Wer ersetzt Benjamin Pavard beim FC Bayern? Wenige Alternativen für Flick

Wer ersetzt Benjamin Pavard beim FC Bayern?
© imago images/Jürgen Fromme

Benjamin Pavard droht dem FC Bayern für alle möglichen restlichen Champions-League-Spiele auszufallen. Ausgerechnet auf Pavards angestammter Position hinten rechts ist der Bayernkader eher dünn besetzt. Trainer Hansi Flick hat nur zwei logische Alternativen.

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Den Endspurt in der Bundesliga hat Trainer Hansi Flick bis zum achten nationalen Titelgewinn in Serie weitgehend rotationsfrei gestalten können. Der FC Bayern in der zweiten Phase der Rückrunde in der Saison 2019/2020 hatte tatsächlich so etwas auf diesem Niveau selten gewordenes: Eine Stammelf.

Benjamin Pavard war darin fester Bestandteil, von allen Feldspielern stand der Franzose bislang mit 3970 Spielminuten in 47 Pflichtspielen (davon 37 als Rechtsverteidiger) am zweitlängsten auf dem Platz. Ein noch größerer Dauerbrenner ist unter den Feldspielern nur Joshua Kimmich mit 4013 Minuten.

Durch Pavards Verletzung am Sonntag, der 24-Jährige zog sich eine Bandverletzung an der linken Fußwurzel zu, ist Flick gezwungen, seine Mannschaft umzubauen. Nicht nur für das Champions-League-Achtelfinalrückspiel gegen den FC Chelsea am 8. August in München, sondern, sollte Bayern es erreichen, womöglich auch für das gesamte Finalturnier in Lissabon (12. Bis 23. August). Die L'Equipe meldete eine Ausfallzeit von vier bis sechs Wochen. Zuvor war von bis zu drei Wochen die Rede gewesen.

Tanguy Nianzou in der Champions League nicht spielberechtigt

Wie ersetzt Flick seinen Rechtsverteidiger in der Viererkette? Da ausgeschlossen werden kann, dass der Coach auf eine Dreierkette in der Abwehr umstellt - dafür waren seine Bayern aus der 4-2-3-1-Grundordnung heraus schlicht zu dominant - hat Flick im Grunde zwei logische Optionen und zwei Lösungen, die neben einiger Phantasie fast noch mehr Experimentierfreude des Trainers erfordern.

Tanguy Nianzou, der 18-jährige Neuzugang von Paris Saint-Germain, könnte zwar jede Position in der Defensive ausfüllen, ist aber in den restlichen Spielen der Champions League nicht spielberechtigt. Von den übrigen hochgelobten Bayern-Talenten wäre allenfalls Chris Richards als Rechtsverteidiger denkbar, obgleich der 20-Jährige vor allem Innenverteidiger ist.

Flicks Alternativen für Pavard:

1. Kimmich rückt wieder nach hinten: Die einfachste Alternative

Am ersten Bundesligaspieltag der Saison hieß der Rechtsverteidiger Kimmich und der rechte Innenverteidiger Pavard. Am zweiten Spieltag beorderte der damalige Trainer Niko Kovac Kimmich ins zentrale Mittelfeld. Eine Position, die der Schwabe bereits in der Jugend, zu Beginn seiner Profikarriere und seit 2018 auch schon in der Nationalmannschaft gespielt hatte.

Der Rechtsverteidiger Kimmich war zu Beginn seiner Bayernzeit eine Erfindung von Pep Guardiola, der so Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld einsetzen konnte. Ähnlich wie Flick später den Linksverteidiger Alphonso Davies erfand, um David Alaba zum Boss im Abwehrzentrum machen zu können.

Elfmal spielte Kimmich 2019/2020 als Rechtsverteidiger. Ein paar Trainingseinheiten und er sollte sich umgestellt haben. Jedoch würde Flick dann auch seinen Dampfmacher im zentralen Mittelfeld verlieren. Unter Flick hießen die Pärchen im zentralen Mittelfeld entweder Kimmich/Goretzka oder Kimmich/Thiago. Leon Goretzka und Thiago standen in dieser Spielzeit nur achtmal länger als 70 Minuten gemeinsam auf dem Feld.

