FC Bayern: Julian Nagelsmann ist die naheliegendste Option auf die Flick-Nachfolge - konkret ist aber noch nichts

Von Dennis Melzer
Wird Julian Nagelsmann Trainer beim FC Bayern?
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Hansi Flick bittet beim FC Bayern München um Vertragsauflösung. Die logische Option auf seine Nachfolge ist Julian Nagelsmann. Wie wahrscheinlich ist das Szenario beim FCB?

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Hansi Flick habe nicht mehr "herumeiern" wollen, erklärte er auf der Pressekonferenz an der Säbener Straße am Montagmittag. Dass er die Mannschaft im Anschluss an das 3:2 beim VfL Wolfsburg persönlich über sein Gesuch, den Verein am Saisonende verlassen zu wollen, informiert habe, sei spontan gewesen, Flick wollte dem "Flurfunk" zuvorkommen. "Danach war für mich der logische Schritt, es den Medien mitzuteilen."

Dass sich der FC Bayern knapp einen Tag später gezwungen sah, eine vom gesamten Vorstand gestützte Pressemitteilung herauszugeben, um das Vorgehen des Trainers, insbesondere die nicht abgesprochene Veröffentlichung, zu kritisieren, wollte Flick nicht kommentieren. Der 56-Jährige bat die anwesenden Medienvertreter darum, keine weiteren Fragen zur brisanten Thematik zu stellen.

Die Tatsache, dass Flick nicht über den Sommer hinaus beim Rekordmeister bleiben möchte, kam nach den ständigen Unruhen um ihn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic sowie der vakanten Bundestrainer-Stelle nicht aus heiterem Himmel, der Zeitpunkt seines Vorstoßes überraschte jedoch durchaus. Bereits jetzt darf wild spekuliert werden, welcher Coach den erfolgreichen Sextuple-Trainer beerben wird.

Reflexartig rückte Julian Nagelsmann in den medialen Fokus, bringt der aktuelle Übungsleiter von RB Leipzig doch etliche Qualitäten mit, die sie beim FCB schätzen: eine prägnante, erfolgsversprechende Spielidee, große Ambitionen und enormes Entwicklungspotenzial. Tatsächlich ist der Trainer-Youngster die logische, mit Blick auf andere mögliche Kandidaten wie Erik ten Hag oder Massimiliano Allegri, die mit Abstand naheliegendste Option auf die Flick-Nachfolge.

Wird Nagelsmann neuer Trainer des FC Bayern München?

Schon in der jüngeren Vergangenheit war der gebürtige Bayer (Landsberg am Lech), der 2017, damals noch in Diensten der TSG Hoffenheim, verriet, in Kinder- und Jugendtagen den Münchnern die Daumen gedrückt zu haben, mit dem Klassenprimus in Verbindung gebracht worden.

Ex-Chefscout Michael Reschke sagte zuletzt im Gespräch mit Sport1, dass Nagelsmann vor einigen Jahren beinahe als U19-Trainer an der Isar gelandet wäre, das damalige Veto von TSG-Mäzen Dietmar Hopp ein Engagement aber verhindert hätte.

Konkreter wurde es bis dato nicht. Die Gedankenspiele, Nagelsmann als Profi-Trainer zu installieren, mag es schon einmal gegeben haben, so vorstellbar und gleichermaßen sinnvoll wie dieser Tage erschien das Ganze jedoch nie. Wie groß ist die Chance, dass der 33-Jährige ab der kommenden Spielzeit die Geschicke an der Bayern-Seitenlinie leitet?

Nagelsmann: Nicht-Bereitschaft sieht anders aus

Nagelsmann selbst bezog zu den Spekulationen um seine Zukunft am Sonntag auf einer Presskonferenz Stellung: "Ich finde es nicht den richtigen Weg, sich als Trainer wichtiger zu machen als man ist. Ich kann mich hier nicht hinsetzen und sagen, dass ich mit Lena Gercke Schluss mache, weil ich mit der nie zusammen war. Daher ist es schwierig, sich da ins Gespräch zu bringen."

Ein Vergleich, der für Lacher sorgte, Äußerungen, die andererseits aber auch nicht auf eine generelle Nicht-Bereitschaft schließen ließen.

