FC Bayern - Drei Thesen zur Gala gegen Hertha: Neuer Publikumsliebling: Musiala hat Ribery-Potenzial

Jamal Musiala erinnert mit seinen Leistungen schon an Franck Ribery.
© getty

Beim 5:0-Schützenfest des FC Bayern gegen Hertha BSC stellt Robert Lewandowski einmal mehr seinen Wert für den Rekordmeister unter Beweis. Die 40-Tore-Marke ist auch in dieser Saison wieder für den Polen möglich. Und Jamal Musiala ruft mehr und mehr Erinnerungen an den jungen Franck Ribery hervor. Drei Thesen zum Kantersieg der Bayern.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

1. Dieser Lewandowski ist wieder für 40 Tore gut

Ein Schuss, ein Tor - Robert Lewandowski. Es gibt kaum eine Chance, die sich der Weltfußballer aus Polen entgehen lässt. Selbst wenn er die Latte trifft, setzt er nach und versucht alles, um den Ball im Netz unterzubringen. So auch bei der 5:0-Gala der Münchner am Samstag gegen die Hertha, zu der er drei Treffer beisteuerte.

"Er hat so viel erreicht in den letzten Jahren und trotzdem weiter einen solchen Hunger. Er ist unglaublich konstant, hat eine große Fähigkeit, sich zwischen die Linien fallen zu lassen und beteiligt sich viel am Spiel. Was ihn besonders macht ist, seine Variabilität im Abschluss", schwärmte Trainer Julian Nagelsmann nach dem Abpfiff. "Er ist unglaublich gefährlich, weil er mit allen erlaubten Körperteilen abschließen kann. Auch charakterlich ist er unglaublich gut. Seine Gier ist außergewöhnlich."

Es waren Lewandowskis Tore 299, 300 und 301 im 333. Einsatz für den FC Bayern. Damit ist er nach Vereinslegende Gerd Müller erst der zweite Spieler in der Geschichte der Klubs, der die 300 Tore-Schallmauer geknackt hat.

Darüber hinaus erzielte er gegen die Hertha in seinem 13. Bundesliga-Spiel in Serie mindestens einen Treffer und stellte damit einen persönlichen Rekord auf. Nur "Bomber" Müller legte eine längere Serie hin, traf in der Saison 1969/70 sogar in 16 Bundesliga-Partien am Stück.

"Ich denke nicht an Rekorde", sagte Lewandowski nach dem Spiel. "Das gehört dazu, aber ich bin jedes Spiel auf meine Aufgabe fokussiert. Wichtig ist, dass die Mannschaft gut spielt, dann profitiere auch ich." Bleibt der 33-Jährige von Verletzungen verschont, sind ihm erneut an die 40 Bundesliga-Treffer zuzutrauen.

2. Neuer Publikumsliebling: Musiala hat Ribery-Potenzial

Nicht nur Lewandowski, die gesamte Offensive der Münchner funktionierte am Samstag. Auch Thomas Müller, der Torschütze zum frühen 1:0 in der 6. Minute, der im Gegensatz zu den vorherigen Partien an vielen weiteren Angriffen beteiligt war.

Auch der eingewechselte Leroy Sane, der einen der drei Lewandowski-Treffer vorbereitete. Und natürlich: Jamal Musiala. Der 18-Jährige stand für Sane in der Startelf und rundete eine perfekte Woche mit einer weiteren starken Leistung ab. Er besorgte kurz nach dem Seitenwechsel das zwischenzeitliche 3:0 mit einem sehenswerten Schlenzer.

"Jamal", sagte Nagelsmann nach dem Spiel, "hat mein Vertrauen gerechtfertigt." Das Besondere an dem Supertalent? Seine technischen Fähigkeiten. "Er hat diese Bolzplatz-Mentalität", schwärmte Nagelsmann. "Meine größte Aufgabe ist, sie ihm nicht auszutreiben. Die muss er beibehalten." Dazu sei Musiala neben dem Platz "unglaublich bescheiden". Nagelsmann: "Er feiert sich nicht ab, wenn er mal gut spielt oder ein Tor macht."

Das wissen auch die Fans zu schätzen. Musiala ist längst ein Publikumsliebling, bei seiner Auswechslung gab es Standing Ovations für den Hoffnungsträger.

Es waren Szenen, die so ein wenig an den jungen Franck Ribery erinnerten, der die Fans in der Allianz Arena nach seinem Wechsel von Olympique Marseille an die Isar im Sommer 2007 sofort mit seiner unbekümmerten Spielweise auf dem linken Flügel in seinen Bann zog. Musiala bringt das Potenzial mit, um ein ähnlich beliebter und prägender Spieler in München zu werden.

3. Hertha BSC erfüllt alle Kriterien eines Abstiegskandidaten

Der FC Bayern zeigte am Samstag seine "bisher beste Saisonleistung", lobte Nagelsmann nach dem Spiel. Allerdings machte der Gegner es ihm auch ziemlich einfach. Die Hertha erfüllte in der Allianz Arena sämtliche Kriterien eines Abstiegskandidaten: Mit Ball präsentierte sie sich konzeptlos, ohne Ball fehlten ihr Zuordnung, Konzentration und Galligkeit.

Das beste Beispiel: das 0:2 aus Sicht der Berliner, als Niklas Stark und Dedryck Boyata nach dem Lattenschuss von Lewandowski abschalteten und sich ohne Gegenwehr von dem Polen überspringen ließen. Dass der vermeintliche Abwehrchef Stark die Partie mit einer Zweikampfquote von 0 Prozent beendete, sagte alles über die verheerende Defensivleistung der Mannschaft von Pal Dardai aus.

"Wir hatten heute keine Chance", resümierte Dardai hinterher. Bis auf eine Mini-Gelegenheit durch Davie Selke zu Beginn der Partie habe man auch "offensiv nichts angeboten", stellte der Trainer fest. "Ich habe nicht gedacht, dass wir hierher kommen und dann so schockierend spielen. Die Körpersprache, die Unsicherheit - das ist nicht schön. Da brauchst du Führungsspieler. Wir müssen uns Gedanken machen."

Die sportliche Leitung um Geschäftsführer Fredi Bobic, Sportdirektor Arne Friedrich und Investor Lars Windhorst künditgte nach dem Spiel an, sich während der Länderspielpause zusammenzusetzen und beraten zu wollen.
Der ehemalige Berliner Coach Jürgen Klinsmann sieht vor allem an vorderster Front Probleme. "Die Hertha ist in Gefahr, in dieser Saison erneut in den Abstiegskampf zu geraten - wenn man keine Leute holt, die Tore schießen", so Klinsmann bei ESPN.

Geht - ob mit oder ohne weitere Neuverpflichtungen - in den nächsten Wochen kein Ruck durch die Mannschaft, dürfte aber auch Dardai um seinen Job fürchten müssen.

Die nächsten fünf Bundesliga-Spiele von Hertha BSC

GegnerDatum
VfL Bochum (A)12. September
Greuther Fürth (H)17. September
RB Leipzig (A)25. September
SC Freiburg (H)2. Oktober
Eintracht Frankfurt (A)16. Oktober
Artikel und Videos zum Thema