Kölns Lukas Klünter spielt gegen den FC Bayern im Angriff: Der blutleckende Notstürmer

Lukas Klünter (r.) spielte gegen den FC Bayern Mittelstürmer
© getty

Angesichts der langen Verletztenliste in der Offensive hat der gelernte Außenverteidiger Lukas Klünter beim 1. FC Köln nun zwei Spiele im Angriff absolviert. Nach der Partie in Freiburg spielte er bei der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern sogar als einziger Mittelstürmer. Seine Teamkollegen loben seine Leistungen, der 21-Jährige selbst findet Gefallen an der neuen Rolle.

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Beinahe hätte er in diesem Moment noch für die Sensation gesorgt. Für einen Punktgewinn des abgeschlagenen Tabellenletzten beim enteilten Spitzenreiter.

Eigentlich ist das Ding gelaufen. Aber irgendwie auch nicht, denn trotz zahlreicher Torchancen hat der FC Bayern gegen den 1. FC Köln nur einen knappen 1:0-Vorsprung herausgespielt. In der 87. Minute landet das Leder bei Notstürmer Lukas Klünter. Der tankt sich irgendwie an Sebastian Rudy und Jerome Boateng vorbei und zieht kurz vor der Strafraumgrenze ab. Tom Starke muss sich ganz lang machen und bringt die Hand noch an den Ball. Klünter rauft sich die Haare. Es soll an diesem Abend nicht sein.

Mangels Alternativen - bei den Kölnern fehlen derzeit mit Jhon Cordoba, Sehrou Guirassy, Simon Zoller, Claudio Pizarro und Yuya Osako gleich fünf Stürmer verletzungs- oder krankheitsbedingt - hat Trainer Stefan Ruthenbeck nun zum zweiten Mal in Folge den gelernten Rechtsverteidiger Lukas Klünter in den Angriff beordert.

Klünter im 5-4-1 als einziger Köln-Stürmer

Diesmal sogar in einer noch extremeren Rolle: Während der 21-Jährige gegen den SC Freiburg neben Guirassy stürmte, war er gegen die Bayern einzige Spitze. Im gefühlten 9-0-1-System der Kölner (eigentlich war es ein 5-4-1) war er der einzige Spieler, der auf Höhe der Mittellinie postiert war und die Verteidiger der Münchner anlief.

Die taktische Ausrichtung war dabei eine denkbar schwierige für den Mittelstürmer. Immer wieder schlugen die Kölner Verteidiger den Ball weit nach vorne und schickten ihn in den Sprint. "Das war auch so geplant", bestätigte Klünter selbst später in der Mixed Zone der Allianz Arena.

In einer solchen Situation setzte er sich in der 47. Minute im Laufduell gegen Jerome Boateng durch und war alleine auf weiter Flur, verstolperte dann jedoch das Leder. Die Ansätze waren da, doch in den entscheidenden Momenten fehlte Klünter die Erfahrung auf der Position, die Kaltschnäuzigkeit sowie die Unterstützung der Teamkollegen, die auch bei Gegenstößen kaum nachrückten.

Heintz lobt Klünters Geschwindigkeit

Dominique Heintz lobte dennoch, wie der Youngster auf der ungewohnten Position mit diesen schwierigen taktischen Voraussetzungen umging: "Wie er da vorne ackert und versucht, da Beste draus zu machen, ist beeindruckend." Zwar wisse das Team, "dass er kein gelernter Stürmer ist, aber er ist da vorne gut aufgehoben."

Vor allem eine Eigenschaft in Klünters Spiel stellte der Innenverteidiger heraus: "Er geht tiefe Wege, viele sind überrascht, wie schnell er auf einmal ist." Tatsächlich war die Höchstgeschwindigkeit von 33,41 km/h die schnellste aller Spieler auf dem Platz. Selbst Bayerns Kingsley Coman erreicht "nur" 33,24.

Laut Torhüter Timo Horn ist genau das der Grund für die Eignung, im Angriff zu spielen: "Rechts hinten fällt das nicht so auf, wie schnell er eigentlich ist. Deswegen hatte der Trainer die Idee, ihn vorne aufzustellen. Natürlich klingt das erstmal ungewöhnlich, aber er hat das gegen Freiburg schon sehr gut gemacht und sogar ein Tor erzielt. Heute hatte er zwei große Chancen und ist natürlich darüber hinaus extrem viel unterwegs gewesen. Er hat die Bayern teilweise ganz alleine beschäftigt. Er ist immer wieder angelaufen."

Klünter: "Umstellung nicht allzu groß"

Klünter selbst bezeichnete die Umstellung als "nicht allzu groß. Ich bin ja sowieso relativ offensiv als Rechtsverteidiger."

Auch in den letzten beiden Spielen des Jahres in der Bundesliga gegen Wolfsburg und im Pokal auf Schalke werden die Alternativen im Sturm nicht aus dem Boden sprießen. Klünter hofft deshalb, erneut als Notstürmer ran zu dürfen: "Rechtsverteidiger gefällt mir auch ganz gut, aber jetzt habe ich einmal ein Tor gemacht, Blut geleckt und im Moment ist ohnehin Not am Mann. Von daher würde ich das schon gerne weitermachen."

Ins Schaufenster stellen konnte er sich mit seinen Auftritten gegen Freiburg und den FC Bayern. Mindestens als er Boateng zweimal stehen ließ.

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