FC Bayern München nutzt Niederlage von RB Leipzig: Die nonverbale Kampfansage

Von Dennis Melzer
Der FC Bayern München ist bis auf einen Punkt an RB Leipzig herangerückt.
© Getty

Im Anschluss an das 5:0 gegen Schalke halten sich die Bayern-Protagonisten mit Kampfansagen an Leipzig zurück - weil die Leistung für sich sprach.

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"Deutscher Meister wird nur der FCB, nur der FCB, nur der FCB", sangen sie, die hüpfenden, fahnenschwenkenden Fans des FC Bayern München auf der Südtribüne der Allianz Arena, nachdem ihre Mannschaft über Schalke 04 hinweggefegt war.

Eine nachvollziehbare Reaktion auf die dominante Darbietung und eine deutliche Kampfansage an Noch-Tabellenführer RB Leipzig, der wenige Stunden zuvor mit 0:2 bei Eintracht Frankfurt verloren hatte. Das Polster der Sachsen auf die Bayern, das zur Rückrunde noch vier Punkte betragen hatte, ist nach nur zwei Partien im neuen Jahr auf lediglich einen Zähler geschmolzen.

Manuel Neuer: "Keine Kampfansage" an RB Leipzig

"Wir sind mit dem 4:0 in Berlin und mit dem 5:0 heute gut in die Rückrunde gestartet. Wir haben sehr konzentriert gespielt und uns viele Torchancen erspielt", konstatierte Kapitän Manuel Neuer nach der Begegnung mit den Knappen in der Mixed Zone. Der Torhüter gab aber zu bedenken: "Momentan ist Leipzig noch vor uns. Sie haben eine starke Mannschaft" Dementsprechend gäbe es auch "keine Kampfansage."

Tatsächlich war eine verbale Kampfansage auch gar nicht nötig. Gemäß des ersten Axioms der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick ("Man kann nicht nicht kommunizieren") hatten die Münchner mit ihrer Leistung aussagekräftig genug agiert und unterstrichen, wohin die Reise auch in dieser Saison wieder gehen soll - mit der Meisterschale im Gepäck auf den Nockherberg- und Marienplatzbalkon.

75,3 Prozent Ballbesitz, 14 zu 1 Schüsse auf des Gegners Tor, 39 zu 3 geschlagene Flanken und 57 zu 43 Prozent gewonnener Zweikämpfe summierten sich am Ende zu fünf Toren gegen ein Team, das in der Vorwoche noch gegen Gladbach vollumfänglich zu gefallen wusste. "Das war absolute Meisterform von Bayern", erklärte Sky-Experte Lothar Matthäus. "Sie haben das Spiel dominiert und Schalke überhaupt keine Chance gelassen. Das war eine absolute Glanzleistung der Bayern, der Sieg ist auch in der Höhe verdient."

Der FC Bayern ist da, wenn die Konkurrenz patzt

Die Art und Weise, das Selbstverständnis und -vertrauen, das der Rekordmeister an den Tag legte, um vom Leipziger Patzer zu profitieren, stützte die These, dass die Bayern da sind, wenn sie gefordert sind. "Es haben schon viele gute Mannschaften in Frankfurt verloren", sagte Neuer mit einem Augenzwinkern und verwies somit auf das eigene 1:5 in der Main-Metropole, das schließlich das Aus von Trainer Niko Kovac im Oktober besiegelte. "Natürlich bekommt man so etwas vor dem Spiel mit. Aber das war nicht ausschlaggebend für unsere Leistung. Wir konzentrieren uns nur auf uns."

FCB-Coach Hansi Flick sagte mich Blick auf die Niederlage der Roten Bullen. "Es hat mich vor dem Spiel gar nicht interessiert, was Leipzig gemacht hat." Der 54-Jährige gestand jedoch gleich darauf: "Aber man kriegt es natürlich schon mit. Es kann schon sein, dass es die Spieler noch mehr motiviert hat." Ein Denkansatz, der von Thomas Müller bei Sky bestätigt wurde: "Wir waren danach vielleicht noch einen Schuss griffiger", sagte der Angreifer. "Vielleicht haben wir noch zwei, drei Prozent obendrauf gelegt. Es stachelt natürlich an, wenn man auf den Fehler der Konkurrenz wartet und den dann sieht."

RB-Trainer Nagelsmann sauer, Thomas Müller bleibt cool

Dass Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft hart ins Gericht gegangen war und moniert hatte, diese habe "nicht die Qualität von Bayern und Dortmund" und sei "weit davon weg, eine Spitzenmannschaft zu sein", ließ Müller indes kalt. "Dass man nach einem 0:2 nicht super gelaunt ist, kann man nachvollziehen. Das ist aber eine Sache, die Leipzig betrifft", sagte der 30-Jährige, als er mit Nagelsmanns Worten konfrontiert wurde. Für die Bayern sei es nur wichtig, "dass wir so dominant auftreten wie heute."

Obwohl auch Müller, der traditionell um eine kleine Spitze in Richtung Mitbewerber um den Meistertitel nicht verlegen ist, eine explizite Kampfansage vermissen ließ, darf sich die Tabellensituation eigenen Angaben zufolge schon in naher Zukunft anders gestalten: "Ich habe am liebsten die Rolle des Gejagten. Dann sind wir nämlich dort, wo wir hinwollen", verriet er. Bei aller Sachlichkeit und dem Bestreben, jedweden Fokus auf die eigenen Leistungen zu richten, hielt Neuer immerhin noch eine kleine Mitteilung für die deutsche Beletage bereit: "Alle in der Bundesliga wissen, dass der FC Bayern wieder da ist."

Das dürften wahrlich alle mitbekommen haben. Allerspätestens nach dem imposanten Auftritt gegen Schalke. Sollten die Bayern in den kommenden Wochen und Monaten daran anknüpfen, dürfte die Prophezeiung, die von den singenden, hüpfenden, fahnenschwenkenden Fans in der Südkurve der Allianz Arena am Samstagabend gemacht wurde, am Ende der Spielzeit Realität sein.

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