Der HSV vor erstem Abstieg aus der Bundesliga: Die Uhr tickt

Der Hamburger SV verlor am 33. Spieltag bei Eintracht Frankfurt mit 0:3.
© Getty

Der Hamburger SV steht einen Spieltag vor Schluss vor dem ersten Abstieg seiner Geschichte. Die Hanseaten haben ihr Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand. Braucht es kommende Woche ein Wunder oder doch nur eine ganz normale HSV-Saisonschlussphase?

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Es war kein guter Tag für den Hamburger SV. "Es ist sehr bitter, in der 90. Minute so ein Gegentor zu kriegen. Wir haben wenig zugelassen und als Mannschaft lange Zeit gut verteidigt. Die Reaktion nach dem ersten Gegentor hat gezeigt, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten."

Ein Zitat, das auch von Christian Titz, Cheftrainer der HSV-Profis, hätte stammen können. Es kommt aber von U19-Trainer Daniel Petrowsky. Der kassierte mit seinen Jungs im Derby gegen Werder Bremen den Ausgleich in letzter Minute und beendet die Saison deshalb nur auf Platz zwei in der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost.

Auch die U21 der Hamburger verlor ihren Spitzenplatz in der Regionalliga Nord ohne eigenes Zutun an SC Weiche Flensburg 08. Aber am schlimmsten erwischte es mal wieder die Profis. Die verloren 0:3 bei Eintracht Frankfurt.

RB Leipzig hält den HSV in der Bundesliga

Es hätte aber auch noch schlimmer kommen können. Wenn der VfL Wolfsburg in Leipzig gepunktet hätte, wären die Chancen auf den Klassenerhalt nur noch mathematische gewesen. Und so hat der HSV am 34. Spieltag doch noch ein Endspiel zuhause.

Für die Relegation braucht es einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach und Schützenhilfe vom bereits abgestiegenen 1. FC Köln gegen Wolfsburg.

Es hätte aber auch viel besser laufen können. Der HSV hätte bei einem Sieg an Wolfsburg vorbeiziehen können. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn der Treffer von Ito zum vermeintlichen 1:0 gezählt hätte, der wegen einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen wurde. Oder der Pfostenschuss von Douglas Costa zum Ausgleich ins Tor gegangen wäre.

Das "Spielglück" machte deshalb auch Thomas von Heesen für den Ausgang des Spiels verantwortlich. "Ich habe direkt nach dem Spiel das Wort an die Mannschaft gerichtet. Denn wir können so ein Spiel gegen einen starken Gegner eben auch verlieren", sagte Trainer Christian Titz.

Die Bilanz des HSV unter Trainer Christian Titz

SpieltagHeimGastErgebnis
27HSVHertha BSC1:2
28VfB StuttgartHSV1:1
29HSVSchalke 043:2
301899 HoffenheimHSV2:0
31HSVSC Freiburg1:0
32VfL WolfsburgHSV1:3
33Eintracht FrankfurtHSV3:0
34HSVBorussia Mönchengladbach?

HSV spielerisch nicht locker wie in den Vorwochen

Ziemlich rational gingen alle Beteiligten mit dem Geschehen in Frankfurt um, auch die Fans verzichteten auf negative, emotionale Ausbrüche. Die Mannschaft hatte in den 90 Minuten zuvor auch wieder alles gegeben, sich nur an gut verteidigenden Frankfurtern die Zähne ausgebissen.

Ein bisschen Leichtigkeit fehlte den Hamburgern aber auch. Diese spielerische Frische, die den HSV zuletzt ausgezeichnet hatte, war gegen die Eintracht nicht zu sehen. Titz hatte zwar im Vorfeld immer wieder gepredigt, dass seine Mannschaft nichts zu verlieren habe, sondern weiter nur gewinnen könne. Aber eine kleine Verlustangst hatte sich wohl doch in die Köpfe geschlichen.

HSV: Druck kann etwas Schönes sein

Die Frage für den 34. Spieltag: Hat der HSV nun wieder etwas zu gewinnen? Oder doch eher etwas zu verlieren? Vor einigen Wochen waren die Hamburger schon abgeschrieben, eine Rettung schien utopisch, jetzt bietet sich die Minimalchance doch noch. Und wer hat mehr Erfahrung darin, den Kopf doch noch aus der Schlinge zu ziehen, als der HSV?

"Ich traue meiner Mannschaft zu, dass wir das Spiel gegen Gladbach gewinnen", sagte Titz. Die Borussia spielt noch um die Europa-League-Qualifikation, ist auswärts in dieser Saison aber keine Macht.

"Das ist ein Finale. Wolfsburg hat uns am Leben gelassen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und dann auf Köln schauen", sagte Aaron Hunt. "Der Druck gehört dazu, in Hamburg kennt man das nicht anders in den letzten Jahren. Für den einen oder anderen ist Druck auch etwas Schönes."

Hamburg oder Wolfsburg: Wer gewinnt das Nervenspiel?

Es ist dieses Gefühl, alles schon mal erlebt zu haben, das den Hamburgern eine gewisse Ruhe verleiht. Dazu kommt, dass der HSV die jüngsten beiden Heimspiele gewonnen und unter Titz immerhin zehn seiner 28 Punkte geholt hat.

Auf der anderen Seite haben die Wolfsburger in der vergangenen Saison auch schon gelernt, wie man sich in der Relegation durchsetzt, aber die letzten drei Spiele verloren hat.

Auf beiden Plätzen spielen kommende Woche auch die Nerven eine entscheidende Rolle. Mit den Abpfiffen in Frankfurt und Leipzig hat auch dieses Nervenspiel begonnen. Die Uhr bis zum Samstag um 15.30 Uhr tickt. Und beim HSV tickt auch noch die Stadionuhr.

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