1. FSV Mainz 05 - FC Schalke 04 3:0: Desaströser S04 geht in Mainz unter

Von Jonas Rütten
Freud und Leid so eng beieinander: Während der Mainzer Onisiwo sein 1:0 bejubelt, ist Schalkes Oczipka restlos bedient.
© Getty

Nach dem guten Auftritt gegen Manchester City hat sich der FC Schalke 04 in der Bundesliga am 23. Spieltag von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Gegen giftige Rheinhessen kassierten hilf- und harmlose Schalker beim 0:3 (0:1) die zwölfte Pleite der laufenden Saison und sind nur noch fünf Zähler vom Relegationsplatz entfernt. Sportvorstand Heidel verkündete kurz nach Ende der Partie seinen Rücktritt.

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Die Rheinhessen liefen die Gäste aus dem Ruhrpott früh im 4-3-3 an, pressten im Verbund mit Ujah, Boetius und Onisiwo hoch. Die Königsblauen machten das zunächst nicht schlecht und fanden Lösungen, um das Pressing der Mainzer ins Leere laufen zu lassen. Dann eroberte Latza jedoch gegen Caliguiuri den Ball in der Schalker Hälfte und Onisiwo traf sehenswert und nicht unverdient zur Führung des FSV (18.).

Ein Wirkungstreffer für die Schalker, die bei den zaghaften eigenen Angriffsbemühungen das Spiel vermehrt auf die rechte Seite des FSV verlagerten. Dort hatte Trainer Schwarz überrascht und mit Donati einen Akteur in die erste Elf berufen, der erst ein Mal in dieser Saison überhaupt in der Bundesliga spielte.

Der Italiener machte seine Sache gemeinsam mit Innenverteidiger Bell aber gut und ließ kaum was zu. Gleiches galt für alle Rheinhessen, die eine gute Balance aus aggressivem Mittelfeldpressing und guter Raumaufteilung an den Tag legten. Mainz beherrschte angeführt vom starken Latza das Zentrum, von der Schalker Achse Bentaleb-Rudy-Mascarell kam so gut wie gar nichts.

Richtig gefährlich wurde es bei S04 nur nach einem Standard kurz vor der Pause. Nastasics Kopfball aus kurzer Distanz war überhaupt erst der erste Schuss der Schalker aufs Tor (43.). Das Schalker Elend im Angriff setzte sich im zweiten Durchgang nahtlos fort. Mainz blieb giftig, setzte immer wieder Nadelstiche in der Offensive, während die Königsblauen bieder und einfallslos daherkamen.

Mainz spielte es mit der Führung im Rücken clever und legte in Person des von Nastasic, Oczipka und Sane sträflich allein gelassenen Mateta nach (73.). Onisiwo machte mit dem 3:0 alles klar (84.). Bei S04 war über die gesamte Spielzeit kein Aufbäumen zu erkennen. Nastasics Kopfball in der 43. Minute blieb die einzige echte Torgelegenheit der Schalker im Spiel. Auch deshalb war die Niederlage in Mainz auch in der Höhe hochverdient.

Nach der zwölften Pleite in der laufenden Bundesliga-Saison verkündete der angezählte Sportvorstand Christian Heidel seinen Rücktritt. Spätestens zum 30. Juni 2020 soll der Vertrag auf Heidels eigenen Wunsch aufgelöst werden, allerdings könnte eine Trennung schon früher vonstatten gehen.

"Auch wenn in dieser Saison einiges gegen uns gelaufen ist, habe ich selbstverständlich hierfür die Gesamtverantwortung. Dazu kommt, dass die Arbeit auf Schalke mit meinen Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. In Ruhe haben wir gemeinsam viele Dinge entwickelt. Diese Ruhe ist derzeit nicht zu gewährleisten, was in erster Linie mit Diskussionen um meine Person zusammenhängt", wird Heidel auf der Vereinshomepage des S04 zitiert.

Mit nur 23 Punkten nach 23 Partien spielt der FC Schalke 04 die schwächste Saison seit 36 Jahren. 1982/83 waren es zum gleichen Zeitpunkt nur 16 Punkte und Königsblau stieg am Ende der Saison ab.

