Bayer siegt trotz Anlaufschwierigkeiten

Jos Luhukay hatte seine Mannschaft auf Leverkusen ideal eingestellt
© Getty

Bayer 04 Leverkusen schlägt am zweiten Spieltag die Hertha aus Berlin. Ausschlaggebend waren dabei die Treffer von Tin Jedvaj und Emir Spahic, die jeweils eine Führung ausglichen. Julian Brandt und Karim Bellarabi machten den Sieg mit späten Treffern perfekt.

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Vor 27.819 Zuschauern in der Bay-Arena verpasst Bayer Leverkusen den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Die Hertha blieb in den ersten 30 Minuten ohne Torschuss, ging aber durch ein Eigentor von Tin Jedvaj in Führung (24.).

In der zweiten Hälfte wurde das Spiel hektischer und es kam zu mehr Strafraumszenen. Jedvaj bügelte sein Eigentor aus (50.), ehe Julian Schieber (60.) seine Mannschaft wieder in Führung brachte. Emir Spahic (62.) egalisierte wenig später. Schließlich verlor das Team von Jos Luhukay die Ordnung und Julian Brandt erzielte das Siegtor (74.) zum 3:2. Karim Bellarabi machte mit dem 4:2 (86.) alles klar.

Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Das war für uns ein sehr schwieriges Spiel, dadurch aber extrem wertvoll, weil wir als Mannschaft sehr gefordert wurden. Hertha war hervorragend organisiert und wir haben ihnen lange den Gefallen getan, unsere Stärken nicht auszuspielen. In der Halbzeit haben wir es als Herausforderung gesehen, auch an einem solchen Spiel zu wachsen. Am Ende haben wir verdient gewonnen, deshalb Hut ab vor meiner Mannschaft."

Jos Luhukay (Trainer Hertha): "Es war ein sehr spannendes und mitreißendes Spiel über 90 Minuten. Wir waren nach den vielen Verletzungen etwas verunsichert, aber 60 Minuten lang haben wir vieles richtig gemacht. Unsere Führung zur Pause war nicht unverdient, aber in der 2. Halbzeit hat Leverkusen es fantastisch gemacht. Es ist schwer, diese Jungs über 90 Minuten komplett abzumelden. Wir können viel Positives mitnehmen, aber leider kein Ergebnis."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Roger Schmidt sieht keinen Anlass zu Änderungen im Vergleich zum Spiel gegen den BVB. Das dritte Mal in Folge startet die gleiche Elf.

Bei der Hertha dagegen gibt es fünf Umstellungen. Jarstein beginnt für den verletzten Kraft, dies ist jedoch nicht die einzige verletzungsbedingte Auswechslung: Auch Lustenberger, Ndjeng, Brooks und van den Bergh sind mit von der Partie - dafür fehlen Haraguchi, Langkamp, Pekarik und Ronny.

5.: Erstmals in dieser Saison (fünf Pflichtspiele) gelingt Leverkusen kein Treffer in den ersten fünf Minuten.

19.: Leverkusen kann über die linke Flanke in die Mitte kombinieren. Son sieht Bellarabi starten, der scheitert am im Eins gegen Eins mit einem Lupfer an Jarstein.

24., 0:1, Jedvaj: Beerens setzt sich gegen Boenisch durch und flankt flach in die Mitte. Jedvaj muss hin, weil in seinem Rücken Hosogai einläuft, grätscht aber ins eigene Tor.

42.: Leverkusen spielt rund um den Strafraum Berlins. Bellarabi entledigt sich mit einer schnellen Drehung seinem Gegenspieler und zieht aus 18 Metern ab. Der Schuss geht knapp links unten vorbei.

45.: Leno boxt eine Ecke zur Kerze im Strafraum. Schieber versucht es aus der Drehung mit links, sein Schuss verfehlt das Tor nur knapp.

50., 1:1, Jedvaj: Einmal schafft es Bayer durch die Mitte zu kombinieren. Castro spielt dann ein geniales Zuspiel auf den eingelaufenen Jedvaj, der sein Eigentor wieder gut macht. Jarstein rutscht der flache Ball durch die Hände.

54.: Calhanoglu wackelt Brooks aus und zieht sofort ab. Der Ball gehts rechts am Kasten vorbei.

