Magier Thiago nicht zu halten - auch nicht für den FC Bayern?

Thiago war der überragende Mann beim Sieg des FC Bayern gegen Mainz 05.
© Getty

Thiago hat Bayern-Trainer Hansi Flick nach anfänglichen Schwierigkeiten von sich überzeugt. Die Darbietung des spanischen Magiers beim 3:1-Sieg in Mainz war der vorläufige Höhepunkt seiner bislang starken Rückrunde - und zugleich eine Bewerbung für einen neuen Vertrag. Doch möchten er und die Münchner diesen Vertrag überhaupt?

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Es waren zehn Sekunden gespielt, da machten sich auch schon die ersten Übeltäter bemerkbar. Aus dem Block der Gäste, wo den Anhängern des FC Bayern vom Singen offensichtlich nicht warm genug war, stiegen plötzlich rote Funken und dicke Rauchschwaden empor. "Liebe Fans", ertönte wenig später die genervte Stimme des Mainzer Stadionsprechers, "das Einzige, was in unserer Arena abgefackelt wird, ist Leistung auf dem Rasen."

Die Botschaft kam im Block an, denn die Pyro-Aufruhr blieb tatsächlich nur eine kurze. Die Botschaft kam aber auch auf dem Rasen an, bei den Spielern der Gäste, um genau zu sein, denn nach nur einer knappen halben Stunde war der sechste Münchner Liga-Sieg in Folge praktisch eingetütet.

Der gewohnt treffsichere Robert Lewandowski (8.), der wieder treffsichere Thomas Müller (14.) und der neuerdings treffsichere Thiago (26.) sorgten für den Dreierschlag, von dem sich die klar unterlegenen Hausherren trotz des glücklich entstandenen Kopfballtreffers von Jerry St. Juste kurz vor der Pause (45.) nicht mehr erholen sollten.

Thiagos Hommage an den Straßenfußball

Die Mainzer waren vor allem in Hälfte eins fast immer einen Schritt zu spät, was aber weniger daran lag, dass sie zu langsam waren, sondern vielmehr, weil ihre Gegenspieler viel zu schnell, zu flink, zu wendig agierten. Insbesondere Thiago. Der seit dem Rückrundenstart aufstrebende Spanier ließ sich auch bei besten Fritz-Walter-Bedingungen nicht den Spaß am Spiel verderben.

Wie er auf dem nassen Mainzer Geläuf teilweise seine Gegenspieler aussteigen ließ, ob mit Finten, Körpertäuschungen oder Außenristpässen, zeugte von enormem Selbstvertrauen, geradezu von einem Hauch gesunder Arroganz. Seine Darbietung in den ersten 45 Minuten, speziell sein Tor, bei dem er mit einem Übersteiger durch die Mainzer Abwehrreihe tanzte und mit dem schwächeren Linken ins Eck traf, war geradezu eine Hommage an den Fußball, den er so liebt: den von der Straße.

Thiago verzückt den FC Bayern - und Hansi Flick

"Wenn man sich die letzten Spiele von ihm anschaut, dann zeigt das einfach, was für ein Spieler er ist, speziell am Ball. Dass er jetzt auch noch torgefährlich ist, zeigt seine Qualität", schwärmte Abwehrspieler David Alaba nach der Partie von seinem Vordermann. Und Trainer Hansi Flick meinte lächelnd: "Es freut mich ungemein, dass sich Thiago wieder in die Torschützenliste eingereiht hat. Er hat die letzten drei Spiele sehr gute Leistungen gebracht."

Flick schien zu Beginn seines Amtsantritts Anfang November nicht der größte Fan des 28-Jährigen gewesen zu sein. Immer wieder setzte er Thiago auf der Bank, der nach dem unrühmlichen Aus von Ex-Coach Niko Kovac viel Kritik erntete und in der Folge auch merklich mit sich selbst zu kämpfen hatte.

