Erkenntnisse zur BVB-Niederlage bei Union Berlin: Edin Terzics Dreierkette wird zum Rohrkrepierer

Von Stefan Petri
adeyemi
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Borussia Dortmund hat sich durch das 0:2 bei Union Berlin erst einmal aus der Bundesliga-Spitzengruppe verabschiedet. Dabei geht Edin Terzics Experiment mit einer Dreierkette vollkommen schief, die Probleme des BVB sind aber zahlreicher. Beim FCU fängt derweil das Träumen an. Die Erkenntnisse zum Spitzenspiel.

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BVB: Edin Terzics Dreierkette wird zum Rohrkrepierer

Ein ganz besonderes Rezept hatte sich Edin Terzic überlegt, um An der Alten Försterei bestehen zu können: Die Dreierkette sollte es richten gegen die Doppelspitze Jordan Siebatcheu und Sheraldo Becker. Flugs errechneten findige DAZN-Redakteure noch vor dem Anpfiff, dass es sich um Terzics erste Dreierkette seit März 2021 handelte - gegen den FC Bayern (2:4).

Das zeigt gut auf, welchen Status die Eisernen mittlerweile bei der Konkurrenz genießen. Wie schwer sie gerade vor heimischem Publikum zu bespielen sind. Er wolle Überzahl schaffen gegen die beiden Stürmer, erklärte Terzic seine Entscheidung beim Streamingdienst - und erhoffte davon auch Impulse im Spiel nach vorn.

Zu sehen war davon auf dem Rasen über die ersten 45 Minuten fast nichts. Denn auch wenn sie von der Dortmunder Formation anfangs durchaus überrascht waren, wie Rani Khedira verriet, ließ sich deren Offensivspiel vergleichsweise leicht ersticken. Dafür genügten die eigenen Tugenden und ein simples Erfolgsrezept.

"Es war unser Ziel, das Zentrum dicht zu machen, dass die da nicht reinkommen", erklärte Doppeltorschütze Jannik Haberer. Also wurde die statische Dortmunder Doppelsechs zugestellt und der Ballträger in der hinteren Kette konsequent angelaufen. Das reichte über weite Strecken schon: Emre Can und Salih Özcan ließen sich viel zu selten zurückfallen, um im Spielaufbau zu helfen, vor ihnen hing Jude Bellingham in der Luft.

So blieb Dortmund zwar viel Ballbesitz, aber nur ein behäbiger Spielaufbau in die Breite - den Weg ins gegnerische Drittel fand der Ball in den ersten 35 Minuten fast gar nicht. Gefährliche Situationen habe man nicht zulassen wollen, bemerkte Haberer - "aber dass sie dann so wenige haben, davon konnte man nicht ausgehen."

BVB: Edin Terzic bemängelt individuelle Fehler

Als Terzic in der Pause reagierte - auch angesichts des 0:2-Zwischenstandes -, wieder auf das vertraute 4-2-3-1 umstellte und mit Marco Reus, Donyell Malen und Julian Brandt drei frische Kräfte für die Offensive brachte, dürfte ihm klar gewesen sein, was ihm im Falle einer Niederlage blühte. "Hypothetisch" seien Spekulationen über den Effekt seiner Umstellung, und "klar, dass die Frage jetzt gestellt wird" und man dieses Thema "nun nicht aufhalten" könne, bemerkte er dann am DAZN-Mikrofon. Auch wenn er es versuchte.

Recht hatte er mit der Anmerkung, dass die Gegentreffer nicht aus taktischen Unzulänglichkeiten resultierten, sondern aus individuellen Fehlern: Erst war Gregor Kobel auf dem seifigen Berliner Rasen bei einem Klärungsversuch ausgerutscht, dann spielte Karim Adeyemi den Ball per Hacke zum Gegner und ermöglichte so einen Unioner Gegenstoß.

Aber auch Terzic musste anerkennen, dass das neue System nicht das erhoffte Plus an Torchancen mit sich gebracht hatte. Und: "Wir hatten superviel Ballbesitz, meistens aber nur um die Mittellinie herum." Ähnlich sah es auch sein Keeper: "Nach der Systemumstellung hatten wir mehr Zugriff und waren auch gefährlicher", bilanzierte Kobel.

Deutlich flüssiger, wenn auch zunächst selten wirklich gefährlicher, präsentierte sich das Dortmunder Offensivspiel nach der Pause. Fraglich also, ob Terzic seine Dreierkette so schnell wieder aus der Mottenkiste holt.

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