SC Freiburg - FC Bayern München 1:3: Youngster Zirkzee rettet den Rekordmeister

Joshua Zirkzee hat den FC Bayern in Freiburg zum Sieg geschossen.
© getty

Dank Joker Joshua Zirkzee hat sich der FC Bayern zum Last-Minute-Sieg beim SC Freiburg geduselt. Der erst kurz zuvor eingewechselte 18-Jährige traf beim 3:1 (1:1) über die nach der Pause lange Zeit besseren Breisgauer in der Schlussminute zum vorentscheidenden Führungstreffer.

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Die Begeisterung bei den Gästen war nach dem Abpfiff umso größer. "Ich bin von Hause aus ein positiver Mensch. Aber wenn man sieht, wie zum Schluss die Angriffe auf unser Tor gerollt sind, haben wir es letztendlich mit Glück überstanden und von daher auch glücklich das Spiel gewonnen", musste der sichtlich erleichterte FCB-Coach Hansi Flick zugeben.

Zumal die Münchner durch den zweiten Sieg in Folge den Rückstand auf das Spitzen-Duo RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach (beide 34 Punkte) auf vier Zähler verkürzen und sich auf Platz drei vorschieben konnten. Maßgeblichen Anteil daran hatte Bundesliga-Debütant Zirkzee, der nach nur 104 Sekunden im Spiel mit der ersten Ballberührung das 2:1 erzielte.

"Ich habe gedacht, wenn noch eine Flanke kommt, kann er sie reinmachen", erklärte Flick die Einwechslung des Niederländers. "Joshua macht es auch im Training sehr gut, seine Entwicklung ist bemerkenswert. Heute hat er sich belohnt und damit auch die Mannschaft. Aber es sollen alle schön auf dem Boden bleiben."

In der Nachspielzeit sorgte Serge Gnabry schließlich für den Endstand. Vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion hatten zuvor Robert Lewandowski (19.) für die anfangs drückend überlegenen Bayern sowie Vincenzo Grifo (58.) für die vor allem nach dem Wechsel deutlich stärkeren Gastgeber getroffen.

SC Freiburg gegen Bayern München: Die Stimmen

Hansi Flick (Trainer FC Bayern): "Es waren zwei komplett verschiedene Halbzeiten. In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht und hätten 2:0 oder 3:0 führen müssen. Freiburg hat es dann in der zweiten Halbzeit gut gemacht."

Christian Streich (Trainer SC Freiburg): "Am Anfang habe ich gedacht, dass sie uns aus dem Stadion knallen. Dass wir in der Lage waren, uns immer mehr zu befreien und eigene Torchancen zu kreieren, hätte ich so nicht für möglich gehalten."

Dominique Heintz (SC Freiburg): "Wir haben in der zweiten Halbzeit sehr viel Druck gemacht, Bayern kam hinten gar nicht mehr raus. Kompliment an die Mannschaft, das war Wahnsinn. Dann ist es halt schade, wenn du dich nicht belohnst."

Jochen Saier (Sportvorstand SC Freiburg): "Es fühlt sich richtig beschissen an. Fußball ist manchmal brutal. Die Niederlage ist nicht gerecht. Das tut richtig weh, weil die Jungs wahnsinnig viel investiert haben."

SC Freiburg gegen Bayern München: Die Analyse

Freiburgs Trainer Christian Streich musste in seinem 300. Pflichtspiel als Trainer gegenüber dem 0:1 in Berlin auf den angeschlagenen Jonathan Schmid und den erkrankten Roland Sallai verzichten, dafür rückten Mike Frantz und Vicenzo Grifo in die Startelf.

Bei den Bayern rückten Thomas Müller und Ivan Perisic gegenüber dem 6:1 gegen Bremen in die Anfangsformation, weil Leon Goretzka verletzt fehlte und Jerome Boateng erwartungsgemäß nur auf der Bank saß.

Die Gäste legten los wie die Feuerwehr, so dass schon nach einer Minute Philippe Coutinho nach herrlichem Pass von David Alaba die Führung auf dem Fuß hatte, Manuel Gulde den Lupfer des Brasilianers aber noch kurz vor der Torlinie klären konnte.

Auch danach dominierten die Münchner mit extrem hohen Pressing. Zunächst traf Müller nach einem Eckball nur den Pfosten (7.), doch neun Minuten später war Lewandowski nach schönem Sololauf von Alphonso Davies über die linke Seite zu Stelle. Mit seinem bereits 19. Saisontreffer überholte der Pole seinen Ex-Coach Jupp Heynckes mit nunmehr 221 Treffern in der ewigen Bundesliga-Torschützenliste.

