Ancelottis neuer Schlüssel

Der FC Bayern feierte den höchsten Sieg unter Trainer Carlo Ancelotti
© Getty

Der FC Bayern liefert gegen den Hamburger SV seine beste Rückrundenleistung ab und tankt Selbstvertrauen für die entscheidenden Wochen. Trainer Carlo Ancelotti wählt die offensivste Formation seiner bisherigen Amtszeit und könnte damit ein weiteres Puzzlestück auf dem Weg zur fünften Meisterschaft in Folge gefunden haben - auch wenn das seiner eigentlichen Überzeugung widerspricht.

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Arjen Robben witterte Gefahr. Zumindest ging für ihn von dieser Frage offensichtlich eine größere Bedrohung aus, als von seinen Hamburger Gegenspielern in den 90 Minuten zuvor.

"Wenn ich das jetzt sage, heißt es, wir müssen beim nächsten Mal ohne Xabi spielen", antwortete Robben. "Aber das will ich nicht. Wir können auch mit Xabi gut spielen."

Das 8:0 des FC Bayern gegen den erneut in München desolaten HSV war für alle Münchner Protagonisten die beste Saisonleistung. Dass der spanische Routinier Alonso angeschlagen fehlte und Trainer Carlo Ancelotti in seinem 1000. Spiel als Trainer die offensive Alternative in der Aufstellung wählte, sorgte für die Frage nach der geeigneten Formation für die nächsten Wochen.

Vier Stürmer und Thiago

Das 4-2-3-1 hat sich in den letzten Wochen klar gegen das zu Beginn von Ancelotti favorisierte 4-3-3 durchgesetzt, aber neben der Grundformation gibt es auch in der personellen Besetzung bedeutende Unterschiede.

Ohne Alonso musste sich Ancelotti zwischen Joshua Kimmich als direkten Vertreter oder Thomas Müller entscheiden. Der Mister wählte Müller und versetzte Thiago, der in den Wochen und Monaten zuvor auf der Zehn blendend spielte, eine Position zurück auf die Doppelsechs an die Seite von Arturo Vidal.

Gegen den HSV hatte Ancelotti also vier Stürmer (Lewandowski, Müller, Robben und Costa) auf dem Platz sowie den eigentlichen Spielmacher Thiago dahinter. Zu viel Offensivpower für den HSV, aber vermutlich auch für viele andere Bundesligamannschaften.

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Balance ist Ancelottis Credo

Diese Variante zog Ancelotti bisher nur beim 3:1 in Mainz und beim 5:0 zuhause gegen Wolfsburg. Dass die Bayern auch in anderer Aufstellung erfolgreich sein und ansehnlich spielen können, zeigen vor allem die Spitzenspiele gegen Leipzig und Arsenal, wo Thiago jeweils auf der Zehn spielte und Müller auf der Bank saß.

Die defensiven Sollbruchstellen beim System mit vier Stürmern und Thiago liegen auf der Hand, auch deshalb hat Ancelotti in den in dieser Saison bisher entscheidenden Spielen die etwas solidere Variante gewählt. Balance ist ein Wort, das das Coaching des Italieners am meisten prägt.

Nach dem schleppenden Start in die Rückrunde mit knappen Siegen und Last-Minute-Toren, könnte der Sieg gegen Hamburg einen neuen Schlüssel für den fünften Titelgewinn in Folge gegeben haben.

Müller und Lewandowski profitieren

Eine leicht zugunsten der Offensive verschobene Balance, die den Bayern gegen tief stehende, destruktive Gegner neue Möglichkeiten eröffnet und die besonders den Stürmern entgegenkommt. Lewandowski hat in den letzten zehn Bundesligaspielen zwölf Tore erzielt und Müller hat sich trotz unterdurchschnittlicher Saison zum besten Vorbereiter der Bayern entwickelt (8 Assists, nur Dembele und Forsberg haben mehr, je 9).

Er könne es verschmerzen, dass er "wieder nicht aufs Tor geschossen" habe, sagte Müller hinterher mit einem Schmunzeln. Noch immer steht er nach seinem persönlichen Rekord in der Vorsaison (20 Treffer) bei einem Tor.

Trotzdem verzichtete er uneigennützig auf die Möglichkeit zum Abschluss, als sich die Chance zum Ende der Torflaute ergab, stattdessen schenkte er mit seinem Pass David Alaba das 5:0. Ein "Paradebeispiel" sei diese Aktion gewesen, "dass Tore nicht alles sind, wenn ich einem Mitspieler helfen kann" - auch wenn es wie aus seiner Sicht eine "normale Aktion" gewesen sei.

Lob für Müller von allen Seiten

Für seine überragende Leistung gegen den HSV bekam Müller Lob von allen Seiten. Nicht nur Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sah in ihm den besten Spieler auf dem Platz - trotz des Dreierpacks von Lewandowski.

Auch Robben outete sich als "großer Fan von Thomas, auch wenn er nicht trifft". Er sei unheimlich wichtig mit seinem Gespür für Räume und seinen verschlungenen Laufwegen.

Gut möglich, dass Ancelotti in den kommenden Wochen und dann auch in den großen Spielen für Müller einen Platz freiräumt und die offensive Formation mit vier Stürmern wählt.

"Unsere nächsten drei Gegner sind Schalke, Köln und Frankfurt, die spielen alle mit Fünferkette", sagte Robben. "Da musst du vielleicht mehr angreifen. Das war heute ein gutes Beispiel."

Bayern - Hamburg: Daten zum Spiel