Kommentar zum Skandalspiel TSG Hoffenheim - FC Bayern München: Solidarität mit Beigeschmack

Von Dennis Melzer
Beim Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München (0:6) greift der Drei-Stufen-Plan nach Beleidigungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp. Ein Plan, den man zuletzt bei Rassismus vermisste.
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Beim Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München (0:6) greift der Drei-Stufen-Plan nach Beleidigungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp. Ein Plan, den man zuletzt bei Rassismus vermisste. Ein Kommentar.

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Karl-Heinz Rummenigge schämte sich dafür, dass der "feine Ehrenmann" Dietmar Hopp von einigen Fans des FC Bayern mit Spruchbändern beleidigt worden war. Dies sei "nicht entschuldbar", sagte er und stellte klar: "Es ist ein Zeitpunkt, an dem wir Flagge zeigen müssen. Es muss Schluss sein damit. Wir dürfen uns nicht mehr wegducken."

Der FCB-Boss lobte, dass der sogenannte "Drei-Stufen-Plan" gegriffen habe, der vorsieht, bei derlei Vorfällen zunächst das Spiel zu unterbrechen. Sollte keine Ruhe einkehren, ist der Schiedsrichter angehalten, die Mannschaften in die Kabine zu schicken. Die letzte Konsequenz wäre ein Abbruch der Begegnung. In Sinsheim kam es zur zweiten Stufe, nach der Fortsetzung zeigten sich alle Protagonisten solidarisch. Szenen, die man in den vergangenen Wochen vermisst hatte. Szenen, die deshalb auch einen Beigeschmack haben.

Wenn ein milliardenschwerer Klub-Mäzen aufs Übelste beleidigt wird, ist es möglich, dass dahingehende Vorgaben in die Tat umgesetzt werden. Wenn aber Spieler wegen ihrer Hautfarbe rassistisch beschimpft werden, wie bei Jordan Torunarigha, der auf Schalke weinend auf dem Platz stand oder Würzburgs Leroy Kwadwo in Münster zuletzt geschehen, ist eine ähnliche Handhabe und Bereitschaft seitens der Offiziellen bislang nicht zu erkennen gewesen.

Moussa Maregas Mitspieler vom FC Porto versuchten jüngst sogar, den Malier davon abzuhalten, vom Platz zu gehen, nachdem er sich von Zuschauern beleidigen lassen musste. Keine Solidarität zunächst, nicht einmal von den Kollegen, von denen man sich gewünscht hätte, dass sie mitgehen.

Dass Hopp, gegen den in der Vergangenheit immer wieder unter der Gürtellinie ausgeteilt worden war, sich diese Schmähungen nicht gefallen lassen muss, sollte völlig klar sein. Das sollte niemand müssen. Dass dumme und infantile Spruchbänder, die sich nicht nur gegen den SAP-Gründer richten, seit Jahrzehnten leider im Stadion an der Tagesordnung sind, ebenfalls. Das wird sich nach dem Novum, das in Sinsheim stattfand, nicht ändern, so sehr man es sich wünschen möge.

Es ist sicherlich zu begrüßen, dass frei nach dem Motto "es gibt immer ein erstes Mal" Zeichen gesetzt, dass Präzedenzfälle geschaffen werden. Der von Rummenigge zitierte Zeitpunkt "Flagge zu zeigen", ist aber seit dem unsäglichen Wiederaufkeimen rassistischer Umtriebe in europäischen Stadien längst überschritten. In diesen zahlreichen Fällen wurde sich nämlich nur allzu gerne weggeduckt. Das muss sich ab sofort ändern.