FC Bayern München - Kommentar: Rummenigges Dialogaufkündigung ist ein falsches Zeichen 

Von Dennis Melzer
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© imago images

Karl-Heinz Rummenigge erklärte am Montag den Dialog mit den Ultras quasi für beendet. Damit setzt er ein falsches Zeichen. Ein Kommentar.

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Spätestens zwei Tage nach den Vorkommnissen von Sinsheim scheint es unwahrscheinlicher denn je, dass der Gordische Knoten zwischen Verband und Vereinen auf der einen und Teilen der Fans, die vehement auf das Anti-Kollektivstrafen-Versprechen des DFB pochen, auf der anderen Seite in naher Zukunft gelöst wird. Auch, weil keine der betroffenen Parteien die Bereitschaft signalisiert, von ihrem Standpunkt abzurücken. Am Montagmittag verhärtete Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge die Fronten gar weiter. Damit setzte er ein falsches Zeichen.

"Ich bin ein Freund des Dialogs, aber der Dialog hat nicht dazu geführt, dass wir irgendeine Lösung haben, die von den Ultras bisher akzeptiert worden ist", sagte der 64-Jährige bei Bild live und vermittelte damit den Eindruck, künftig von jeglicher Diskussion mit den Ultras abzusehen. Aus seiner Sicht befinde man sich in einer "Einbahnstraße, in der die Klubs nur geben müssen und die Fans nur nehmen wollen". Die Angesprochenen seien "nicht bereit, ihr eigenes Verhalten in irgendeiner Art und Weise zu korrigieren und dementsprechend dem Fußball zu dienen", führte er aus.

Fans betreiben finanziellen und zeitlichen Aufwand

Betrachtet man die Aussage einmal losgelöst von den zweifelhaften Plakaten am Samstag, mutet sie mindestens skurril an. Fans oder Ultras, die quasi nur die Hand aufhalten, aber nichts zurückgeben? Den finanziellen und zeitlichen Aufwand, der in der aktiven Fanszene betrieben wird, um das eigene Team zu unterstützen, blendet Rummenigge dabei offenbar aus. Auch das soziale und gesellschaftliche Engagement, das den Bayern-Ultras "Schickeria" beispielsweise 2014 den Julius-Hirsch-Preis des DFB einbrachte, wird im Zuge der aktuellen Diskussion völlig verdrängt.

Rummenigge ist noch immer aufgebracht, sagte denjenigen, die gegen Hoffenheim dazu beitrugen, dass das Sportliche überschattet wurde, mit einer geplanten Anti-Hass-Kommission den Kampf an. Das ist verständlich, wenn man sich in seine Situation hineinversetzt: Rummenigge, Freund von Dietmar Hopp und einer der mächtigsten Menschen beim FC Bayern, will nicht einfach zur "Tagesordnung" übergehen." Er möchte das "hässliche Gesicht", das Teile der Anhängerschaft offenbarten, loswerden und die Betroffenen bestrafen. Wie drastisch die Konsequenzen ausfallen sollen, konkretisierte er nicht.

Werder Bremen mit richtigem Statement

Weniger verständlich ist hingegen, dass Rummenigge, der "Freund des Dialogs", ebenjenen quasi aufkündigte. Wie, wenn nicht mit einer gesunden Diskussionskultur, will man fortan weitermachen? Wenn sich alle Seiten weiter verschließen, rückt ein Annäherungsprozess in immer weitere Ferne. Dem vom FCB-Boss beschworenen "schwarzen Tag" könnten so noch viele weitere folgen. Vielleicht wirft Rummenigge im Zuge seines Zorns einmal einen Blick nach Bremen, zu Werder.

Die Hanseaten gaben in Person von Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald am Montag ebenfalls ein Statement ab. "Es zeigt sich, dass sich die Kluft zwischen den aktiven Fanszenen und den Vereinen und Verbänden zuletzt wieder zunehmend vertieft hat", wird er auf der vereinseigenen Homepage zitiert. Weiter heißt es: "Unsere Erfahrungen der letzten zehn Jahre zeigen sehr deutlich, dass Differenzierung und Dialog im Verhältnis zwischen Fans und Vereinen sehr wichtig sind und keine Einbahnstraße sein dürfen und wir möchten an diese Dialogbereitschaft auf allen Seiten appellieren. Denn nur durch einen gemeinsamen Diskurs kann der Versuch unternommen werden, Lösungen zu erarbeiten."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

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