BVB - Marco Reus' tragisches Revierderby: Alles weggehauen

Marco Reus sah nach einem Foul gegen Suat Serdar in der 60. Minute die Rote Karte.
© Getty

Die 2:4-Niederlage im Revierderby gegen den FC Schalke 04 war einer der schwärzesten Momente in der Karriere des Marco Reus. Der BVB-Kapitän enttäuschte erst und flog dann vom Platz. Sein erster Meistertitel scheint verspielt zu sein.

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Er wolle Schalke "weghauen", kündigte Marco Reus vor dem Revierderby an und setzte das Weghauen an sich dann auch in die Tat um. Statt den gesamten FC Schalke 04 haute er aber nur dessen Angestellten Suat Serdar weg und mit ihm wohl auch die letzten Dortmunder Titelhoffnungen.

Etwa 60 Minuten waren gespielt, als Reus seinen Gegenspieler Serdar mit gestrecktem Bein in die Achillessehne grätschte. Serdar schrie und fiel, Reus stand auf und gestikulierte. Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte ihm die Rote Karte und Reus schlich traurig vom Platz. Die Dortmunder Fans verabschiedeten ihn mit Applaus, aber ob er den noch wahrgenommen hat?

Irgendwann während dieses traurigen Schleichens - womöglich noch im Spielertunnel oder schon in der Kabine - wird er es mitbekommen haben: sein Foul hat nicht nur ihn aus dem Spiel genommen, sondern auch seine Mannschaft. Daniel Caligiuri versenkte den fälligen Freistoß im Kreuzeck zum 3:1 für Schalke. Der Kapitän ging und Dortmund implodierte.

Der für den Titelkampf mit dem FC Bayern München so dringend benötigte Sieg war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr greifbar. Dortmund muss nun auf zwei Patzer des Rivalen in den letzten vier Spielen hoffen - ob der derzeitigen Form des FC Bayern wird es wohl bei einem vergeblichen Hoffen bleiben.

Reus war gegen Schalke an keinem Torschuss beteiligt

"Ich muss das jetzt erstmal sacken lassen", sagte Reus nach dem Spiel. "Auch meinen persönlichen Fehler, mit dem ich der Mannschaft natürlich nicht geholfen habe." Wäre man ganz böse, könnte man meinen: viel mehr hat er seiner Mannschaft in den 59 Minuten davor auch nicht geholfen.

Von allen Dortmunder Feldspielern war Reus bis zu seinem Platzverweis am seltensten am Ball. Er schoss kein einziges Mal, er legte keinen einzigen Schuss auf. Dortmund war zwar die dominante Mannschaft, aber es fehlten die Ideen und das Tempo. Und wenn dann doch mal eine Idee oder Tempo aufblitzte, dann hieß der Urheber Jadon Sancho. Drei nennenswerte Reus-Szenen trugen die Statistiker in ihre Datenbanken ein: ein Abseits kurz vor der Pause, ein Foul kurz nach der Pause - und den Platzverweis.

Reus enttäuschte beim zweiten großen Schlagerspiel

Beim zweiten großen Schlagerspiel im Titelkampf enttäuschte Reus zum zweiten Mal gänzlich. Schon bei der 0:5-Niederlage gegen den FC Bayern Anfang April blieb er wirkungslos, damals aber immerhin 90 Minuten auf dem Platz. Mittelstürmer spielte Reus gegen den FC Bayern, was ihm wenig Spaß bereitete. "Jeder weiß, dass das nicht meine Lieblingsposition ist und dass ich da nicht spielen möchte", sagte er danach.

Angeblich kam es anschließend zu einer Aussprache mit Trainer Lucien Favre, der Reus versicherte, ihn nie mehr wieder auf dieser Position einzusetzen. Gegen Schalke also spielte Reus auf seiner geliebten Zehn, aber nicht besser. Rein gar nichts wollte ihm gelingen, schließlich ließ er sich zum Frustfoul hinreißen - das Reus übrigens genau wie Schiedsrichter Zwayer geahndet hätte. "Es war eine Rote Karte. Ich komme einfach zu spät", sagte er nach dem Spiel.

Reus' erster Meistertitel schien greifbar wie nie

Reus wird für seine Rote Karte gesperrt werden und womöglich erst wieder mitspielen dürfen, wenn der Meistertitel für Dortmund nicht einmal mehr rechnerisch möglich ist. "Ich werde versuchen, der Mannschaft weiterhin zur Seite zu stehen und positiv zu bleiben, auch wenn das gerade sehr schwierig ist", sagte Reus. Positiv klang an diesem Satz wenig. Er hörte sich nicht so an, als glaube Reus noch an den Titel. "Der ist verspielt", sagte auch sein Trainer Favre.

Lange schien es, als könnte dies Dortmunds Saison werden. Als könnte es Reus' Saison werden. Der ewige Rivale FC Bayern hatte den nötigen Umbruch zu lange hinausgezögert und zerfleischte sich zeitweise selbst. Dortmund spielte rauschartig und Kapitän Reus im sogenannten besten Fußballeralter mit seinen 29 Jahren am rauschartigsten. 16 Tore und zehn Assists gelangen ihm in dieser Saison bereits

Reus' erster Meistertitel war greifbar, so greifbar wie noch nie seit seinem Wechsel nach Dortmund 2012. Dass er die wohl letzten Hoffnungen darauf dann aber mit einem Platzverweis bei einer Derbypleite weghaute, passt irgendwie zu seiner an Tragik ohnehin schon reichhaltigen Fußballerkarriere. Zu bitteren Verletzungen und Finalniederlagen gesellte sich nun ein bitterer Platzverweis.

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