BVB kassiert nächste Klatsche beim FC Bayern: Was nun, HSV Dortmund?

Mats Hummels und Torwart Roman Bürki sind konsterniert.
© getty

Borussia Dortmund hat auch das sechste Bundesligaspiel in Folge beim FC Bayern München deutlich und nach schwacher Leistung verloren. Die Tordifferenz in diesen Partien: 3:26. Die Verantwortlichen: konsterniert. Und nun?

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Jetzt im Nachhinein hat es natürlich Symbolcharakter, was Lucien Favre vor der Partie am Sky-Mikrofon entgegnete. Da wurde der Trainer von Borussia Dortmund gefragt, ob er wüsste, was Michael Zorc mit seiner Forderung, der BVB müsse beim FC Bayern München Männerfußball spielen, genau meinte.

"Waaas?", entfuhr es dem ungläubig dreinschauenden Schweizer. 90 Minuten später könnte man behaupten: Auch seine Mannschaft hatte keinen blassen Schimmer, was das sein sollte.

"Das war überhaupt kein Fußball. Das ist der Punkt. Das sollte ja symbolisieren, dass wir uns dagegenstellen und so weiter. Wir waren zu schlecht mit dem Ball und haben dem Druck nicht standgehalten", sprach Sportdirektor Zorc nach der klaren 0:4-Niederlage in die Mikrofone. Selten hat man Zorc so ungehalten und wütend gesehen - der desolate Auftritt des BVB ließ jedoch bei allen, die es mit Schwarzgelb halten, keinen anderen Gemütszustand zu.

BVB-Boss Watzke: "Werden uns deutlich besser präsentieren"

"Ich glaube, dass die Mannschaft dieses Jahr weiß, dass es für Bayern ein ganz wichtiges Spiel ist und deswegen vielleicht etwas weniger naiv reingeht, als das noch im letzten Jahr der Fall war", war sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unter der Woche noch sicher. Viermal in Folge hatte der BVB zuletzt eine Abreibung beim FCB erhalten. Die Ergebnisse: 0:5, 0:6, 1:4, 1:5.

"Wir werden uns am Samstag deutlich besser präsentieren als im letzten Jahr. Das war damals eine richtige Klatsche und das sollte uns in einer Weiterentwicklung der Mannschaft nicht noch einmal passieren", sagte Watzke. Doch die einzige Entwicklung, die stattgefunden hat, ist: Aus dem BVB ist eine Art "HSV Dortmund" geworden.

Zwischen 2011 und 2018 hagelte es für die Hamburger in München acht Niederlagen in Serie, bei einem Torverhältnis von 3:50. Dortmund steht nun bei bei sechs Klatschen und 3:26 Toren gegen sich. Das ist nichts anderes als ein Armutszeugnis für den so ambitionierten Verein.

Zum wiederholten Male ein Klassenunterschied

Obwohl die Bayern derzeit keine leichte Phase durchmachen und nach dem Trainerwechsel zu Hansi Flick selbst gehörig unter Druck standen, war auf dem Platz zum wiederholten Male ein Klassenunterschied zwischen den beiden Schwergewichten des deutschen Fußballs zu sehen. "Tempo, Ballannahme, Technik, Pässe, Bewegung - in all diesen Belangen waren wir nicht gut", musste ein sichtlich angeschlagener Favre feststellen.

Was dem BVB extrem abging, war der Umgang mit dem starken Pressing der Bayern. Dieser permanente Dauerdruck, ausgeübt von einem Gegner von hoher individueller Klasse, war für die Gäste viel zu viel - und dieses Phänomen am Samstagabend nicht zum ersten Mal zu beobachten. Dortmund wurde hektisch, verlor die Bälle viel zu schnell, es fehlte das Tempo im Vorwärtsgang, das Passspiel geriet fehlerhaft. Es war für den selbsternannten Meisterschaftskandidaten ein abermaliger Offenbarungseid beim FCB.

"In den ersten 15 Minuten haben wir sogar ordentlich gespielt", analysierte Zorc. Doch das war letztlich nur Schein, denn auch in dieser Phase brachte der BVB keinen Torschuss zustande, agierte rund um den Strafraum zu harmlos und produzierte leichte Fehler. Nach 67 Minuten hatten die Dortmunder ganze drei Ballaktionen im gegnerischen Strafraum verzeichnet. Am Ende standen 17:2 Schüsse, 59% Ballbesitz und 62% Zweikampfquote pro FC Bayern.

Dortmund dümpelt im luftleeren Raum vor sich hin

Gerade im zweiten Abschnitt, als die Bayern nur 69 Sekunden nach Wiederanpfiff auf 2:0 erhöhten, entwickelte sich eine Partie, die der BVB vorab dringlich vermeiden wollte. Der FCB konnte schalten und walten, Dortmund zeigte kaum Gegenwehr und die Leistung der Westfalen wurde immer erschreckender. Lediglich die schwache Chancenverwertung der Münchner verhinderte ein höheres Ergebnis.

Und nun, muss man aus Dortmunder Sicht fragen? Es bleibt letztlich das alte Lied. Auch eine Länderspielpause später dümpelt der BVB im luftleeren Raum der Tabelle vor sich hin. Anfang Oktober nach dem 2:2 in Freiburg stand Platz acht mit vier Zählern Rückstand zur Spitze zu Buche. Nun kann der Abstand auf Tabellenführer Gladbach auf sechs Zähler ansteigen, die Bayern sind erneut zwei Punkte entfernt.

Zorc zeigt mit dem Finger auf die Spieler

Das ist ein weiteres Mal noch keine echte Krise, aber man steht erneut kurz davor. Es ist vielmehr ein zweifelsfrei brisanter Zustand, der trotz des Zwischenhochs mit zuletzt drei Siegen am Stück rund um Dortmund herrschen wird.

Wenn man die Worte, aber auch Gestik und Mimik von Zorc und Favre in den Katakomben der Allianz Arena gesehen hat, dann ist klar: Eine schnelle Lösung der mannigfaltigen Probleme, die der BVB durch die Saison schleift, scheint nicht in Sicht.

"Die Partie hat oft eine Wirkung, was den weiteren Saisonverlauf angeht", sagte Zorc auf der Männerfußball-PK im Vorfeld des Spiels. Nach dem 0:4 zeigte er nun mit dem Finger auf die Spieler und erhöhte den Druck auf die Mannschaft. Auch die Fans ließen nach Abpfiff ihrem Unmut freien Lauf und pfiffen die Truppe lautstark aus. Es wird interessant zu beobachten sein, was letztlich mehr Wirkung zeigen wird.

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