BVB - Kommentar zur Tabellenführung von Borussia Dortmund: Nur mit Klopps Geisteshaltung wird die Meisterschaft herausspringen

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Borussia Dortmund ist am 29. Spieltag der Sprung an die Tabellenspitze der Bundesliga gelungen. Der Sieg gegen Frankfurt war in zweierlei Hinsicht ein Statement zum richtigen Zeitpunkt. Um den Vorsprung zu verteidigen, muss der BVB eine Geisteshaltung zeigen, die sich in einem Ausspruch von Ex-Trainer Jürgen Klopp widerspiegelt. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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"Die Anspannung war groß", sagte Sebastian Kehl nach dem Sieg von Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt, der den BVB an die Tabellenspitze der Bundesliga hievte. Nicht nur dem Sportdirektor der Westfalen wird nach der ernüchternden Erfahrung von Stuttgart in der Vorwoche nicht klar gewesen sein, ob die Borussia die Pleite des FC Bayern München ausnutzen und vor allem welches Gesicht die Mannschaft diesmal zeigen wird.

Doch Dortmund holte den Big Point im Kampf um die Meisterschaft. Beim letztlich souveränen 4:0-Sieg gegen die SGE überzeugte der BVB mit enormer Effizienz, einer guten Willensleistung und der oftmals vermissten Haltung über die gesamten 90 Minuten hinweg.

Der Erfolg war in zweierlei Hinsicht ein Statement zum richtigen Zeitpunkt. Zum einen nach außen: Die derzeit sehr instabilen Bayern, die ihre zahlreichen Probleme auf mehreren Ebenen aller Voraussicht nach nicht in Kürze werden abstellen können, dürften genau registriert haben, mit welchem Killerinstinkt sich die Konkurrenz aus Dortmund die Chance auf Platz eins schnappte. Der Verlust der Tabellenführung hat das Ausmaß der Krise in München um einiges vergrößert.

Er war aber, und das dürfte mit Blick auf die ausstehenden fünf Partien viel wichtiger sein, auch ein Signal nach innen - an die Borussia selbst. Nach der Enttäuschung von Stuttgart und dem kurz darauf erstmals öffentlich vorgetragenen Ziel, Meister werden zu wollen, lastete ein großer Druck auf den Schwarz-Gelben. Am Samstagabend hat der BVB nun für den Moment eindrucksvoll bewiesen, dass man solch angespannte Situationen meistern kann.

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BVB nach Tabellenführung: Andere Ausgangslage für Dortmund

Und zwar deshalb, weil man gänzlich anders als beim 3:3 gegen den VfB geschlossen und gemeinschaftlich agiert, sich permanent gegenseitig unterstützt und es "durchgezogen" hat, wie sowohl Kehl, als auch Trainer Edin Terzic nach der Partie wortgleich bemerkten. Das und nur das wird für diese Mannschaft der Weg sein, will man in fünf Wochen die Meisterschale in die Höhe recken.

Der ehemalige BVB-Trainer Jürgen Klopp, in Dortmund weiterhin überlebensgroß und der letzte Coach, mit dem die Borussia Meister wurde, sagte einmal: "Ich glaube nicht daran, dass die Angst vorm Verlieren dich eher zum Sieger macht als die Lust aufs Gewinnen." Um den Vorsprung zu verteidigen, muss der BVB genau die Geisteshaltung an den Tag legen, die Klopps Ausspruch widerspiegelt.

Schließlich hat sich durch die Tabellenführung nun auch die Ausgangslage und psychologische Komponente verändert. Dortmund ist jetzt der Gejagte und hat etwas zu verlieren. Die Drucksituationen werden nicht weniger. Auch deshalb nicht, weil der BVB in drei der vier noch zu unterschiedlichen Anstoßzeiten angepfiffenen Spieltage wie an diesem Samstag gegenüber dem FC Bayern nachziehen muss.

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BVB-Sieg gegen Frankfurt muss die Messlatte sein

Gegen Frankfurt hatten die Westfalen letztlich die nötige Ruhe, Konzentration und Energie in ihrem Spiel. Diese Begegnung muss die Messlatte sein. Weniger in spielerischer Hinsicht, da hat man weiterhin in vielen Phasen Luft nach oben. Doch vielmehr in Sachen Wille, Haltung, Gier und ja, auch in dem, was man gemeinhin unter dem in Dortmund längst abgenutzten Begriff "Mentalität" versteht.

Der BVB hat dazu ein machbares Restprogramm. Drei der fünf Partien finden vor heimischem Publikum statt, wo zuletzt neun Siege in Folge gefeiert wurden. Es liegt dem Verein jetzt eine riesengroße Chance zu Füßen.

Seit der Ära Klopp hat man bei ähnlichen Gelegenheiten allerdings häufiger daneben- als zugegriffen. Im restlichen Saisonverlauf muss daher der gesamte Klub die Aussicht und Lust und Vorfreude auf den Titelgewinn ausstrahlen, um mögliche Gedanken an ein Scheitern im Keim zu ersticken.

"Wir wollen auch so positiv sein wie noch nie", sagte Terzic und bezog sich dabei auf seine Ansprache an die Fans bei der Amtsübernahme im vergangenen Jahr. Nur wenn das außerhalb und auf dem Platz gelingt und jeder der Beteiligten Verantwortung übernimmt, wird Borussia Dortmund Deutscher Meister 2023.

BVB vs. FC Bayern München: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
30VfL Bochum (A)Hertha BSC (H)
31VfL Wolfsburg (H)Werder Bremen (A)
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)
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