Eine Stöger-Entlassung wäre pure Verzweiflung

Peter Stögers 1. FC Köln steckt tief in der sportlichen Krise
© Getty

Der 1. FC Köln hat auch am 13. Spieltag zu Hause gegen Hertha BSC verloren und ist tiefer denn je in der sportlichen Krise. Der Schluss liegt nahe, dass es immer enger für Trainer Peter Stöger wird. Eine Entlassung verspräche in der aktuellen Situation allerdings nicht die direkte Wende. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Rabe.

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Für den Effzeh sieht es immer düsterer aus. Der 13. Spieltag verschlimmerte die Lage noch weiter. Der SC Freiburg hat gewonnen, der Hamburger SV hat gewonnen, Hertha BSC hat zum ersten Mal in dieser Saison auswärts gewonnen - und das ausgerechnet im direkten Duell in Köln. Der Rückstand des Tabellenschlusslichts auf den Nichtabstiegsplatz beträgt bereits elf Punkte, sogar der Relegationsplatz ist schon neun Punkte entfernt. Der Klassenerhalt ist kaum noch in Sichtweite.

Es ist völlig logisch, dass nach dem schlechtesten Start eines Bundesligisten aller Zeiten alles hinterfragt wird. Auch Peter Stöger.

Eine Entlassung des Erfolgstrainers der letzten Jahre wäre angesichts des Saisonverlaufs naheliegend. Allerdings wäre sie keinesfalls ein Allheilmittel. Sie wäre ein Ausdruck purer Verzweiflung und verspräche angesichts der aktuellen Situation nicht die sofortige sportliche Wende.

Köln hat große Verletzungsprobleme

Fakt ist, dass auch ein potentieller neuer Trainer keinen breiteren Kader herbeizaubern könnte. Mit Jonas Hector, Dominique Heintz, Marcel Risse, Simon Zoller, Jhon Cordoba, Christian Clemens und Dominique Maroh sind nun einmal acht (!) potentielle Stammspieler verletzt, keiner von ihnen wird vor der Winterpause wieder zur Verfügung stehen.

Gegen die Hertha fehlten dazu Jannes Horn, Joao Queiros, Leonardo Bittencourt und der gelbgesperrte Frederik Sörensen. Stöger musste mangels Alternativen drei Jugendspielern zu ihrem Debüt verhelfen. Es ist einfach niemand mehr da.

Ja, es stimmt, dass auch ein Qualitätsproblem vorliegt und bei der Kaderzusammenstellung im Sommer Fehler gemacht wurden. Doch wenn die qualitativ hochwertigsten der vorhandenen Spieler langfristig ausfallen, ist der Handlungsspielraum eines Trainers stark eingeschränkt. Das ist für Stöger kaum mehr kontrollierbar, wäre es aber auch für einen neuen Trainer nicht.

Stimmung bei den Fans und der Mannschaft nicht gekippt

Zudem ist die Stimmung noch nicht gegen Stöger gekippt. Die Fans stehen hinter demjenigen, der den Verein von einem Zweitligisten zu einem Europa-League-Teilnehmer geformt hat. Zwar wirkte das Publikum nach dem 0:2 gegen Hertha gelähmt. Aber eher aus einem Hadern mit dem Schicksal heraus. Es gab keine Stöger-raus-Rufe oder Bannerflut im Stadion, keinen Druck auf die Vereinsführung.

Auch das Verhältnis zum Team scheint intakt. Bei den rar gesäten Erfolgserlebnissen wie dem 1:0-Sieg am Donnerstag gegen Arsenal und beim Pokalsieg gegen die Hertha feierten die Spieler demonstrativ mit ihrem angeknockten Trainer.

Eben solche positiven Erlebnisse und gute Phasen in Bundesligaspielen, die Köln letztlich aus verschiedenen Gründen doch noch verlor, zeigen, dass Stöger etwas bewirken kann. Die Mannschaft lebt, er lebt.

Köln hat ein schwieriges Programm bis zum Winter

Dazu kommt das bevorstehende Programm. Bis zur Winterpause spielt der Effzeh auswärts auf Schalke und in München. Zwei der schwierigsten Auswärtsspiele, die derzeit möglich sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Trainer mit einer zweistelligen Punktzahl in den Winter gehen würde, ist nicht die allerhöchste.

Fernab von der Entscheidung für oder gegen Stöger ist es also ohnehin nicht die optimale Konstellation, mit einem neuen Trainer zu beginnen. Und einer Interimslösung wie beispielsweise U19-Trainer Stefan Ruthenbeck fehlt die Erfahrung für so eine prekäre Situation.

Im Moment scheint es so, als dürfe der Verein keine Zeit mehr verlieren. Aber: Den Zeitpunkt für einen Trainerwechsel haben die Kölner bereits verpasst. Die Gründe für den Absturz sind zu vielfältig, als dass ein neuer Trainer nur kurz an der Mentalität (im Sinne von Einsatzbereitschaft und Siegeswillen) der Spieler drehen müsste. Die ist nämlich noch intakt.

Entsprechend spricht unter dem Strich erstaunlich viel dafür, weiter mit Stöger zu arbeiten.

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