FC Bayern nach der Pleite bei Borussia Mönchengladbach: Da san mia uns uneinig

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Beim FC Bayern München herrschte nach der 2:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach nicht nur Wut über den Schiedsrichter - sondern auch Uneinigkeit über die eigene Leistung.

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Vier Spiele, zwei Niederlagen, zwei Remis: Bei der Pressekonferenz vor seinem fünften Spiel als Trainer des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach wurde Julian Nagelsmann gefragt, wie er seinen Gladbach-Fluch beenden wolle. Ein Plakat mit der Aufschrift "Auch da san mia mia" hätte er seiner Mannschaft dafür gezeigt, berichtete Nagelsmann: "Das ist ein ganz guter Slogan, mit dem wir da hinfahren sollten."

In Gladbach hieß es aber bereits nach acht Minuten: Da san mia zu zehnt. Dayot Upamecano sah für eine vermeintliche Notbremse gegen Alassane Pléa eine höchst umstrittene Rote Karte. Nach langer Unterzahl verlor der FC Bayern das Spiel letztlich mit 2:3 - und könnte bei einem Sieg von Union Berlin am Sonntag gegen den FC Schalke 04 auch noch die Tabellenführung verlieren.

Diese Gemengelage animierte Nagelsmann nach dem Spiel zu einem veritablen Ausraster: Erst stürmte er die Schiedsrichterkabine, auf dem Rückweg durch die Stadion-Katakomben nannte er Tobias Welz und dessen Team "weichgespültes Pack". Sportvorstand Hasan Salihamidzic sah die Sachlage in seiner Stellungnahme kurz darauf inhaltlich ähnlich, wählte jedoch etwas weichgespültere Worte.

Nachdem Salihamidzic den Schiedsrichter in aller Ausführlichkeit kritisiert hatte, nahm er sich aber auch noch die eigene Mannschaft vor. Sie geriet in der 13. Minute durch Lars Stindl mit 0:1 in Rückstand, kam durch Eric Maxim Choupo-Moting zwar noch zum Ausgleich (35.), ehe Jonas Hofmann (56.) und Marcus Thuram alles klar machten. Mathys Tels Anschlusstreffer zum 2:3 in der Nachspielzeit kam zu spät.

FC Bayern: Joshua Kimmich kontert Hasan Salihamidzic

"Wir müssen versuchen, zu zehnt besser zu spielen, besser das Spiel zu kontrollieren. Das haben wir nicht geschafft", monierte Salihamidzic und wiederholte sich: "Wenn wir das selbstkritisch sehen: Wir können auch zu zehnt besser spielen, können auch zu zehnt größeres Feuer entfachen, auch zu zehnt ein paar Tore mehr schießen. Auch darüber müssen wir uns Gedanken machen, dass das nicht passiert ist."

Wie die Spieler diese Kritik beurteilen? Bis auf zwei eilten sie alle wortlos durch die Mixed Zone. Thomas Müller beließ es im Rahmen seiner Analyse bei exakt zwei Worten: "Scheiß Spielverlauf". Nur Joshua Kimmich stellte sich den Fragen - und wies Salihamidzics Kritik entschieden zurück. Da san mia uns uneinig, statt da san mia mia.

"Ich habe nicht das Gefühl, wie der Brazzo das vielleicht hatte, dass der eine oder andere auf dem Platz nicht wollte", betonte Kimmich. Stattdessen hatte er "das Gefühl, dass wir dagegen gehalten haben. Es war nicht so, dass wir nur mauern wollten, die Bälle weggeschlagen und geguckt haben, ob wir irgendwie noch einen Lucky Punch setzen. Wir wollten schon mitspielen, haben das auch phasenweise ganz ordentlich gemacht."

So sah es übrigens auch Nagelsmann, der seine Mannschaft für eine "gute Kontrolle in der zweiten Halbzeit" lobte: "Wir waren gefühlt besser im Spiel als Gladbach trotz Unterzahl." Tatsächlich dominierte der FC Bayern zumindest bis zu Hofmanns 1:2 in der 56. Minute. Erst danach übernahmen die Gastgeber zunehmend die Spielkontrolle, bedingt auch durch die einsetzende Müdigkeit der zehn Münchner.

FC Bayern: Julian Nagelsmann kritisiert Chancenverwertung

Nagelsmann störte sich anders als Salihamidzic weniger am Auftritt seiner Mannschaft nach Upamecanos Platzverweis, sondern eher an der Chancenverwertung davor. "Wir können das Spiel schon in den ersten sieben Minuten entscheiden", befand er. "Wir haben vier hundertprozentige Situationen. Wenn wir die konsequent zu Ende spielen, führen wir 2:0 oder 3:0. Dann ist das Spiel nach sieben Minuten vorbei." Sekunden später erhöhte Nagelsmann sogar noch auf "3:0 oder 4:0".

Welche "vier hundertprozentigen Situationen" er meinte, verriet der Trainer nicht. Der einzige Abschluss des FC Bayern vor Upamecanos Platzverweis war ein geblockter Versuch von Ryan Gravenberch in der 3. Minute. In der gesamten ersten Halbzeit lagen die Münchner bei einem xG-Wert von 0,54 zu erwartenden Toren.

Den Trainer nahm Salihamidzic bei seiner Kritik übrigens aus: Nagelsmann habe die Mannschaft "top eingestellt", es habe "einen guten Plan" gegeben. Nach dem 1:0-Sieg bei Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag rotierte der Trainer auf fünf Positionen: Daley Blind, Alphonso Davies, Ryan Gravenberch, Serge Gnabry und Thomas Müller begannen statt Matthijs de Ligt, Joao Cancelo, Kingsley Coman, Jamal Musiala und Leroy Sané.

Eine ernsthafte Bewerbung für einen Verbleib in der Startelf gab nur Davies ab, der die beiden Münchner Treffer von Choupo-Moting und Tel vorbereitete. Gravenberch und Blind spielten unauffällig-solide, Müller musste in Folge Upamecanos Platzverweise bereits in der Anfangsphase wieder runter und Gnabry blieb nach einem ganz schwachen Auftritt zur Halbzeit in der Kabine. Auf Gnabrys Leistung angesprochen wollte Salihamidzic im Rahmen seiner Generalkritik "keinen rauspicken". Stattdessen sagte er zum dritten Mal: "Wir wissen, dass man zu zehnt besser spielen kann."

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