Die Daten des Spiels 1. FSV Mainz 05 gegen FC Schalke 04

  • Tore: 1:0 Onisiwo (18.), 2:0 Mateta (73), 3:0 Onisiwo (84.)
  • Karim Onisiwo erzielte seine Pflichtspieltore drei und vier 2018/19, das sind die meisten aller Mainzer, die gegen Schalke in der Startelf standen. Mehr hat nur Mateta (sieben).
  • Schalke hat nach einem Halbzeitrückstand seit über fünf Jahren kein Bundesligaspiel mehr gewonnen (zuletzt beim 3:1 gegen Bremen im November 2013). Seitdem gab es in den 44 Ligaspielen mit Halbzeitrückstand neun Remis und 35 Niederlagen.
  • Schwäche: Schalke kassiert sein zehntes Bundesligagegentor per Kopf in dieser Saison - nur Stuttgart hat mehr (elf).
  • Kein Aufbäumen: Schalke brachte heute nur einen Schuss auf den gegnerischen Kasten: in der 43. Minute durch Nastasic. Seit der 60. Minute gab S04 gar keinen Torschuss mehr ab.

Der Star des Spiels: Danny Latza (FSV Mainz 05)

War der Inbegriff der Mainzer Galligkeit. Führte hinter Onisiwo (23) die meisten Zweikämpfe der Hausherren (19, davon 68 Prozent gewonnen) und hatte eine gute Balance zwischen offensiven Nadelstichen und defensiver Grundordnung. Starke Balleroberung und Vorarbeit vor dem Mainzer Führungstreffer, dazu ebenfalls Wegbereiter des 3:0. Hatte die meisten Ballaktionen aller Mainzer und spulte die meisten Kilometer aller Spieler ab (12,37). Ein starker Auftritt des 29-Jährigen. Ebenfalls stark: Onisiwo mit seinem ersten Doppelpack für Mainz 05.

Der Flop des Spiels: Steven Skrzybski (FC Schalke 04)

Entschied sich in den wenigen Situationen, die er hatte, meist falsch. So zum Beispiel beim Zuspiel auf den startenden Uth im ersten Durchgang, als er in aussichtsreicher Position stehend besser selbst abgezogen hätte. Hatte darüber hinaus einen schweren Stand in der Spitze, was auch am fehlenden Input an Bällen aus dem Zentrum von der Achse Mascarell-Rudy-Bentaleb lag. In direkten Laufduellen chancenlos gegen Niakhate, dazu noch eine schwache Zweikampfquote (23 Prozent) und die wenigsten Ballkontakte aller Schalker (20). Wurde nach einer guten Stunde von Kutucu ersetzt.

Der Schiedsrichter: Sven Jablonski

Hatte kaum strittige Entscheidungen zu treffen. Gute und eindeutige Körpersprache in den seltenen Fällen, als sich ein Spieler über seine Beurteilung der Zweikämpfe beschweren wollte. Gab Gelb gegen Latza, Bruma, Öztunali und Boetius, als es nicht anders ging. Bewahrte sonst aber in einer immer hektischer und körperlicher werdenden Partie kühlen Kopf. Gute Einschätzung zweier strittiger Situationen im zweiten Durchgang, als Schalke Elfmeter forderte. Eine souveräne Spielleitung des Unparteiischen aus Bremen.

Die Reaktionen zum Spiel FSV Mainz 05 - Schalke 04

Sandro Schwarz (Trainer FSV Mainz 05): "Wir waren heute sehr aggressiv, sehr giftig. Über die 90 Minuten ein absolut verdienter Sieg. Ich bin sehr glücklich wie die Mannschaft sich verhalten hat. Gerade nach dieser Phase mit drei Niederlagen in Serie."

Domenico Tedesco (Trainer Schalke 04): "Großartige Erklärungen fallen mir nach so einem Spiel schwer. Das müssen wir sacken lassen. Das war in allen Bereichen zu wenig. Ich kann die Reaktion der Fans zu 100 Prozent nachvollziehen."