1899 verschärft Hamburger Krise

Roberto Firmino brachte 1899 schon nach 4. Minuten in Führung
© Getty

1899 Hoffenheim hat den Hamburger SV am 19. Spieltag der Bundesliga mit 3:0 (2:0) geschlagen und sich bis auf fünf Punkte von den Hanseaten abgesetzt. Der HSV rangiert nach der fünften Niederlage in Folge weiter auf dem Relegationsplatz und könnte am Sonntag sogar vom 1. FC Nürnberg überholt werden.

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Vor 25.000 Zuschauern in der Wirsol Rhein-Neckar-Arena ging Hoffenheim durch ein Abseits-Tor von Roberto Firmino in Führung (4.). Niklas Süle erhöhte die 1899-Führung noch vor der Halbzeitpause per Kopf auf 2:0 (44.). Andreas Beck stellte mit seinem ersten Saisontor auf 3:0 (60.).

Der HSV kassiert nach 1967 und 1970 zum dritten Mal fünf Pleiten in Serie und steckt tief im Abstiegskampf, Hoffenheim feiert das erste Saisonspiel ohne Gegentor.

Die Reaktionen:

Bert van Marwijk (Trainer Hamburger SV): "Ich mache mir gar keine Gedanken über meinen Job. Aber wenn man denkt, dass es ein anderer besser kann, dann müssen die mir das sagen."

Rafael van der Vaart (Hamburger SV): "Wie die Tore reingehen - ich kann es nicht mehr sehen. Wir geben alles, aber wenn man in einer solche Phase ist, bekommen wir schnell ein Gegentor und müssen jedes Mal einem Rückstand hinterherlaufen. Wir versuchen alles, aber es geht nicht. Die Fans schimpfen zu Recht."

...über die Fehler: "Wir kennen das System. Am Ende des Tages ist es Qualität. Es war eine Katastrophe. So macht Fußball auch keinen Spaß."

...über Trainer Bert van Marwijk: "Wir spielen eine Katastrophe zusammen - da kann der Trainer nichts dafür."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: 1899-Trainer Mark Gisdol stellt nach dem 0:4-Debakel gegen Nürnberg auf fünf Positionen um. Vestergaard, Johnson, Hamad, Elyounoussi und Schipplock machen Platz für Abraham, Salihovic, Strobl, Herdling und Volland.

Auch sein Gegenüber Bert van Marwijk bringt vier Neue gegenüber dem 0:3 gegen Schalke. Lasogga (Muskelfaserriss) und Jansen (Erkältung) fallen aus, Ilicevic und Arslan sitzen zunächst auf der Bank. Dafür beginnen Diekmeier, Zoua sowie die Neueinkäufe Bouy und John.

1.: Es geht flott los. Herdlings Freistoß aus 20 Metern halblinker Position köpft Westermann auf das eigene Tor. Drobny ist unten und hat den Ball sicher.

4., 1:0, Firmino: Doppelt bitter für den HSV. Erst vertändelt Lam den Ball leichtfertig und leitet so den 1899-Konter ein, dann übersieht der Linienrichter eine klare Abseitsstellung Firminos beim Zuspiel von Volland. Flacher Schuss durch Drobnys Hosenträger - Hoffenheim führt.

17.: Dicker Patzer von Süle, der einen Pass von van der Vaart in den Strafraum durchrutschen lässt. Beck rettet vor dem einschussbereiten Zoua.

22.: Firmino setzt im Strafraum zu einem artistischen Fallrückzieher an, der das Tor von Drobny allerdings knapp verfehlt.

44., 2:0, Süle: Hamburg lässt sich mit einer kurz ausgeführten Ecke übertölpeln. Salihovic bringt das Leder mit viel Schnitt an den Fünfmeterraum, wo Süle am höchsten springt und einnickt.

60., 3:0, Beck: Ein perfekt getimter Salihovic-Pass in die Schnittstelle hebelt die komplette Defensive der Gäste aus. Firmino legt von rechts überlegt quer, Beck drückt den Ball über die Linie. Die Entscheidung.

75.: Das muss das 4:0 sein. Lam lässt Volland laufen, der frei auf das Hamburger Tor zu läuft. Drobny eilt heraus und klärt mit dem Fuß ins Toraus.

89.: Die Hamburger schlafen erneut bei einem Eckball. Firmino vergibt die Chance zum Doppelpack aus vier Metern und schießt rechts vorbei.

Fazit: Absolut verdienter Sieg der Gastgeber. Hamburg war zu keinem Zeitpunkt gleichwertig, benötigte sogar mehr als 70 Minuten für den ersten Schuss auf das Tor von Casteels.

Der Star des Spiels: Roberto Firmino. Bärenstarke Partie des Brasilianers. War bei nahezu jeder Offensiv-Aktion seiner Mannschaft beteiligt, ließ sich immer wieder tief fallen und leitete einige Konter ein. Besorgte zudem die 1:0-Führung und bereitete das 3:0 vor.

Der Flop des Spiels: Rafael van der Vaart. Der Niederländer sollte das Spiel des HSV lenken - das Gegenteil war der Fall. Ließ jegliches Engagement vermissen und hatte keine einzige gute Szene. Tauchte wie so oft nach Rückstand komplett ab.

Der Schiedsrichter: Günter Perl erlebte eine ruhige Partie, die er gewohnt unaufgeregt leitete. Beim frühen Tor der Hoffenheimer muss er sich auf seinen Assistenten verlassen, dennoch eine klare Fehlentscheidung.

Das fiel auf:

  • Markus Gisdol hatte seine Mannschaft taktisch und personell hervorragend ein- und aufgestellt. 1899 überließ Hamburg den Ball, um dann immer wieder über die schnellen Volland und Firmino zu kontern. So gingen dem 1:0 und der Ecke vor dem zweiten Treffer Tempo-Gegenstöße der Gastgeber voraus.
  • So desolat sich die TSG-Abwehr noch in Nürnberg präsentiert hatte, so gefestigt wirkte sie gegen den HSV. Beck verteidigte überraschend links, rechts durfte Strobl ran - eine gute Maßnahme: Beide hielten ihre Seite dicht, Abraham agierte in der Zentrale deutlich präsenter und sicherer als Vestergaard gegen den Club.
  • Hamburg ohne Kreativität und Ideen. Obwohl die Rothosen mehr als 60 Prozent Ballbesitz hatten, vermochten sie Koen Casteels nie ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Gerade von der hochgelobten Schalt-Zentrale um van der Vaart und Calhanoglu kam wenig bis gar nichts. Erst nach 70 Minuten musste Casteels zum ersten Mal eingreifen.
  • Dass der HSV Hoffenheim nach diesem Spiel als das Team mit der schlechtesten Defensive der Liga ablöst, ist kaum überraschend. Der komplette Defensiv-Verbund der Hamburger war überfordert mit den wuseligen Angreifern des Gegners. Oft genügte ein überraschender Pass, um jegliche Ordnung zu zerstören.

Hoffenheim - Hamburg: Die Statistik zum Spiel