Jadon Sancho wieder Matchwinner beim BVB: Das zumindest vorläufige Treuebekenntnis des Edelsteins?

Borussia Dortmund, FC Augsburg
© Getty

Jadon Sancho war neben Paco Alcacer der überragende Mann beim 5:1-Sieg von Borussia Dortmund über den FC Augsburg. Vor allem seinen Torjubel wertet mancher als Zeichen.

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Ab durch die Mitte: So wie Jadon Sancho die bedauernswerten Augsburger in den 90 Minuten zuvor wie Statisten stehengelassen hatte, so flink eilte der Engländer mit Verweis auf einen wichtigen Termin auch danach an den wartenden Journalisten vorbei.

Dabei hätte es einige Fragen an den Shootingstar von Borussia Dortmund gegeben, nicht nur zu seiner überragenden Vorstellung beim 5:1 zum Saison-Auftakt gegen den FCA. Sondern auch zu den erneut aus seinem Heimatland hochkochenden Gerüchten über einen bereits feststehenden Abschied im nächsten Sommer.

Laut Daily Mail sei Manchester United bereit, für Sancho rund 110 Millionen Euro Ablöse zu zahlen, auch Ex-Klub Manchester City ist demnach in der Verlosung. Beim BVB will man davon nichts wissen, gleichwohl ist den Bossen aber auch klar, dass sie das Toptalent vermutlich nicht ewig halten können.

Sanchos zumindest vorläufiges Treuebekenntnis

"Ich würde jetzt nicht sagen, er wird in fünf Jahren definitiv noch hier spielen. Ich würde aber auch nicht sagen, er wird in fünf Jahren definitiv nicht mehr hier spielen", hatte Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke vergangene Woche erklärt. Immerhin gehört der Youngster laut einer Studie des CIES Football Observatory schon jetzt mit einem Marktwert von rund 160 Millionen Euro zu den fünf wertvollsten Spielern der Welt. "Bei einem Spieler wie Jadon Sancho musst du jedes Jahr neu überprüfen, wie es weitergeht", sagte Watzke.

Für die aktuelle Transferperiode hatte er allerdings schon im Frühjahr im Interview mit SPOX und DAZN kategorisch eine Freigabe für den bis 2022 vertraglich gebundenen Sancho ausgeschlossen. Schließlich weiß Watzke auch, wie wichtig der Flügelflitzer für die Schwarz-Gelben ist: "Es gibt nicht viele 19-Jährige, die über so ein Potenzial verfügen."

Das bewies Sancho vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park am Samstag eindrucksvoll. Den schnellen Ausgleich durch Paco Alcacer (3.) nach Vorlage von Marco Reus leitete er ebenso ein wie das 3:1 durch Reus nach Pass von Alcacer (57.). Zudem gab er den Assist zu Alcacers Doppelpack zum 4:1 (59.) und erzielte vor allem kurz nach der Pause den erlösenden Führungstreffer für die drückend überlegenen Dortmunder. Dass Sancho sich danach vor der tobenden Südkurve mehrfach aufs BVB-Wappen klopfte, wertete mancher Beobachter als zumindest vorläufiges Treuebekenntnis.

Sancho verbessert 52 Jahre alte Bestmarke

Mit 19 Jahren und 145 Tagen ist Sancho nun der jüngste Spieler aller Zeiten beim Erzielen des 14. Bundesliga-Tores. Damit verbesserte er die 52 Jahre alte Uralt-Bestmarke des damals 33 Tage älteren Horst Köppel aus dem Jahr 1967. Insgesamt war der englische Nationalspieler 2019 an 15 Bundesligatreffern beteiligt (acht Tore, sieben Vorlagen). Das ist der höchste Wert eines Spielers, der 2000 oder später geboren wurde, in Europas Top-5-Ligen.

Trotzdem wollten die Teamkollegen und Verantwortlichen hinterher weder Sancho noch Doppelpacker Alcacer explizit herausheben, sondern lobten generell die überzeugende Offensive. "Wir haben da eine riesige Qualität, und wenn wir als Mannschaft gut verteidigen und den Ball schnell erobern, sind wir natürlich immer brandgefährlich", meinte etwa Julian Weigl und ergänzte mit Blick auf die prominent besetzte Ersatzbank und den spät eingewechselten Julian Brandt, der das 5:1 erzielte: "Wir haben viele andere noch hinten dran, die Schwung reinbringen."

Auch Michael Zorc war bemüht, jegliche Euphorie nach nur einem Spiel im Keim zu ersticken. "Es war ein guter Start, aber mehr auch nicht", meinte der Sportdirektor. "Und auf den Rückstand hätte ich verzichten können."

Zorcs kleiner Seitenhieb gegen Sancho

Ein kleiner Seitenhieb auch gegen Sancho, der beim Gegentreffer nach gerade mal 31 Sekunden in der Rückwärtsbewegung nicht zum ersten Mal komplett unaufmerksam war.

Doch Sanchos Geniestreiche überdecken meist seine Defizite wie etwa im Supercup, als er sich häufig an der Bayern-Defensive die Zähne ausbiss - dann aber die Partie mit einer Vorarbeit und seinem Treffer zum 2:0-Endstand entschied. Danach wurde der Außenstürmer national und international in den Medien als Matchwinner gefeiert.

Mindestens ein Jahr dürfen sich die Fans noch auf weitere Geistesblitze des Publikumslieblings freuen. Und wenn die Dortmunder auch dank Sancho in dieser Saison so erfolgreich sind, wie sie es sich vorgenommen haben, bleibt ihnen der "Edelstein" (Gazzetta dello Sport) vielleicht noch länger erhalten.

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