Mats Hummels beim BVB in starker Form: Niemand ist wichtiger

Mats Hummels befindet sich beim BVB in bestechender Form.
© INA FASSBENDER/Getty Images

Im gesamten Jahr 2020 zeigt Mats Hummels bei Borussia Dortmund konstant gute Leistungen - dank der von ihm seit Jahren gewohnten Qualitäten. Der 31-Jährige ist der wichtigste Spieler und heimlicher Kapitän beim BVB.

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Es ist noch relativ früh in der Saison, doch Mats Hummels hat seine persönlichen Ziele bereits abgearbeitet. Unbedingt wollte er einmal einen Treffer gegen Schalke 04 erzielen, am besten mit dem BVB im Revierderby. Das klappte nun am vergangenen Samstag und somit bleibt Hummels der einzige aktive Bundesligaprofi, der in 13. Spielzeiten in Folge getroffen hat.

Als er damit konfrontiert wurde, zeigte sich Dortmunds Innenverteidiger zwar sehr angetan, dieser Rekord sei ihm wichtig, doch eine Vorgabe machte er sich noch: "Es müssen mehr Tore werden dieses Jahr. Wenn ich am 34. Spieltag weiterhin bei einem Bundesligator stehe, bin ich nicht zufrieden", sagte er im Gespräch mit dem vereinseigenen TV-Sender.

Sieben Tage später steht Hummels nun bei drei Saisontoren. Mit seinen beiden Treffern beim 2:0-Auswärtssieg gegen Arminia Bielefeld wurde der 31-Jährige zum Matchwinner der Borussia (die Highlights im Video). Das ist erstaunlich, weil sehr selten. Über zehn Jahre musste Hummels auf seinen zweiten Doppelpack im Oberhaus warten. Drei Tore in zwei aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen gelangen ihm gar noch nie.

Wie auch, mag man entgegnen, schließlich ist Hummels' Kerngebiet die Defensive und das Toreverhindern. Auch das erledigte er am Samstag in Ostwestfalen souverän, wenngleich ihn die Bielefelder Offensive kaum forderte. Davon ab: Hummels befindet sich beim BVB im gesamten Jahr 2020 bereits in bestechender Form.

Mats Hummels beim BVB: Antizipation und Aufbauspiel

Es kommen einzig die Partie im Pokal in Bremen (Februar), die bedeutungslose Heimschlappe gegen Hoffenheim am 34. Spieltag (Juni) und das vergeigte Champions-League-Spiel bei Lazio (Oktober) in den Sinn, wo Hummels nicht gut aussah. In beinahe allen anderen Begegnungen lieferte der Ex-Nationalspieler konstant die von ihm seit Jahren gewohnten Qualitäten ab.

Auch wenn er noch nie der Schnellste war, macht Hummels Geschwindigkeitsnachteile sehr häufig mit einer herausragenden Antizipation wett. So erstickt er viele Angriffsbemühungen der Gegner bereits im Keim. In den direkten Duellen, ob am Boden oder in der Luft, verschafft er sich dadurch enorme Vorteile.

Hat Hummels den Ball am Fuß, besticht er mit einer guten Übersicht und einem starken Aufbauspiel. Die langen, tiefen Bälle hinter die letzte Kette der Gegner spielt er zwar nicht mehr so häufig wie noch zu Zeiten von Jürgen Klopp, mit seinen Flachpässen nach vorne durchbricht er aber immer wieder die eine oder andere Pressinglinie.

Hummels ist Dortmunds heimlicher Kapitän

Genauso wichtig, gerade im Hinblick auf den mit jungen Talenten gespickten BVB-Kader, sind Hummels' Führungsqualitäten. Der 337-malige Bundesligaspieler coacht seine Mitspieler permanent, gibt klare Anweisungen und geht voran. Hummels ist Dortmunds heimlicher Kapitän, niemand ist wichtiger für die Balance der Mannschaft als er.

Es war daher ein gutes Zeichen, dass der Doppelpacker nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung auf der Alm leichte Entwarnung gab. "Der Muskel hat sich zugezogen im Oberschenkel. Ich habe keinen Stich verspürt, das ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Aber der Oberschenkel ist fest und da werden wir ein paar Tage ran müssen. Ich hoffe, dass ich das Wettrennen gegen die Zeit gewinne bis Mittwoch", sagte Hummels.

Dann steht die Partie beim FC Brügge in der Königsklasse an, bei der die favorisierten Westfalen einen weiteren Sieg benötigen, um die Pleite in Rom wettzumachen. Es würde nicht wundern, ginge BVB-Trainer Lucien Favre auf Nummer sicher und Hummels bliebe die Partie erspart, zumal ein paar Tage später der Showdown gegen den FC Bayern stattfindet.

Doch auch der Schweizer weiß, wie sehr die in dieser Saison beachtlichen Defensivleistungen seiner Mannschaft gerade auch in letzter Instanz mit Hummels' Wirken zusammenhängen. "Er spielt sehr, sehr gut und ist in Top-Form. Er ist enorm wichtig für die Mannschaft. Momentan spielt er super", sagt Favre über Hummels.

Tor im Derby: Mats Hummels trifft für den BVB gegen Schalke 04.
© LEON KUEGELER/Getty Images
Tor im Derby: Mats Hummels trifft für den BVB gegen Schalke 04.

BVB-Defensive stark verbessert

In sieben von zehn Pflichtspielen - in all jenen, die gewonnen wurden - blieb Dortmund ohne Gegentor. Fünf weiße Westen nach sechs Spieltagen schafften in der Bundesliga bislang nur vier Teams. Die Gründe sind vielfältig und liegen beispielsweise auch in der Tatsache begründet, dass in den vergangenen drei Spielen mit Schalke, St. Petersburg und Bielefeld drei Gegner warteten, denen wenig am Fußballspielen lag.

Das Bewusstsein der Mannschaft für die Arbeit gegen den Ball hat sich aber zweifelsohne verbessert. Das Gegenpressing funktionierte zuletzt hervorragend, auch die Offensivspieler taten sich dabei unabhängig vom Spielstand positiv hervor. Zudem scheint die lange Zeit fast chronische Schwäche bei gegnerischen Standardsituationen im Moment ausgemerzt. Vielmehr noch: Mittlerweile treffen Dortmunds Innenverteidiger sogar selbst nach ruhenden Bällen (schon vier Tore nach Eckbällen).

Das sind freilich Momentaufnahmen. Der wankelmütigen BVB-Truppe ist jederzeit zuzutrauen, diesen Trend auch schnell ins Negative zu verkehren. So richtig sicher kann man sich bei den Schwarzgelben ja nie sein, wie die beiden Pleiten in Augsburg und Rom erneut eindrucksvoll belegten.

Würde jedoch Hummels ausfallen, bekäme man ein wirklich großes Problem - ein weitaus größeres auch als bei einem Verlust eines Erling Haaland, Jadon Sancho oder Marco Reus. Denn Hummels' Leistungen in diesem gesamten Jahr sind alles andere als Momentaufnahmen. Und hier käme nun der Verweis auf die deutsche Nationalmannschaft...

Mats Hummels: Seine bisherigen Pflichtspiele für den BVB

WettbewerbPflichtspieleTore
Bundesliga26223
DFB-Pokal342
Champions League372
Europa League232