Nur fünf Minuten darauf verhinderte SCF-Keeper Mark Flekken Lewandowskis zweites Tor für den zu diesem Zeitpunkt mit rund 77 Prozent Ballbesitz drückend überlegenen Rekordmeister.

Manuel Neuer verhindert zweimal den Ausgleich

Doch in der Folgezeit gelang es den Freiburgern, sich langsam aus der Umklammerung zu lösen und die Partie auch dank der deutlich zunehmenden Fehlpassquote des FCB bis zur Pause offener zu gestalten. So musste Manuel Neuer mit zwei Glanzparaden gegen den nach Flanke von Frantz freistehenden Lucas Höler (30.) sowie einen Schrägschuss von Grifo (39.) den Ausgleich verhindern.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste, denn Gnabry vergab nach nur zwei Minuten die Chance zum 2:0 der Bayerm, als er aus aussichtsreicher Position übers Tor schoss. Danach allerdings übernahmen die engagierten und läuferisch starken Hausherren das Kommando, während die Münchner jetzt fast immer einen Schritt zu spät kamen. So auch beim Augsleich durch Direktabnahme von Grifo, den die Gästeabwehr nach Flanke von Yannik Haberer am linken Strafraumeck sträflich freistehen ließ. Die Freiburger drückten vor den begeisterten Fans auf das 2:1, vergaben aber Chancen im Minutentakt. Auf der Gegenseite rettete Flekken in letzter Sekunde gegen Perisic (65.).

Die Partie stand auf des Messers Schneide, wobei der in der Schlussphase überlegene Sportclub die besseren Möglichkeiten besaß. Ein Drehschuss des für Grifo eingewechselten Brandon Borrello strich jedoch knapp am Tor vorbei (77.). Und in der Schlussminute schoss Borrello aus zehn Metern freistehend weit übers Tor, ehe Zirkzee im Gegenzug für Entsetzen in Freiburg sorgte.

Die Daten des Spiels SC Freiburg gegen FC Bayern München

  • Tore: 0:1 Lewandowski (16.), 1:1 Grifo (58.), 1:2 Zirkzee (90.), 1:3 Gnabry (90.+5)
  • Der FC Bayern hat unter Hansi Flick wettbewerbsübergreifend sieben seiner neun Spiele unter Hansi Flick gewonnen.
  • Gegen kein Team verlor Freiburg in der Bundesliga so oft wie gegen den FC Bayern (27-mal)
  • Der FC Bayern verlor nur 1 der letzten 17 Bundesliga-Gastspiele beim SC Freiburg (11 Siege, 5 Remis): im Mai 2015 mit 1:2.
  • Freiburg verlor drei seiner letzten vier Bundesliga-Partien (1 Sieg).
  • Münchens Lewandowski erzielte sein 221. Bundesliga-Tor und überholte damit seinen Ex-Coach Josef Heynckes- nur Gerd Müller (365) und Klaus Fischer (268) erzielten mehr Tore im Oberhaus.
  • Joshua Zirkzee ist mit 18 Jahren und 210 Tagen der jüngste niederländische Torschütze der Bundesliga-Geschichte.

Der Star des Spiels: David Alaba

Der Österreicher eröffnete das Spiel mit einem überragenden Pass auf Coutinho (1.) und spielte auch in der Folge schöne Bälle hinter die Freiburger Linie. Der Innenverteidiger gewann 100 Prozent seiner Duelle, verbuchte sechs Balleroberungen und brachte 86 Prozent seiner Pässe an den Mann.

Der Flop des Spiels: Thomas Müller

Traf in der 7. Minute aus drei Metern den Pfosten, tauchte im Anschluss aber fast völlig ab. Holte sich eine unnötige Gelbe Karte ab und hatte bei seiner Auswechslung in der 63. Minute eine Zweikampfbilanz von gerade mal 16,7 Prozent.

Der Schiedsrichter: Sascha Stegemann

Gute Leistung des 35-Jährigen aus Niederkassel, der auch die deutlich hektischere zweite Halbzeit weitgehend im Griff hatte. Richtige Entscheidung, Gnabrys Tor in der 78. Minute wegen vorheriger Abseitsstellung von Lewandowski die Anerkennung zu verweigern.