Abstiegskrampf! HSV taumelt nach Derbypleite gegen Werder Bremen Richtung 2. Liga

Von Jonas Rütten
SV Werder Bremen, Hamburger SV
© getty

Der Hamburger SV taumelt mit großen Schritten dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen. In einem spielerisch enttäuschenden Nordderby unterlagen die Hanseaten beim ebenfalls abstiegsbedrohten SV Werder Bremen mit 0:1 (0:0) und haben nun sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Das Nordderby wurde überschattet von mehreren Spielunterbrechungen, wegen Pyrotechnik im Hamburger Fanblock.

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In einer hitzigen Anfangsphase waren die Bremer früh um Spielkontrolle bemüht. Der HSV, bei dem Trainer Bernd Hollerbach mit Jatta, Hahn und Kostic auf drei Neue und ein offensiveres 4-3-3-System setzte, brauchte ein paar Minuten um in die Begegnung zu kommen, präsentierte sich im Spiel gegen den Ball aber deutlich stabiler und konzentrierter als zuletzt.

Werder war gewillt, den kompakten Hamburger Defensiv-Verbund spielerisch im breiten 5-4-1 über die Außen auseinanderzuziehen, verschleppte aber immer wieder das Tempo im Angriff und so wurde es nur selten gefährlich vor dem Kasten von Christian Mathenia. Die erste dicke Chance hatte der HSV in Person von Jatta. Dieser verpasste jedoch, bedrängt von Moisander, vor Werder-Keeper Pavlenka (17.).

Beide Mannschaften hatten in der ersten Halbzeit mit der eigenen Passsicherheit und Abstimmungsproblemen zu kämpfen und so waren die Torchancen in einer zerfahrenen und von Zweikämpfen geprägten Partie mehr Zufallsprodukte, als herausgespielte Gelegenheiten. Der HSV überließ Werder mit zunehmender Spieldauer den Ball, doch die Bremer wussten mangels Impulse aus dem zentralen Mittelfeld mit dem Spielgerät nur selten etwas anzufangen.

Der HSV war zwar sichtlich bemüht, offenbarte jedoch gerade in der zweiten Halbzeit, dass er spielerisch aktuell einfach nicht erstligatauglich ist (30 Prozent Ballbesitz, Passquote von knapp 60 Prozent). Nach der Pleite im Derby hat der HSV nun sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und der Abstieg des Bundesligadinos rückt immer näher.

Negative Randerscheinung des Nordgipfels waren die Fans des Hamburger SV, die mehrfach Silvesterraketen aus dem Oberrang zündeten und somit gleich mehrfach eine Spielunterbrechung provozierten. Selbst ein Spielabbruch soll wohl in der Pause zur Diskussion gestanden haben.

Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 van Drongelen (86./ET)

Der Star des Spiels: Milos Veljkovic

Überzeugte in der Bremer Innenverteidigung mit einer starken Zweikampfquote (88,2 Prozent) und war auch bei hohen Bällen eine Bank. Spielte gute Bälle und war Sinnbild der Bremer Stabilität in der Defensive, wenngleich der HSV auch ein harmloser Gegner war.

Der Flop des Spiels: Max Kruse

Zeigte in der Offensive nur selten Durchsetzungsvermögen. Gewann zwar knapp 40 Prozent seiner Zweikämpfe, leistete sich viele Abspielfehler und Ballverluste (19) und strahlte auch sonst kaum Torgefahr aus, was aber auch am allgemein sehr dürftigen Auftritt des Werder-Kollektivs lag. Dennoch: ein ungewohnt schwacher Auftritt von Kruse.

  • Der HSV holte aus den sieben Rückrundenspielen nur zwei Punkte, jedes andere Bundesliga-Team sammelte mindestens sechs Punkte. Nie zuvor starteten die Hamburger so schlecht in eine Rückrunde wie aktuell.
  • Mit nur 17 Punkten nach 24 Partien spielt der HSV die schlechteste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte, bislang hatten die Rothosen zum Vergleichszeitpunkt immer mindestens 20 Punkte auf dem Konto (2013/14).
  • Der HSV ist seit einem halben Jahr ohne Auswärtssieg. Der HSV gewann keines der letzten 11 Auswärtsspiele (2 Remis und 9 Niederlagen). Länger auf einen Sieg in der Fremde musste der HSV zuletzt vor über 3 Jahren warten - zwischen November 2013 und September 2014 waren es saisonübergreifend sogar 14 sieglose Gastspiele.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer

Hatte in einer hitzigen und von vielen Zweikämpfen geprägten Partie alle Hände voll zu tun. Handelte richtig, als er das Spiel zweimal wegen zündelnder HSV-Anhänger unterbrach. Bewies in der ersten strittigen Spielsituation Fingerspitzengefühl, als er Kainz nach dessen Wischer durch Sakais Gesicht im Kampf um den Ball nicht verwarnte, sondern nur auf Freistoß entschied. Auch gut war seine klare Ansage an Werder-Trainer Kohfeldt, nachdem dieser sich lautstark über eine Entscheidung echauffiert hatte. Hätte Jung nach dessen Einsteigen gegen Kainz zwar die Gelbe Karte geben müssen, machte aber trotz dieses Schönheitsfehlers einen tadellosen Job.

Die Reaktionen der Trainer

Florian Kohfeldt (Trainer Werder Bremen): "Der Sieg hat eine hohe Bedeutung, das ist ein Derby, es war emotional. Es ist ein wichtiger Sieg für Werder Bremen, für die Stadt. Das Spiel war zäh, das war heute keine Partie mit viel Spielfluss. Wir haben uns heute für das belohnt, was wir uns in den vergangenen Wochen aufgebaut haben. Ein Derbysieg ist etwas ganz Besonderes. Das Tor war vielleicht ein Lucky Punch, der Sieg aber nicht vollkommen unverdient."

Bernd Hollerbach (Trainer Hamburger SV): "Das war ein sehr intensives Derby mit großer Laufbereitschaft auf beiden Seiten. Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt, aber am Ende ist leider eine Fehlentscheidung passiert. Für mich war es ein klares Foul an Rick van Drongelen, er wird am Standbein getroffen. Das muss man in Köln sehen. Wir müssen jetzt erstmal eine Nacht drüber schlafen."

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