Sandro Wagner überzeugt beim FC Bayern als Lewandowski-Ersatz: Der deutsche Zlatan

Sandro Wagner überzeugt beim FC Bayern München.
© Getty

Sandro Wagner hat seine Kritiker seit seinem Wechsel zum FC Bayern München als Backup von Robert Lewandowski ruhig gestellt. Zuletzt traf die B-Variante im Münchner Angriff erstmals in seiner Karriere in vier Bundesligaspielen in Folge, beim 5:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach erzielte er seinen ersten Doppelpack für den Rekordmeister. Das Selbstvertrauen des deutschen Zlatan ist groß wie eh und je. Die Situation bei den Bayern wird sich dennoch in absehbarer Zeit nicht verändern. Ist deswegen die WM in Gefahr?

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Eigentlich hat er gar nicht so wirklich Lust, darüber zu reden. "Das Thema nervt langsam", sagt Sandro Wagner.

Die Rede ist von der immer wiederkehrenden Frage nach der WM im kommenden Sommer. Warum gerade er ständig danach gefragt wird, kann der Angreifer nicht so ganz verstehen: "Den Müller und den Hummels fragt ihr ja auch nicht jede Woche, ob die mit zur WM fahren. Ich sehe das bei mir genauso. Ich habe in den letzten Wochen, Monaten und Jahren immer mein Bestes gegeben. Ich habe verdient mitzufahren und ich fahr da auch mit, da bin ich mir sicher."

Wagners Selbstvertrauen ist nichts Neues. Er weiß sehr genau, was er kann. Und es ist bekannt, dass er nicht verlegen ist, das auch öffentlich zu äußern. Nicht selten betonte er in der Vergangenheit, er sei der aktuell "beste Stürmer Deutschlands". Ähnlich selbstbewusst gab er sich am Samstagabend gegenüber den Journalisten in der Mixed Zone der Münchner Allianz Arena. Die Brust raus, den Kopf hoch, die Augen leicht verdreht ob der "nervigen" Frage zur WM.

In den letzten Wochen sammelte der 30-Jährige reichlich Argumente, um dieses Selbstbewusstsein zu rechtfertigen.

Sandro Wagners Wechsel von Hoffenheim zum FC Bayern wurde belächelt

Als er im Winter von der TSG Hoffenheim zu seinem Heimatverein zurückkehrte, belächelten ihn viele. Als Stammspieler eines Europapokalanwärters auf die Bank des Meisters. Hinter einen der besten Mittelstürmer der Welt, Robert Lewandowski, der eigentlich nie verletzt ist? Ein komischer Wechsel, der nicht allzu viel Einsatzzeiten und auch nicht allzu viele Tore verspricht, urteilten einige.

Zuletzt ließ Wagner seine Kritiker verstummen. Seit seiner Rückkehr nach München erzielte er acht Treffer in zwölf Pflichtspielen. Erstmals in seiner Karriere netzte er nun in vier Bundesligaeinsätzen in Folge ein. Gegen Gladbach traf er darüber hinaus erstmals im Trikot der Bayern doppelt.

Seit seinem Wechsel traf Wagner alle 71 Minuten ins Tor - kein Angreifer in der Bundesliga hat eine bessere Quote. Selbst Lewandowski brauchte pro Treffer 75 Minuten.

Uli Hoeneß und Jupp Heynckes loben Wagner

Lob bekam Bayerns Nummer 2 auch von ganz oben: "Wir wollten einen Mann haben, der einspringt, wenn Robert Lewandowski müde oder verletzt ist. Das macht er. Er hat einen tollen Charakter. Er macht es seinen Gegnern nicht leicht", schwärmte Präsident Uli Hoeneß.

Auch Trainer Jupp Heynckes stellte Wagner ein positives Zwischenzeugnis aus: "Sandro ist im Januar zu uns gestoßen. Normalerweise ist das nicht so einfach. Aber er hat sich wunderbar integriert. Er ist ein Mann, der hochmotiviert zu jedem Training kommt, der im Fitnessraum arbeitet und immer versucht, sich weiter zu verbessern. Ich denke, dass er noch einen großen Sprung gemacht hat. Ich habe Vertrauen zu ihm."

Sandro Wagner braucht wenig Anlaufzeit beim FC Bayern

Wagner brauchte nur wenig Anlaufzeit, um sich in der Mannschaftshierarchie der Münchner einzusortieren. Am ersten Rückrundenspieltag fehlte er noch in der Startelf, obwohl Lewandowski nicht am Start war. Damals stürmte Thomas Müller und überzeugte auf der ungeliebten Position nicht. Doch Heynckes wollte Wagner erst an das System und die Mannschaft gewöhnen.

Das ist mittlerweile geschehen und der Nationalspieler kommt auf seine regelmäßigen Einsatzzeiten. Und wenn er auf dem Platz steht, trifft er.

Neben seinen sportlichen Qualitäten bereichert Wagner das Spiel einer Mannschaft auch mit seinem Charakter. Er ist robust, reibt sich auf und hat eine aggressive Körpersprache.

