FC Bayern - Nagelsmanns Abwehr-Puzzle: Ein Flop sammelt Pluspunkte, ein Eigengewächs überrascht

Einer der Gewinner der bisherigen Vorbereitung: Josip Stanisic.
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Julian Nagelsmann setzt beim FC Bayern bislang ausschließlich auf eine Vierer-Abwehrkette. Wie könnte sie zu Saisonbeginn aussehen?

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Noch bevor er die Nachfolge von Hansi Flick antrat, wurde Julian Nagelsmann als großer taktischer Revolutionär bezeichnet, der von seiner Mannschaft erwarte, mehrere Systeme spielen zu können. Davon war in den ersten drei Testspielen nichts zu sehen, der Trainer des FC Bayern baute wie schon zuvor Flick ausnahmslos auf eine Vierer-Abwehrkette. Seine Devise: Die Mannschaft nicht zu früh mit zu viel Neuem überfrachten.

"Ich habe oft betont, dass ich ein paar neue Dinge reinbringen möchte, aber nicht auf Teufel komm raus in den ersten Spielen", stellte Nagelsmann nach der 0:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach im vorletzten Vorbereitungsspiel am Mittwoch klar.

Gerade defensiv sind mit Blick auf die ersten Pflichspiele am 6. August (DFB-Pokal gegen den Bremer SV) und am 13. August (Bundesliga-Auftakt gegen Glabach) nicht allzu große Experimente zu erwarten. Die Viererkette dürfte überwiegend aus Franzosen bestehen - wenngleich sich ein Eigengewächs als interessante Alternative aufdrängt. Ein Überblick.

Die Innenverteidigung: Upamecano und Nianzou funktionieren

Neuzugang Dayot Upamecano ist seit Tag eins der Vorbereitung dabei und sofort gesetzt, auch wenn er laut Nagelsmann noch etwas Zeit benötigt, um sich auch verbal bemerkbarer zu machen als bisher. Tanguy Nianzou hat gute Chancen, mit seinem französischen Landsmann das Innenverteidiger-Pärchen zum Saisonstart zu bilden.

Der 19-Jährige habe wie Upamecano "eine gute Entwicklung" während der Vorbereitung genommen und sich stetig gesteigert, berichtete Nagelsmann nach dem dritten Testspiel, in dem das Duo sehr gut aufeinander abgestimmt wirkte. Außerdem: Mit Lucas Hernandez (Meniskuseinriss) fehlt bekanntlich eine Stammkraft mindestens noch bis Mitte August, während der von seiner Leihe bei der TSG Hoffenheim zurückgekehrte Chris Richards im Laufe der ersten Trainingswochen immer wieder mit kleineren Wehwehchen zu kämpfen hatte und sich dementsprechend kaum in Szene setzen konnte.

Im Grunde könnten also nur die am Dienstag ins Training eingestiegenen EM-Rückkehrer Niklas Süle oder Benjamin Pavard Nianzou den Platz neben Upamecano noch streitig machen. Letzterer ist mangels Alternativen aber eher als Rechtsverteidiger eingeplant.

Die rechte Verteidigung: Sarr sammelt Pluspunkte

Sollte Pavard nach seinem Urlaub nicht völlig außer Form sein, ist mit ihm von Beginn an als Rechtsverteidiger zu rechnen. Allerdings machte es der ursprünglich als Pavard-Herausforderer verpflichtete, bislang aber auf ganzer Linie gefloppte Bouna Sarr in den Testspielen gegen Ajax und Gladbach für seine Verhältnisse mehr als ordentlich, sammelte mit einer Torvorlage sowie einigen anderen gelungenen Offensivaktionen und guter Zweikampfführung durchaus ein paar Pluspunkte bei Nagelsmann.

Als interessante und überraschend Alternative zu den Franzosen drängt sich Josip Stanisic auf. Der 21 Jahre alte Nachwuchsspieler, der vor kurzem mit einem Profivertrag bis 2023 ausgestattet wurde, stand bislang in allen Vorbereitungsspielen von Beginn an auf dem Platz und überzeugte dabei nicht nur als stabiler und abgebrühter Außenverteidiger. Gegen Gladbach testete Nagelsmann sogar Stanisic auf der Sechser-Position und wurde nicht enttäuscht. Der Neuling legte eine gesunde Aggressivität und ein nahezu fehlerfreies Passspiel an den Tag.

Einer der Gewinner der bisherigen Vorbereitung: Josip Stanisic.
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Einer der Gewinner der bisherigen Vorbereitung: Josip Stanisic.

Die linke Verteidigung: Neuzugang mit Licht und Schatten

Auf der linken Abwehrseite bieten sich Nagelsmann noch weniger Optionen als auf der rechten. In Abwesenheit des am Sprunggelenk verletzten Stammspielers Alphonso Davies hat Neuzugang Omar Richards gute Chancen, sich direkt in Szene zu setzen. Bei den drei Testspielen zeigte sich der 23-jährige Engländer zwar durchaus bemüht, besonders überzeugend waren seine Leistungen allerdings nicht. Gerade im taktischen Bereich hat der zuletzt in der zweiten englischen Liga aktive Richards offensichtlich noch viel Nachholbedarf. Nagelsmann gab kaum einem Spieler in den ersten Partien so viele Anweisungen wie Richards. Allzweckwaffe Stanisic, im Duell mit Ajax als Linksverteidiger aufgeboten, wäre eine Alternative.

So könnte Bayerns Viererkette zum Saisonstart aussehen: Pavard, Upamecano, Nianzou, O. Richards/Stanisic.

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