Borussia Dortmund schließt zur Tabellenspitze der Bundesliga auf: Der BVB ist wieder da!

Marco Reus, BVB
© getty

Borussia Dortmund gewinnt im Jahr 2023 jedes Spiel - trotz zahlreicher Verbesserungen bleibt dennoch unklar, wie stark der BVB wirklich ist. Titelansprüche möchte jedenfalls niemand formulieren. Die Spiele der Dortmunder offenbaren den Hintergrund für diese Zurückhaltung.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ganz nach Uli Hoeneß ist der Trend aktuell wirklich der Freund bei Borussia Dortmund: Auch das achte Pflichtspiel in diesem Jahr hat die Borussia gewonnen, sechs davon in der Bundesliga. "Der BVB ist wieder da!" und "Deutscher Meister wird nur der BVB!" sangen die Anhänger auf der Südtribüne nach dem 4:1 gegen Hertha BSC.

Es war keine Glanzleistung, die die Borussen aufs Parkett zauberten. Das waren die meisten der Siege in 2023 nicht, doch Dortmund hat es mit einer vielfältigen Mischung an Gründen und natürlich auch dank der Patzer der Konkurrenz tatsächlich geschafft, punktgleich zur Tabellenspitze der Bundesliga aufzuschließen - nachdem man zur WM-Pause mit neun Zählern Rückstand nur auf Platz sechs lag.

"Wir haben uns in eine gute Position gespielt, aber wir sind noch nicht im Ziel und haben unsere Ziele noch nicht erreicht. Deshalb bleiben wir demütig und bescheiden", sagte BVB-Trainer Edin Terzic nach der Partie am Sonntagabend. Weder vor, noch nach Anpfiff ließ er sich eine Aussage in Richtung Tabellenführer Bayern München entlocken.

Dies könne man zwar gewiss tun, sagte Terzic, "machen wir aber nicht". Sondern: "Irgendwann mal Mitte März kümmern wir uns um die Bayern, wenn wir gegen sie spielen." Dortmund ist in diesen Wochen ganz bei sich, der Fokus ist ein kurz- und kein langfristiger. Er wolle zum Saisonende im Mai gelobt werden und nicht früher, sagte Terzic zuletzt immer wieder. Dass eines der Ziele bei der aktuellen Ausgangslage zweifelsfrei der Gewinn der Meisterschaft ist, sollte allerdings klar sein.

BVB, Edin Terzic
© getty

BVB: Edin Terzic hat die Toleranzschwelle ausbalanciert

Die Spiele des BVB, auch wenn sie zuletzt alle siegreich waren, offenbaren den Hintergrund von Terzics Zurückhaltung. Dortmund hat sich zwar in vielen Belangen verbessert, aber weiterhin noch massig Luft nach oben. "Wir haben noch so viel Arbeit vor uns", sagt Terzic seit Saisonstart und tat dies auch wieder nach dem Dreier gegen Berlin.

Seine Mannschaft streut nämlich weiterhin genug Phasen in ihr Spiel ein, in denen sie defensiv wackelt, die Übersicht und Kontrolle verliert oder offensiv zu ungenau spielt, um sich zielstrebig in Richtung des gegnerischen Tores vorarbeiten zu können. Das scheint ihr in diesem Jahr aber auch bewusster zu sein als noch zuvor.

Der Coach hat es geschafft, die Toleranzschwelle seiner Spieler auszubalancieren. Sie werden im Erfolg nicht zu euphorisch, lassen sich aber auch nicht herunterziehen, wenn sie in den Partien harte Minuten durchlaufen, in denen es nicht läuft. Das ist ein großer Erfolg, schließlich war die zu frühe Selbstzufriedenheit der BVB-Profis zuletzt immer auch ein wunder Punkt.

Julian Brandt
© getty

BVB und das Kollektiv: Leidenschaft, Wille, Kampfgeist

"Nun machen wir einfach weiter", sagte Julian Brandt kürzlich lapidar. Bei ihm löse der starke Start ins Jahr "eine gewisse Form von Zufriedenheit aus", sagte Terzic und schob nach: "Aber auch nur bis heute. Am Dienstag wollen wir nicht mehr zufrieden sein, sondern da geht es darum, sich auf die nächste Aufgabe vorzubereiten."