Wagner erinnert an Zlatan Ibrahimovic

Nicht nur aufgrund seiner markigen Sprüche und seines beinahe in die Koketterie abdriftenden Selbstvertrauens erinnert Wagner an Zlatan Ibrahimovic. In der Vergangenheit legte sich Wagner immer mal wieder mit Fans des Gegners an. Bei Hoffenheim hat niemand polarisiert wie er. Er war der emotionale Leader. Sein Auftreten auf dem Platz und sein Spiel mit den Emotionen im Stadion erinnern an den extrovertierten Schweden. Wagner ist der deutsche Zlatan.

Nichtsdestotrotz ist Wagner eben das, wofür er nach München gekommen ist: ein Backup. Lewandowski ist nach wie vor die klare Nummer eins im Angriff. Aus Gründen.

Lewandowski ist technisch auf einer höheren Stufe als sein Backup und nimmt mehr am offensiven Kombinationsspiel teil. Seine Passquote ist um zehn Prozentpunkte stärker als die Wagners (80 zu 70), auch im Dribbling hat der Platzhirsch klar die Nase vorne. Zudem strahlt Lewandowski von mehr Positionen Torgefahr aus als nur im Strafraum.

In der entscheidenden Phase der Saison wird sich an der Rangordnung nichts ändern. Bleiben die Münchner bei ihrem Wechselverbot für Lewandowski, dürfte Wagner auch mittelfristig in wichtigen Spielen zunächst von der Bank aus zusehen.

Doppelspitze mit Wagner und Lewandowski nicht wirklich eine Option

Zwar betonte Heynckes in der Vergangenheit mehrfach, dass auch ein System mit Lewandowski und Wagner als Doppelspitze möglich sei, bislang schickte er die Mannschaft jedoch noch kein einziges Mal in einem solchen auf den Rasen.

Die Pläne von Niko Kovac für die Bayern sind zwar noch eine Unbekannte, auch dann wird es jedoch vermutlich keinen Zweiersturm aus Lewandowski und Wagner geben. In Frankfurt lässt er zwar häufig mit Doppelspitze spielen, dann jedoch mit unterschiedlichen Spielertypen wie Ante Rebic und Sebastien Haller oder Luka Jovic. Lewandowski und Wagner sind sich von ihrer Spielanlage, ihrer Körpergröße und den Räumen, die sie besetzen, zu ähnlich.

Für Wagner ist die Situation trotz der durchwachsenen Aussichten positiv: "Du hast hier eine extrem hohe Qualität und als Stürmer kriegt man immer viele Situationen, in denen man sich auszeichnen kann. Deshalb war mir bewusst, dass ich mich auch bei weniger Einsatzzeit zeigen kann. Für mich ist das kein Druck, mich pusht das. Ich kann mit Druck sehr gut umgehen, das verleiht mir Flügel. Ich bin momentan in der Form meines Lebens und ich bin wieder zu Hause", sagte er.

Ist Wagner für Deutschland bei der WM 2018 dabei?

Seinen großen Traum von der WM-Teilnahme in Russland setzte Wagner für die Heimkehr bewusst aufs Spiel. Tatsächlich könnte er Gefahr laufen, sich verzockt zu haben, wenn er in den entscheidenden Spielen der Saison zunächst auf der Bank sitzt. Wenn es gegen Leverkusen geht, gegen Real, ins Pokal- und womöglich ins Champions-League-Finale.

Andererseits sind es genau die Qualitäten als Ergänzungsspieler, mit denen Wagner seit seinem Wechsel zu den Bayern besonders punktet. Er muckt nicht auf, er ordnet sich ein und wenn er spielt, bringt er Leistung. Und er trifft.

Also doch ein Mann für Joachim Löw? Ja, sagt Heynckes: "Er ist ein sehr guter Spieler und ich hoffe, dass er auch mit zur WM geht. Das hätte er absolut verdient, weil er sehr professionell ist und vor allem ein tadelloses Auftreten innerhalb der Mannschaft hat. Er ist ein leidenschaftlicher Fußballer mit Biss."

Und Wagner selbst ist sich ohnehin sicher. "Davon gehe ich ehrlich gesagt aus", sagte er auf die Frage, die ihn mittlerweile so sehr nervt. Mit breiter Brust und klarer Stimme. Ganz wie Zlatan.

Sandro Wagner: Vereinsstationen als Spieler

SaisonsVerein
01/2018 - 06/2020FC Bayern München
07/2016 - 12/20171899 Hoffenheim
08/2015 - 06/2016SV Darmstadt 98
07/2012 - 08/2015Hertha BSC
01/2012 - 06/20121. FC Kaiserslautern
02/2010 - 01/2012Werder Bremen
07/2008 - 01/2010MSV Duisburg
07/2007 - 06/2008FC Bayern München
07/2005 - 06/2008FC Bayern München II
07/2004 - 06/2006FC Bayern München (A-Junioren)
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