Kommentar zur Trainer-Situation beim FC Bayern München: Die Ziellinie muss das Saisonende sein

Hansi Flick hat beide Spiel als Interimstrainer gewonnen: 2:0 gegen Olympiakos Piräus und 4:0 gegen Borussia Dortmund.
© getty

Interimstrainer Hansi Flick hat beim FC Bayern München die Trendwende geschafft. Nach dem 4:0-Sieg gegen Borussia Dortmund verkündete der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, dass Flick auch beim nächsten Bundesligaspiel Trainer sein wird - wie es dann weitergeht, ist noch offen. Statt bei der Trainersuche einen Schnellschuss zu tätigen, sollte der Klub bis Saisonende auf Flick setzen. Ein Kommentar von SPOX-Reporter Nino Duit.

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Am Samstagabend nach diesem eindrucksvollen 4:0-Sieg gegen Dortmund waren gleich drei Trainer Thema beim FC Bayern. Da wäre zunächst der ehemalige, Niko Kovac, von dem sich der FC Bayern vor einer Woche getrennt hat. Präsident Uli Hoeneß verkündete, ihm "geholfen zu haben, sich dieser Last zu entledigen". Der Last des Daseins als Bayern-Trainer.

Da wäre außerdem Nachfolgekandidat Arsene Wenger, der diese Last trotz seiner bereits 70 Jahre angeblich gerne auf sich nehmen würde, aber nicht darf - zumindest laut Rummenigge. Laut Wenger müsste Wenger erst darüber nachdenken, und von einer Absage wisse er übrigens auch nichts. Ein Missverständnis, verkündete Rummenigge. Und: "Ich habe keine Lust auf Stress mit ihm."

Und dann wäre da noch Hansi Flick, der vormalige Co- und aktuelle Interimstrainer des FC Bayern. Eine Last scheint ihm der Posten nicht zu sein, Stress hat er mit niemandem.

Flick wurde zunächst lediglich für die beiden Spiele gegen Olympiakos Piräus und Dortmund installiert, zweiteres Spiel war nach eigener Aussage "die Ziellinie". Nach Überschreiten dieser Ziellinie ist aber klar: Es braucht eine neue Ziellinie, und zwar das Saisonende. Alles andere würde in der jetzigen Situation keinen Sinn machen.

FC Bayern: Die Maßnahmen von Hansi Flick

Das liegt einerseits an Flick selbst, der in seiner einwöchigen Amtszeit viel bewirkt hat. Er gibt den Spielern klare Anweisungen, wie sie sich auf dem Platz zu verhalten haben und stillt damit ein zuletzt vernachlässigtes Bedürfnis. "Jeder wusste, was zu tun ist", erklärte Joshua Kimmich exemplarisch. Er hörte sich fast schon erleichtert an und auch ein bisschen nach: Endlich!

Und noch wichtiger: Flick hat dem Spiel des FC Bayern die Kontrolle zurückgegeben. Nach etlichen Partien mit zwei bis fünf Gegentoren und permanentem Wanken gegen Spielende, stand gegen Olympiakos (2:0) und Dortmund (4:0) zweimal eine souveräne Null. Der FC Bayern strahlt wieder eine Dominanz und Siegesgewissheit aus - so wie er das eigentlich gewohnt ist. Flick ist ein Trainer, dessen Spielidee zum Selbstverständnis des FC Bayern passt. Die Spieler stehen entsprechend hinter ihm und wollen mit ihm weiterarbeiten.

Der Trainermarkt gibt aktuell keine Alternativen her

Dass es Flick gut macht, ist die eine Sache. Die mangelnden Alternativen auf dem Trainermarkt die andere. Die wohl sinnvollsten Kandidaten sind aktuell nicht zu haben, weil sie andernorts unter Vertrag stehen: Erik ten Hag bei Ajax Amsterdam, Thomas Tuchel bei Paris Saint-Germain, Mark van Bommel bei der PSV Eindhoven, Xabi Alonso bei der zweiten Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian.

Die kurzfristig verfügbaren Trainer sind allesamt keine Optimallösungen für eine langfristige Zusammenarbeit. Wenger, dem bereits abgesagt wurde, ist bereits 70 Jahre alt und würde keine Ära prägen. Massimiliano Allegri spricht kein Deutsch. Genau wie Kovacs Spielidee, passen auch Mourinhos destruktive Spielweise und Rangnicks Überfalltaktik nicht zum Selbstverständnis des Dominanz-Vereins FC Bayern.

Ein Flick-Engagement bis Saisonende würde der Mannschaft einerseits die Gewissheit geben, dass sie bis dahin einen Trainer hat, dem sie vertraut und mit dessen Spielidee sie sich identifiziert. Und dem Klub andererseits die Möglichkeit geben, im kommenden Sommer einen Neustart mit einem Wunschkandidaten zu wagen, statt jetzt einen Schnellschuss tätigen zu müssen. Dann kann Flick, der sich langfristig in der Rolle des Co-Trainers sieht, wieder in die zweite Reihe rücken.

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