Spielintelligenz mit Ball am Fuß sind weitere Eigenschaften, die Hummels auch künftig wertvoll machen können. Erst Recht, wenn an seiner Seite die schnelleren Süle oder Schlotterbeck spielen, die Hummels' Tempo-Defizite in der Verteidigung der Tiefe auffangen können.

Der Sieg gegen Wolfsburg war für Hummels der 200. Bundesligasieg im 339. Spiel für Dortmund. Diese Marke erreichte zuvor nur Michael Zorc (206). Der 76-malige Nationalspieler ist also auch ein Erfolgsgarant - der BVB sollte daher alles daran setzen, Hummels' Gedankengänge hinsichtlich der neuen Saison in die richtige Richtung zu lenken.

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Karim Adeyemi ist zum X-Faktor im BVB-Spiel geworden

Merkwürdiger Saisonverlauf? In diese Kategorie passt neben Hummels auch Karim Adeyemi. Der brachte nach seinem Wechsel aus Salzburg im ersten Abschnitt der Saison kaum ein Bein auf den Boden, in der Bundesliga blieb er ohne Treffer.

Im Jahr 2023 ist der offensive Flügelspieler wie verwandelt - und alle 65 Minuten an einem Tor beteiligt. In elf Pflichtspielen kommt er nun schon auf sieben Tore und fünf Vorlagen. Auch gegen Wolfsburg glänzte Adeyemi, sein verschossener Elfmeter schmälerte seine Leistung mit zwei Toren und unzähligen starken Szenen keineswegs.

"Die Aktionen, die er hatte, waren außergewöhnlich. Wie er im Eins-gegen-eins beschleunigt, wie schwer es dann ist, gegen ihn zu verteidigen - das ist genau das, was wir wollen", sagte Terzic.

Mit seinem enormen Tempo und dem Selbstvertrauen, das Adeyemi dank seines Laufs aufgebaut hat, ist er zum X-Faktor im Dortmunder Spiel geworden. Die tiefen Laufwege, die der 21-Jährige regelmäßig anbietet, sind kaum zu verteidigen. Dazu kommt eine hohe Effizienz vor dem Kasten, aktuell findet Adeyemi stets eine gute Lösung.

Die fast noch wichtigere Komponente, die er seinem Spiel hinzugefügt hat und der Borussia enorm hilft, ist die Galligkeit, die Adeyemi in beide Richtungen ausstrahlt. "Karim hat an sich gearbeitet, er hat ein besseres Mindset", sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Adeyemi ist heiß darauf, nicht nur Tore zu erzielen und Vorlagen zu liefern, sondern auch gegen den Ball zu arbeiten und Bälle zu erobern.

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BVB: Unterschied zwischen dem "neuen" und "alten" Adeyemi

Am Sonntagabend zeigte sich das beispielsweise vor seinem zweiten Treffer zum 5:0, als er mit seiner Aggressivität Sebastiaan Bornauw in einen Fehler jagte und kurz darauf selbst einschoss. "Er hat nie aufgesteckt, nie aufgehört. So stellen wir uns das vor", sagte Terzic.

Der Coach stellte auch noch einmal den Unterschied heraus, der zwischen dem "neuen" und "alten" Adeyemi besteht: "Es ist immer eine Waffe, 36,5 km/h auf dem Platz zu haben. Wenn du mit 36,5 km/h deinen Gegner anläufst, wird er auch vielleicht ein bisschen nervöser, wie wenn du dahin joggst."

Zu lasch zu sein, war Adeyemi im ersten Halbjahr häufiger vorgeworfen worden. Gerade Hummels kritisierte bei zwei Gelegenheiten zu viel "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei" sowie Pässe für Social Media - den Anlass für seinen Unmut lieferte jeweils Adeyemi.

Das ist nun Geschichte, anstelle des Larifari ist eine Gier getreten, die man dem 30-Millionen-Euro-Neueinkauf nach den Leistungen der Hinrunde kaum zugetraut hätte. Neben seiner hervorragenden Bilanz in der Rückrunde ist es gerade auch diese Eigenschaft, die die Zuschauer in Dortmund dazu veranlasst, Adeyemi mit Sprechchören zu feiern.

