"Der Platzverweis war nicht entscheidend"

Joshua Kimmich äußerte sich nach dem Sieg gegen RB Leipzig
© Getty

Der FC Bayern München hat durch einen überzeugenden 2:0-Sieg gegen RB Leipzig erstmals in dieser Saison die Tabellenführung in der Bundesliga übernommen. Joshua Kimmich zeigte sich nach der Partie im Mixed-Zone-Interview mit der Übernahme der Spitzenposition zufrieden und lobte die neue defensive Stabilität. Allerdings stimmte er seinen Teamkollegen Arjen Robben und Jerome Boateng bei deren Kritik auch zu und äußerte seine Sorge um Robert Lewandowski.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Kimmich, der FC Bayern steht wieder an der Tabellenspitze. Da sieht er sich am liebsten, oder?

Joshua Kimmich: Das sieht auf jeden Fall sehr gut aus, wenn man das jetzt heute nach dem Spiel gesehen hat. Wir sind drei Punkte vorne. Das ist schön, aber jetzt müssen wir nächste Woche nachlegen.

Frage: Bekommt man die Ergebnisse der Konkurrenten vor dem Spiel mit und ist das noch einmal eine Extra-Motivation?

Kimmich: Ja, auf jeden Fall bekommt man das mit. Wenn man hier reinläuft, sind ja auch die Bildschirme an. Wir haben zudem alle mittlerweile Internet auf dem Handy. (lacht) Also hat sich das schon herumgesprochen.

Frage: War der Platzverweis gegen Leipzig die entscheidende Szene, weil danach klar war, dass das hier ganz schwierig für den Gegner wird?

Kimmich: Ich würde das nicht unbedingt sagen. Der Platzverweis war nicht entscheidend. Es gab auch unter der Woche einen Platzverweis für Leipzig, aber da haben wir es nicht genutzt, um in Führung zu gehen. Heute war es wichtig, dass wir nach dem Platzverweis direkt Dampf gemacht haben und gezeigt haben, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Wir wollten uns nicht darauf einlassen, dass es lange 0:0 steht und wir irgendwie durch einen Standard oder einen Elfmeter in Rückstand geraten. Wir wollten es auf jeden Fall noch vor der Halbzeit entscheiden. Da haben wir eine 2:0-Führung herausgespielt. Es war absolut verdient. Es hätte auch 3:0 stehen können. Wir hatten gute Möglichkeiten. Und in der zweiten Halbzeit war es nicht mehr ganz so druckvoll.

Frage: Wie steht es um die Kraft der Mannschaft in diesen kraftraubenden Tagen und Wochen?

Kimmich: Naja, wir haben jetzt dreimal in Überzahl gespielt. Unter der Woche war es trotzdem kraftraubend, wenn du die ganze Zeit anläufst, Chance über Chance hast und das Ding nicht reinbekommst. Heute war es nicht ganz so kraftraubend. Da ging es in der zweiten Halbzeit darum, konzentriert zu spielen, sicher zu spielen und die Kräfte einzuteilen. Wenn ich einfach immer weiter nach vorne renne und der Trainer einen hinten hält, ist das ungewohnt. Das muss ich einfach noch lernen.

Frage: War das Kräftesparen die Ansage von Jupp Heynckes? Ihre Kollegen Jerome Boateng und Arjen Robben waren sehr kritisch.

Kimmich: Ich denke, dass alle Spieler die zweite Halbzeit kritisch sehen, weil wir da einfach nicht mehr so druckvoll gespielt haben. Natürlich hätte ich es auch lieber gehabt, dass wir noch das dritte und vierte Tor nachlegen und eben zeigen, dass wir der FC Bayern sind und gegen den Dritten der Tabelle zu Hause 4:0 gewinnen können. Aber ich denke, dass es im Unterbewusstsein schon eine Rolle spielt, wenn man ein Mann mehr ist, 2:0 führt und schon am Dienstag wieder spielt. Dann spielt man vielleicht nicht mehr ganz so stark, auch wenn man sich das vornimmt.

Frage: Würden Sie sich große Sorgen machen, wenn es bei Robert Lewandowski doch etwas Schlimmeres wäre als nur ein Zwicken, weil es ja wenige Backups im Sturm gibt?

Kimmich: Da würde ich mir Sorgen machen, ja. Wir brauchen ihn, gerade jetzt da auch Thomas Müller verletzt ist, der die Position noch spielen könnte. Deswegen haben wir kaum Optionen hinter Robert. Es ist sowieso schwierig, auf ihn zu verzichten, weil er einfach ein außergewöhnlicher Stürmer ist.

Frage: Wie bewerten Sie die Leistung von James Rodriguez? Ist er jetzt so richtig in der Mannschaft angekommen?

Kimmich: Das war er schon davor. Er war am Anfang verletzt. Dann hat er gespielt und gegen Schalke auch schon ein super Spiel gemacht. Jetzt hatte er leider unter der Woche Probleme. Heute war er fit und hat gezeigt, dass er auf jeden Fall wichtig für uns werden kann. Gerade mit seiner Ballsicherheit, mit seiner Abschlussstärke, mit seiner Stärke beim letzten Pass. Er hat ein gutes Auge und da erwarten wir noch was. Er hat das heute sehr gut gemacht und da können wir uns noch auf weiteres freuen.

Frage: Vor drei Wochen waren Sie fünf Punkte hinter Dortmund, jetzt sind Sie drei Punkte vorne. Wie erklären Sie sich das?

Kimmich: Damit, dass Dortmund in den letzten drei Spielen nur einen Punkt geholt hat und wir haben einfach unsere Spiele gewonnen, auch zu Null gewonnen. Unter der Woche der Elfmeter war unser einziges Gegentor. So einfach ist die Erklärung: Wir haben gewonnen, Dortmund nicht. (lacht)

Frage: Ist die defensive Stabilität der wichtigste Baustein für den Erfolg?

Kimmich: Wenn wir zu Null spielen, haben wir immer die Qualität, ein oder zwei Tore zu machen. Das primäre Ziel ist immer, dass die Null steht. Es wird schon darauf geachtet, dass wir als komplette Mannschaft, als kompletter Verbund zusammen verteidigen. Jetzt sieht man es auch an den Resultaten, dass wir sehr oft zu Null gespielt haben.

Frage: Unter der Woche haben Sie noch einmal ein schwieriges Spiel beim Celtic FC. Sie müssen gegen die Schotten gewinnen. Was wird das für eine Aufgabe?

Kimmich: Ich erwarte eine gute Stimmung. Im Hinspiel haben wir es gut gemacht. Trotzdem geht es natürlich wie immer bei null los. Wir wollen auf jeden Fall gewinnen.

Frage: Was erwarten Sie sich vom Spiel in Glasgow?

Kimmich: Da kann man sich sehr darauf freuen. Ich persönlich habe noch nie dort gespielt. Ich weiß gar nicht, ob jemand aus der Mannschaft schon mal dort gespielt hat. Aber wir freuen uns jedenfalls alle auf die Stimmung und das Spiel. Champions-League-Spiele sind immer etwas Besonderes. Das wollen wir gewinnen und dann gucken wir weiter.

Artikel und Videos zum Thema