Spätestens nach den drei Rückrunden-Spielen gegen Hertha BSC, Schalke 04 und Mainz kommt Flick aber nicht mehr um den Edeltechniker herum. "Er ist gemeinsam mit Joshua Kimmich der Stabilisator vor der Abwehr", unterstrich der Kovac-Nachfolger am Samstag und verwies auf die gute körperliche Verfassung des Mannes mit der Nummer 6.

Das belegen auch die Zahlen, denn bei aller technischen Beschlagenheit zählt der Ballmagnet zu den mit Abstand zweikampfstärksten Bayern-Akteuren in dieser Saison. Gegen Mainz führte der Rechtsfuß die meisten aufseiten des Rekordmeisters (33), von denen er 63,3 Prozent für sich entschied. Nach 25 Einsätzen liegt seine durchschnittliche Zweikampfquote laut Opta bei 59,4 Prozent. Von allen Mittelfeldspielern im Kader übertrumpft nur Javi Martinez (69,52 Prozent) den 28-Jährigen.

Verlängert Thiago beim FCB? "Das klären wir intern"

"Thiago macht es sehr gut, auch wenn ich davon nicht überrascht bin, denn ich weiß, was für ein Fußballer er ist", resümierte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Stellt sich nur allmählich die Frage, wie lange sie in München noch an diesem Fußballer erfreuen dürfen. Thiagos Zukunft ist völlig offen. Da sein Vertrag am 30. Juni 2021 ausläuft, hätten die Bayern Stand jetzt nur im kommenden Sommer die Möglichkeit, Geld mit ihm zu verdienen. Geld, das möglicherweise für den großen Umbruch mit Spielern wie Leroy Sane oder Kai Havertz benötigt werden könnte. Zumal es auch immer wieder Gerüchte gibt, wonach Thiago offen für eine Rückkehr in seine spanische Heimat sei.

Der FC Barcelona könnte im Sommer Bedarf im Mittelfeld haben, da Sergio Busquets nicht mehr unumstritten ist und mit Ivan Rakitic und Arturo Vidal zwei weitere erfahrene Akteure auf dem Abstellgleis stehen. Thiago machte nie einen Hehl daraus, sich ein Comeback bei seinem Jugendverein und in der Stadt vorstellen zu können, in der er lange lebte und seine Frau Julia kennen lernte.

Allerdings gibt es auch durchaus Gründe, die für eine Bayern-Verlängerung sprechen. Der Nationalspieler und seine Familie fühlen sich in Deutschland wohl, außerdem ist er mit vielen Mitspielern eng befreundet und identifiziert sich mit dem Verein. Für die Integration von spanischen oder spanischsprachigen Neuzugängen wie Lucas Hernandez oder Alvaro Odriozola war und ist er hauptverantwortlich.

"Das werden wir intern klären", sagte Salihamidzic nach dem Mainz-Spiel hinsichtlich möglicher Vertragsgespräche mit Thiago. Der Protagonist selbst verließ wie seit Wochen nur mit einem "Nein, danke, heute nicht" das Stadion. Ein Ausrufezeichen hatte er schon auf dem Rasen gesetzt.

Die nächsten zehn Pflichtspiele des FC Bayern

DatumUhrzeitGegnerWettbewerb
5. Februar20.45 UhrTSG Hoffenheim (H)DFB-Pokal
9. Februar18 UhrRB Leipzig (H)Bundesliga
16. Februar15.30 Uhr1. FC Köln (A)Bundesliga
21. Februar20.30 UhrSC Paderborn (H)Bundesliga
25. Februar21 UhrFC Chelsea (A)Champions League
29. Februar15.30 UhrTSG Hoffenheim (A)Bundesliga
8. März15.30 UhrFC Augsburg (H)Bundesliga
14. März18.30 UhrUnion Berlin (A)Bundesliga
18. März21 UhrFC Chelsea (H)Champions League
22. März15.30 UhrEintracht Frankfurt (H)Bundesliga
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