"Ich kenne den Wunsch des FC Bayern nicht. Es gibt und gab keine Gespräche und auch kein Angebot", führte Nagelsmann aus und ergänzte. "Zu dem Wunsch kann ich nichts sagen, da müssen sie bei Bayern nachfragen. Ich habe gesagt, dass ich keinen Krieg mit RB anfangen werde." Nach Informationen von SPOX und Goal keine Nebelkerze, bislang sind die Münchner nicht an Nagelsmann, dessen Vertrag in der Messestadt noch bis 2023 gültig ist, herangetreten.

Keine Ausstiegsklausel in Nagelsmann-Vertrag

Besagte Vertragsdauer wird im potenziellen Werben um Nagelsmann noch zu einem entscheidenden Faktor. Im Gegensatz zu Frankfurt-Trainer Adi Hütter, der für eine festgeschriebene Ausstiegsklausel von 7,5 Millionen Euro nach Mönchengladbach wechseln wird und dort den ebenfalls vorzeitig aus seinem Vertrag herausgekauften Marco Rose beerben wird, für den der BVB fünf Millionen Euro an den Niederrhein überweist, besitzt der RB-Coach keine entsprechende Bestimmung in seinem Arbeitspapier.

Sprich: Die Bayern müssten verhältnismäßig viel Geld in die Hand nehmen, um Nagelsmann aus Leipzig loszueisen, zwischen 15 und 20 Millionen Euro sollen übereinstimmenden Medienberichten zufolge fällig sein, obwohl Sportdirektor Markus Krösche unlängst zu Protokoll gegeben hatte, dass RB keinerlei Interesse daran habe, Nagelsmann abzugeben.

"Julian hat bei uns einen langfristigen Vertrag, fühlt sich wohl hier und konzentriert sich voll auf Leipzig", sagte er bei Sky und schob nach: "Es gibt keine Ablösesummen und keine Preisschilder." Leipzig zum Umdenken zu bewegen, dürfte sich also kompliziert gestalten. Stellen sich die Sachsen, die nicht zwingend auf Geld angewiesen sind, quer, bleibt Nagelsmann bei den Roten Bullen.

Ein Novum wäre es für die Bayern übrigens nicht, eine Ablöse für einen Trainer zu zahlen. 2018 bewegte sich die Summe für SGE-Trainer Niko Kovac mit lediglich 2,2 Millionen Euro aber in einem deutlich kleineren Rahmen als die gehandelten 15 bis 20 Millionen für Nagelsmann. Ebenjener Kovac bestätigte zuletzt das, was Flick mehr oder minder subtil immer wieder beklagte: Das fehlende Mitspracherecht des Trainers beim deutschen Klassenprimus.

Kovac prangert fehlendes Mitspracherecht an

Anders als bei seinem derzeitigen Arbeitgeber Monaco werde dem Coach bei der Zusammenstellung des Kaders kaum Gehör geschenkt. "Wir wissen alle, wie es in München abläuft: Dort ist es genau das Gegenteil (zu Monaco, Anm. d. Red.)", sagte er im Interview mit der Sport Bild. Er könne indes nicht nachvollziehen, "dass es trotz dieser Erfolge solche Debatten um Hansi Flick gibt."

Den Debatten um seine Zukunft hat Flick am Samstag selbst vorzeitig den Wind aus den Segeln genommen, sie werden fortan den Diskussionen um den neuen Trainer weichen. Darüber, ob Nagelsmann, der gemeinhin als meinungsstark und selbstbewusst gilt, sich auf etwaige Machtspielchen mit Salihamidzic einlassen möchte, von Beginn an auf die Marschroute der Bosse vertraut oder explizit in den Prozess der Kaderplanung eingebunden werden möchte, kann nur spekuliert werden.

Genau wie über Nagelsmanns Zukunft im Allgemeinen, haben die Bayern zunächst einmal mit den Folgen der Flick-Offensive zu kämpfen. Der Wunsch, in Zukunft auf Nagelsmann zu setzen, ist sicherlich existent, konkret ist bislang aber noch nichts.

FC Bayern: Restprogramm in dieser Saison

WettbewerbRundeDatumUhrzeitOrtGegner
Bundesliga30Di. 20.04.2120:30HBay. Leverkusen
Bundesliga31Sa. 24.04.2115:30A1.FSV Mainz 05
Bundesliga32Sa. 08.05.2118:30HBor. M'gladbach
Bundesliga33Sa. 15.05.2115:30ASC Freiburg
Bundesliga34Sa. 22.05.2115:30HFC Augsburg