Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München am Samstagabend (18.30 Uhr) sind die Rollen klar verteilt: Die Bayern reisen mit 29 Punkten als Titelverteidiger an, Dortmund (19) hat als Tabellenfünfter bereits zehn Punkte Rückstand. Aber auch den Tabellenzweiten aus Frankfurt hat der FCB bereits um sechs Punkte distanziert. Das freut Uli Hoeneß: Endlich könne man sich "mal wieder schön zurücklehnen, Sorgen haben die anderen Klubs", sagte er bereits vor einigen Wochen im kicker. Dann legte er nach: "Unsere einzigen richtigen Konkurrenten Bayer Leverkusen und RB Leipzig liegen weit hinter uns."
Ist der BVB also kein Konkurrent mehr? "Uli Hoeneß ist immer jemand, der die anderen piekst, wenn es bei Bayern gut läuft. Er bohrt gerne in den Wunden der anderen", erklärte der ehemalige Nationalspieler Thorsten Frings gegenüber sport1. "Den Dortmundern jetzt zu sagen, sie müssten Meister werden, ist nicht ganz fair."
Der 48-Jährige hat in seiner aktiven Karriere sowohl für den BVB (2002-2004) als auch für den FC Bayern (2004/05). Wie geht er mit Hoeneß' Aussagen um? "Das war schon überheblich, aber wenn man so einen Vorsprung hat, kann man auch mal etwas großspuriger auftreten", sagte er. "Was soll die Konkurrenz denn schon erwidern?" Angesichts des großen Vorsprungs der Bayern "muss man sich als Verfolger eher zurücknehmen, die Schmach über sich ergehen lassen und auch mal die Klappe halten."
Generell hat Frings von Uli Hoeneß, der lange Jahre die Geschicke der Bayern als Manager leitete, eine sehr hohe Meinung: "Ich fand ihn immer toll und tue das auch heute noch. Er steht zu 100 Prozent zu seinem Verein und verteidigt ihn wie eine Löwenmama. Das fand ich als Bayern-Spieler toll, aber auch als Konkurrent der Bayern hat mir das imponiert. Ich hatte immer ein super Verhältnis zu ihm, weil er ein Mann ist, der sein Wort hält."
Thorsten Frings: "Kimmich und Goretzka nicht fair behandelt"
Nicht glücklich ist Frings damit, wie die Bayern mit zwei verdienten Spielern umgehen. So habe Joshua Kimmich, mit dem der Verein jetzt unbedingt verlängern will, in schwierigen Phasen "nicht die hundertprozentige Rückendeckung des Vereins" gehabt. "Die fehlende Rückendeckung hat er sicherlich nicht vergessen", mutmaßte Frings.
"Für Goretzka gilt das gleiche wie für Kimmich", so Frings weiter. "Meiner Meinung nach ist er angesichts seiner großen Verdienste nicht fair behandelt worden. Man hatte das Gefühl, dass man Goretzka zwar gesagt hat, dass man nicht mehr mit ihm plane und er sich einen Verein suchen soll. Seine großartigen Leistungen für den Verein wurden da aber meines Erachtens nicht berücksichtigt."
Am Samstag hofft die Bremer Legende übrigens auf einen BVB-Sieg: "Ich drücke ehrlicherweise dem BVB die Daumen, weil ich dort eine sehr, sehr schöne Zeit hatte und immer noch guten Kontakt nach Dortmund habe." Er rechne jedoch mit einem Sieg des FC Bayern.