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BVB: Jude Bellingham trotzt den Gerüchten

Es war durchaus beachtlich, wie Jude Bellingham seinen zweiten Treffer zum 6:0-Endstand gegen den VfL bejubelte. Meist tut er das eher mit einer Pose im Stehen, doch diesmal sprach offensichtlich die Wut aus ihm.

Bellingham machte mit seiner Hand eine Bewegung, als wollte er frei nach einem ehemaligen BVB-Trainer sagen: 'Das ist doch alles Blablabla, dieses ständige Gerede.' Der Engländer blickte grimmig drein, schlug mit seinem Arm ein Luftloch und wirkte regelrecht sauer.

Aufgeklärt, was es mit dieser kuriosen Art des Jubels auf sich hat, hat Bellingham nicht. Doch es braucht nur wenig Fantasie, um ihn im Zusammenhang mit den Gerüchten zu interpretieren, die in der vergangenen Woche die Runde machten.

Da hieß es aus Spanien, der 19-Jährige habe sich mit Real Madrid auf einen Vertrag bis 2029 geeinigt. "Ich werde keine Diskussionen befeuern und auch keine Zahlen nennen. Dass die Gerüchte zum Ende einer Saison Fahrt aufnehmen, ist nicht verwunderlich. Aktuell gibt es keinen neuen Stand, es gibt kein Angebot", stellte Sportdirektor Kehl vor der Partie klar.

Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bellingham am Sonntag sein drittletztes Heimspiel für den BVB absolviert hat, weiterhin größer als die Chance auf einen Verbleib. Doch seine Leistung gegen den VfL war eine gute Reaktion auf die brodelnde Gerüchteküche, die ihn und die Borussia bis zum Saisonende begleiten wird.

Bellingham ließ am Sonntagabend die unnötigen Schnörkel in seinem Spiel weg, agierte taktisch diszipliniert und konzentriert. Er kam auf die meisten Ballaktionen, die häufigsten Pässe in der gegnerischen Hälfte und die meisten Torschüsse auf Seiten des BVB. Belohnt wurde er mit zwei Toren. Besonders sein Distanzschuss mit dem schwächeren linken Fuß, der zwar glücklich den Weg ins Gehäuse fand, hatte den Treffer verdient gehabt. Sein Abschluss zum 6:0 war dagegen technisch stark und überlegt.

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BVB: Das ist Jude Bellingham hoch anzurechnen

Es ist Bellingham hoch anzurechnen, wie er mit dem steten Wirbel um seine Zukunft umgeht. Zwar durchlief er nach der starken Hinrunde, in der er das Team mit seinen Treffern und der unnachgiebigen Spielweise teilweise alleine trug, in den vergangenen Wochen eine kleine Talsohle. Bellingham war nicht mehr so dominant wie zuvor, doch das muss man dem Viel-Spieler in diesem jungen Alter wohl einfach auch zugestehen.

Vor allem aber befeuerte er nicht die Gerüchte um einen möglichen Abgang. Das unterscheidet sich deutlich vom Vorgehen von Erling Haaland im Vorjahr, der zwischenzeitlich mit einem überraschenden Frust-Interview für unnötigen Ärger sorgte.

"Jude kommt jeden Tag hierhin und gibt alles dafür, Deutscher Meister zu werden. Ich habe noch nicht einmal gehört, dass er mir gesagt hat: 'Ja, ich beschäftige mich mit einem anderen Verein.'", sagte Terzic zuletzt. Diese Arbeitsmoral hat Bellingham schnell zu einem Publikumsliebling gemacht - und wie Haalands viele Treffer wird sie ihm dabei helfen, beim BVB-Anhang auf Verständnis zu treffen, sollte er sich für einen vorzeitigen Wechsel entscheiden.

BVB vs. Bayern: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)