60., 1:2, Schieber: Hosogai schaltet schnell und spielt auf Schulz raus. Leno segelt unter dem Ball durch und berührt nur leicht. Schieber überspringt Spahic und markiert die Führung.

62., 2:2, Spahic: Da macht er den verlorenen Zweikampf wieder gut. Calhanoglu mit einer Freistoßflanke nach Foul an Kießling und Spahic köpft zum Ausgleich ein.

73.: Calhanoglu zieht den Sprint über links an und schießt vom Strafraumrand. Der rechte Pfosten verhindert einen Treffer.

74., 3:2, Brandt: Der eingewechselte Brandt erzielt die erste Führung für Leverkusen. Bellarabi geht rechts in den Strafraum und trifft den Pfosten, den Abpraller sitzt dann.

87., 4:2, Bellarabi: Der Flügelstürmer Leverkusens belohnt sich für ein starkes Spiel. Eine Flanke nimmt er direkt im Strafraum und trifft links unten. Keine Chance für Jarstein.

Fazit: Ein in der zweiten Hälfte verdienter Sieg für Leverkusen. Die Hertha begann stark, ließ sich allerdings vom schnellen Spiel mitreißen und verlor mit zunehmender Spielzeit komplett die Ordnung.

Der Star des Spiels: Karim Bellarabi. War schon in der ersten Hälfte Lichtblick bei Bayer, steigerte sich aber nochmal in den zweiten 45 Minuten. Blitzschnell und immer gefährlich war er maßgeblich für die Gefahr, die Leverkusen ausstrahlte.

Der Flop des Spiels: Peter Niemeyer. War in der ersten Halbzeit noch mitverantwortlich für die gute Ordnung im Mittelfeld. Verlor dann aber die Übersicht, leistete sich zu viele Ballverluste und Fouls, um als Kapitän voranzugehen.

Der Schiedsrichter: Tobias Stieler. Keine einfach Partie für den Unparteiischen. Lange versuchte Stieler die gelbe Karte zu vermeiden, trotz vieler offensichtlicher taktischer Fouls. Letztlich zückte er sie erst in der zweiten Hälfte - vielleicht etwas zu spät. Über 90 Minuten jedoch ohne schwerwiegenden Fehler.

Das fiel auf:

  • Leverkusen agierte von Beginn an im Spielaufbau zu eng. Die Innenverteidiger standen nur in wenigen Metern Entfernung. Das machte es schwer gegen das Mittelfeldpressing der Hertha, gezielt und flach aufzubauen. Spahic nahm sich ohnehin zurück und überließ Toprak nahezu alle Bälle.
  • Die klare Fünferkette der Hauptstädter machte es den Gastgeber nicht leichter. Das Zentrum war dicht besetzt, Leverkusen wurde nahezu dazu aufgefordert, den Weg über die Flügel zu nehmen. Dann stellte man schnell Überzahl her, stellte die Rückpassoption zu und eroberte so den Ball.
  • Weil die Hertha sich dem eigenen Ballbesitz verweigerte und oft schnell und hoch den Weg nach vorne suchte, kam Leverkusen nicht dazu, seine größte Stärke auszuspielen. Das laufintensive Angriffspressing aus dem BVB-Spiel fand nicht statt.
  • Berlin war sichtlich bemüht, wenig Standards zentral vor dem Tor zuzulassen. Im Halbfeld oder auf dem Flügel war ein Foulspiel jedoch immer eine Option, wenn sich Leverkusen durchgesetzt hatte. Das klappte nach der Halbzeit weniger gut.
  • Die Hertha leistete sich zeitweise katastrophale Passquoten, weil nahezu jeder Gefahrenball hoch und weit geklärt wurde. Schulz (12 Prozent), Hosogai (40 Prozent) und Niemeyer (33 Prozent) sind die vielleicht schwächste Schaltzentrale dieses Spieltags.
  • Roger Schmidt stellte zur Halbzeit die Weichen auf Sieg. Kießling ließ sich tiefer nach hinten fallen, Brandt hielt die Breite mehr als Son. Die Hertha verlor den Zugriff auf das Spiel und wurde zusehends hektischer in ihren Aktionen. Die Konzentration ließ sichtlich nach. Bestes Beispiel: Ndjeng warf einen schnellen Einwurf hinter sich, statt ins Feld.

Leverkusen - Hertha: Die Statistik zum Spiel

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