Mathys Tel beim FC Bayern München: Es ist Zeit für den 17-Jährigen 40-Tore-Mann

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Nach den Eindrücken der vergangenen Partien und mit Blick auf Alternativen spricht beim Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester City tatsächlich viel für einen Startelfplatz von Mathys Tel. Trainer Thomas Tuchel würde damit etwas Aufbruchstimmung schüren und dem 17-jährigen Stürmer ein wichtiges Zeichen senden.

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Nach der 0:3-Hinspielpleite braucht der FC Bayern München für ein Weiterkommen gegen Manchester City beim Rückspiel am Mittwoch (21 Uhr im LIVETICKER) mindestens drei Treffer. Torgefahr sollte in Thomas Tuchels zuletzt stets praktiziertem 4-2-3-1-System vor allem von der Solospitze ausgehen. Gehen wir also mal die naheliegenden Optionen für diese Rolle durch.

Eric Maxim Choupo-Moting? Absolvierte wegen Rücken- und Knieproblemen in den vergangenen sechs Wochen nur zwei Spiele, blieb jeweils torlos, ist nun zwar wieder im Kader, aber sicherlich noch nicht bei 100 Prozent. Ob es für die Startelf reicht, werde sich laut Tuchel erst am Spieltag entscheiden. Serge Gnabry? Begann zuletzt zweimal als Mittelstürmer, enttäuschte jeweils und erzielte kein Tor.

Thomas Müller? Überzeugte generell selten im Sturmzentrum und ist auch laut Tuchel "am stärksten um eine Spitze herum". Sadio Mané? Ist völlig außer Form, war wegen seines Schlages gegen Leroy Sané zuletzt suspendiert und bewies darüber hinaus im Laufe der Saison hinlänglich, dass er als Flügelstürmer wertvoller ist denn als Solospitze.

Und damit zu Mathys Tel. Nachdem der FC Bayern im vergangenen Sommer den jahrelangen Toptorjäger Robert Lewandowski an den FC Barcelona verkauft hatte, beging die sportliche Leitung bekanntermaßen den großen Fehler, keinen entsprechenden Ersatz zu holen. Vergessen wird aber gerne, dass für durchaus üppige 20 Millionen Euro trotzdem ein neuer Angreifer kam.

Mathys Tels starke Statistiken beim FC Bayern

Der 17-jährige Franzose Mathys Tel aus der Akademie von Stade Rennes gilt als eines der größten Talente Europas. Bei seiner Verpflichtung verkündete der damalige Trainer Julian Nagelsmann, dass Tel "einer der besten Stürmer" werden und für den FC Bayern "eines Tages 40 Tore pro Saison" schießen könne. "Wenn er diese Saison zehn Tore schießt, sind wir aber alle glücklich."

Bisher traf Tel zwar erst fünfmal, benötigte dafür aber lediglich 521 Minuten. Im Schnitt erzielt er alle 104 Minuten ein Tor, ganz knapp überboten wird dieser Wert beim FC Bayern lediglich vom angeschlagenen Choupo-Moting. Selbstverständlich ist der Vergleich wegen Tels geringerer Gesamtspielzeit mit Vorsicht zu genießen, eine gewisse Aussagekraft hat er aber dennoch.

Ebenfalls interessant: Neben Choupo-Moting ist Tel der einzige Mittelstürmer-Kandidat des FC Bayern, der deutlich mehr Tore schießt als seine Chancen statistisch gesehen eigentlich hergegeben. Stichworte: Torjäger-Instinkt und Kaltschnäuzigkeit. Bei Mané und Gnabry ist die Anzahl an tatsächlichen Treffern etwa so hoch wie der xG-Wert, bei Müller sogar deutlich geringer. Choupo-Moting und Tel erzielten dagegen fast doppelt so viele Tore wie eigentlich zu erwarten gewesen wären. Der xG-Wert des fünfmaligen Torschützen Tel beträgt 2,86.