Terzic hat diese Unnachgiebigkeit stets vorgelebt und es nach der biederen Hinrunde geschafft, seine Mannen in dieser Hinsicht auch ein wenig an der Ehre zu packen. Leidenschaft, Wille, Kampfgeist - in diesen Kategorien ist die Borussia derzeit im Kollektiv stärker und konstanter als zuvor.

Hinzu kommt ein weiteres Verdienst des Trainers: Er hat individuell starke Spieler wie Brandt oder Karim Adeyemi ins Laufen gebracht, zwischenzeitlich fahrige Akteure wie Emre Can oder Nico Schlotterbeck haben sich deutlich stabilisiert und liefern überzeugende Leistungen ab. Flankiert wird dies von einem seit Monaten formstarken Torhüter Gregor Kobel und Jude Bellingham. Er ist der Kopf der hoch talentierten Mannschaft, sein Spielerprofil vereint im Grunde alle positiven Eigenschaften, die Dortmund gerade ausstrahlt.

BVB
© imago images

Es ist unklar, wie stark der BVB wirklich ist

Die im Vergleich zum Vorjahr geringen verletzungsbedingten Ausfälle und der damit einhergehende höhere Konkurrenzkampf halfen sowohl den Spielern, als auch dem Team, sich zu finden und das große Potential, das in ihm schlummert, zu wecken. Es ist weiterhin unklar, wie stark der BVB wirklich ist, doch er ist in jeder Hinsicht stabiler und effizienter geworden.

Die Siegesserie tut ihr Übriges: Das für diese talentierte Mannschaft so wichtige Selbstvertrauen ist derzeit im Übermaß vorhanden, die Stimmung scheint prächtig. Das gilt in jedem Fall auch für das Umfeld. Der aktuelle Lauf hat die Fans wieder positiv gestimmt und wenn man die Südtribüne am Sonntag hörte, ist eine echte Euphorie nicht mehr allzu weit.

Ganz anders sieht die Sachlage beim Tabellenführer aus: Beim FC Bayern gibt es gleich mehrere Baustellen und es ist deutlich unruhiger. Am ersten April-Wochenende kommt es in München zum direkten Duell beider Teams.

Marco Reus, BVB
© getty

BVB-Kapitän Marco Reus: "Wir haben alle Lust auf Titel"

Ansonsten sieht das Restprogramm für Dortmund nur noch Auswärtsspiele gegen Abstiegskandidaten vor (Hoffenheim, Schalke, Stuttgart, Bochum, Augsburg). Dagegen müssen noch die direkten Konkurrenten im Kampf um den Titel zum BVB: Leipzig, Union und Frankfurt.

Ob die Borussia ihre Form konservieren kann oder es doch wieder zu den aus den Vorjahren bekannten Wellenbewegungen in den Leistungen kommt, wie Sportdirektor Sebastian Kehl kürzlich nicht ausschließen wollte - das bleibt fürs Erste unbeantwortet. "Wir haben uns extrem gut herausgekämpft und uns das ein Stück weit erarbeitet. Aber es ist erst der 21. Spieltag und noch ein langer Weg", sagte Brandt.

Die vergangenen Wochen zeigten jedoch, dass in Dortmund wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht, die den Namen verdient und weniger von individueller Qualität profitieren muss, um positive Resultate zu erzielen. "Wir haben alle Lust auf Titel, deshalb spielen wir Fußball", sagte Kapitän Marco Reus. "Wir dürfen keinen Zentimeter nachlassen, dann wird es schwierig."

Es gibt momentan nicht allzu viele Gründe, die dagegen sprechen, weshalb die Westfalen ihre Serie nicht weiter ausbauen könnten. Wofür das am Ende reicht, wird man sehen. Was in jedem Fall stimmt, ist ein Gesang der Fans - der BVB ist wieder da.

BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

DatumUhrzeitWettbewerbGegner
25. Februar15.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (A)
3. März20.30 UhrBundesligaRB Leipzig (H)
7. März21 UhrChampions LeagueFC Chelsea (A)
Artikel und Videos zum Thema