2. Goretzka als Rechtsverteidiger: Der Löw-Gedankengang

Goretzka hat in seiner Karriere nicht nur einen erstaunlichen Bizepsumfangzuwachs hingelegt, sondern im Mittelfeld schon auf allen möglichen Positionen gespielt. Und auch in der Viererkette durfte er sich schon versuchen: Genau ein Mal, in der Saison 2018/2019 stellte ihn Kovac als Linksverteidiger auf. Mit mäßigem Erfolg.

Trotzdem: Hansi Flicks früherer Chef in der Nationalmannschaft, Joachim Löw, hatte sich einst überlegt, Goretzka zum Rechtsverteidiger umzuschulen. Erst im Juni verriet der Bundestrainer diesen Plan dem kicker. Dass es dazu nicht gekommen ist, lag daran, dass "Leon diese Rolle nie gespielt hat. Und dazu sind Spiele und Training nötig. Mit seiner Dynamik, seinem Ballgefühl und Spielverständnis wäre es eine Möglichkeit gewesen", sagte Löw.

Die Einschätzung gilt bis heute. Zeit zum Trainieren gäbe es, doch ob Flick ausgerechnet das Rückspiel eines Champions-League-Achtelfinals für derlei Premieren nutzt? Andererseits: Bayern liegt 3:0 vorne - da kann man schon mal experimentieren.

3. Alvaro Odriozola: Die Stunde des Kaderauffüllers

Neun Pflichtspiele hat Alvaro Odriozola 2019/2020 gemacht, das reichte zu vier Titeln: Deutscher Meister, spanischer Meister, DFB-Pokalsieger, Gewinner des spanischen Supercups. Die spanische Leihgabe von Real Madrid ist titeltechnisch ein Muster an Effektivität. Bayerns Sportchef Hasan Salihamidzic lieh den Rechtsverteidiger im Winter aus, um Flick den öffentlich formulierten Wunsch nach mehr Tiefe im Kader zu erfüllen.

So richtig viel anfangen wusste Flick dann aber nicht mit dem 24-Jährigen - auch, weil sich kein Stammspieler verletzte und er ganz am Ende der Saison lieber noch ein paar Talente ins kalte Wasser warf. Dennoch wurde Odriozolas Leihvertrag nun bis zum Ende des Champions-League-Turniers verlängert: Genau für solche Eventualitäten. Trotzdem scheinen die Einsatzchancen für den Titelsammler eher gering.

4. Jerome Boateng: Die Old-School-Variante

Jerome Boateng hat in seiner langen Karriere schon auf allen defensiven Positionen gespielt. Zu Beginn seiner Profi- und Nationalmannschaftskarriere musste er sehr oft hinten rechts ran. Nicht immer zu seiner Freude, Boateng gefällt es in der Zentrale deutlich besser, doch er ist meist zuverlässig.

Auch bei Bayern spielte er unter Jupp Heynckes in der Triplevizesaison 2011/2012 öfter hinten rechts - zuletzt im Januar 2012. Jedoch war er damals noch ein bisschen schneller als heute. Sollte Boateng vom Zentrum nach rechts rücken, dürfte das offensive Aufbauspiel der Bayern sehr linkslastig werden.

5. Hernandez, Süle oder Davies: Auf falscher Position

Lucas Hernandez hat während seiner gesamten Karriere genau ein Mal rechts in der Viererkette verteidigt: In der Saison 2016/2017 in einem Champions-League-Halbfinalspiel gegen Real Madrid. Atletico und Hernandez verloren 0:3.

Der Linksfuß ist für Flick eher keine Option. Auch, dass Alphonso Davies auf die rechte Seite wechselt, damit Hernandez links in der Viererkette spielen kann, ist eher unwahrscheinlich. Auch Niklas Süle, der nach auskuriertem Kreuzbandriss in die Mannschaft drängt, hat bisher allenfalls als Linksverteidiger ausgeholfen.

FC Bayern: Der Plan für das CL-Finalturnier in Lissabon

RundeDatum
Viertelfinals12. bis 15. August
Halbfinals18. bis 19. August
Finale23. August