FC Bayern: Mittelstürmer-Kandidaten im Vergleich

SpielerMinutenTorexG
Serge Gnabry21521211,31
Thomas Müller194279,58
Sadio Mané19401111,15
Eric Maxim Choupo-Moting1718179,44
Mathys Tel52152,86

Julian Nagelsmanns Umgang mit Mathys Tel verwunderte

Bei seinen Kurzeinsätzen glänzte Tel nicht nur mit seiner Abschlussstärke. Auffällig waren auch seine stabile Physis, seine Schnelligkeit, seine technische Klasse und seine Stärken im Dribbling. Obwohl Tel nach seinen vielen späten Einwechslungen regelmäßig für Belebung sorgte, durfte er im Laufe der Saison erst zweimal beginnen - beide Male traf er.

Ende August im DFB-Pokal gegen Viktoria Köln, als er im Alter von 17 Jahren und 126 Tagen zum jüngsten Pflichtspiel-Torschützen in der Geschichte des FC Bayern avancierte. Sowie kurz darauf in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze beorderte ihn Nagelsmann anschließend kein einziges Mal mehr in die Startelf, der Umgang des Trainers mit dem jungen Stürmer verwunderte durchaus.

Als Tel Wochen später nach einer Einwechslung gegen Werder Bremen traf, tadelte Nagelsmann: "Eigentlich darf er da nicht schießen, sondern muss abspielen auf Kingsley Coman. Ich glaube, wenn er nicht trifft, dann kriegt er Ärger mit seinen Mitspielern und Kollegen auf dem Feld."

Beim einzigen Testspiel der Winterpause gegen RB Salzburg stand Tel in der Startelf. Wieder erzielte er ein Tor, Nagelsmann bescheinigte ihm sogar ein "überragendes Spiel". Der Lohn? Lediglich 26 Einsatzminuten bei den ersten drei Rückrundenspielen, die noch dazu aus Sicht des FC Bayern enttäuschend verliefen und jeweils remis endeten.

FC Bayern, Sturm, Vctor Osimhen, Randal Kolo Muani, Harry Kane, Eric Maxim Choupo-Moting
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Mathys Tel: So lief es für ihn bisher unter Thomas Tuchel

Bei Tuchels Ankunft Ende März fehlte Tel wegen eines Muskelfaserrisses, den er sich bei der französischen U19-Nationalmannschaft zugezogen hatte. Vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim stellte der neue Trainer dem wiedergenesenen Tel "20 bis 30 Minuten" in Aussicht - und brachte ihn sogar für 31.

Tel war in der Schlussphase einer der wenigen Lichtblicke des FC Bayern, der beim 1:1 gegen Hoffenheim einen neuerlichen Tiefpunkt erreichte. Spielerisch zeigte die Mannschaft eine der schlechtesten Leistungen der jüngeren Vergangenheit - vor allem die Startelf-Offensive um Stürmer Gnabry präsentierte sich erschreckend ungefährlich. Das einzige Tor erzielte Benjamin Pavard. Somit gehen die letzten drei Münchner Treffer allesamt auf Verteidiger.

Nach diesen Eindrücken und auch mit Blick auf die Alternativen sowie Tels Statistiken bei seinen Kurzeinsätzen spricht tatsächlich vieles für einen Startelfplatz beim Rückspiel gegen City. Es wäre eine mutige, aber nachvollziehbare Entscheidung des Trainers.

In ohnehin fast schon aussichtsloser Lage würde Tuchel bei den von der Stammbesetzung längst desillusionierten Fans vielleicht einen Hauch Aufbruchstimmung schüren - und Tel gleichzeitig das wichtige Zeichen senden, dass man ihm in München noch vertraut. Im kommenden Sommer wird sich der FC Bayern dem Vernehmen nach mit einem hochklassigen Mittelstürmer verstärken. Einsatzchancen für Tel, der zuletzt auch mit einer Leihe in Verbindung gebracht worden war, würden dann folgerichtig weiter sinken.

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