FC Bayern München: Wie Pochettino spielen lässt - und warum er womöglich nicht die Optimallösung ist

Mauricio Pochettino trainierte Tottenham von 2014 bis November 2019 - Titel holte er in der Zeit keinen.
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Ex-Spieler Veljkovic: "Sein Lieblingsthema ist das Pressing"

Der heutige Bremer Milos Veljkovic kommt aus der Jugend von Tottenham, trainierte monatelang unter Pochettino und kennt einen anderen Trainer als Rummenigge. "Pochettino gewinnt lieber 1:0 als 5:4", sagte Veljkovic gegenüber SPOX und Goal. "Sein Lieblingsthema ist das Pressing. Generell beschäftigt er sich hauptsächlich mit dem Verhalten seiner Mannschaft bei gegnerischem Ballbesitz. Er arbeitet sehr viel mit der Viererkette und den beiden Sechsern. Den Stürmern macht er genau vor, wie sie anlaufen sollen."

Bei Tottenham agierte Pochettino in den vergangenen Jahren meist mit drei bis vier zentralen Offensivspielern aus dem Pool Harry Kane, Christian Eriksen, Heung-Min Son, Lucas Moura und Dele Alli. Sie pressen ihre Gegenspieler geschlossen und tief in der gegnerischen Hälfte, schalteten bei Ballgewinn schnell um und versuchten dann, mit einstudierten Spielzügen rasch zum Abschluss zu kommen.

Ein System, das einerseits konträr zum (bis zur Ankunft von Kovac) beim FC Bayern jahrelang praktizierten, den Gegner mit langen Passstafetten zermürbenden Ballbesitzspiel steht, und außerdem auch konträr zum bereits noch länger praktizierten Flügelspiel. Während Tottenham seit Jahren ohne reine Flügelspieler agiert, dribbelten beim FC Bayern einst Arjen Robben und Franck Ribery, aktuell Kingsley Coman und Serge Gnabry und demnächst womöglich auch Leroy Sane auf den Flügeln.

Pochettino: Ähnlichkeiten mit Klopp und Simeone

Großen Wert legt Pochettino auf Fitnessarbeit, die zur nötigen Wucht führt. Als Tottenham in der vergangenen Saison ins (letztlich gegen den FC Liverpool verlorene) Champions-League-Finale marschierte, dominierte die Mannschaft ihre Gegner in der K.o.-Phase Borussia Dortmund, Manchester City und Ajax Amsterdam weniger spielerisch, als vielmehr physisch.

"Sein Erfolg bei Tottenham basierte genau wie Klopps Erfolg bei Liverpool darauf, dass seine Spieler schneller und stärker sind als die anderen", sagte der renommierte englische Journalist Jonathan Wilson, der unter anderem für den Guardian schreibt, zu SPOX und Goal. Laut Wilson stellte Pochettino jahrelang "die fitteste Mannschaft der Liga". Pochettino selbst sagte mal: "Ohne die richtige Einstellung, ohne Eifer und Gier braucht es keine Taktik." Mit dieser Denkweise hat Pochettino Ähnlichkeiten mit Diego Simeone von Atletico Madrid, findet Wilson: "Beiden geht es um Hingabe und Moral."

Rummenigge: "Ein Trainer muss sich dem Verein anpassen"

Pochettino ist einer der herausragenden Trainer der vergangenen Jahre. Er kann Spieler entwickeln und zu einer funktionierenden Mannschaft formen, die besser ist als die Summe ihrer Einzelteile. Pochettino steht für einen intensiven, spektakulären Umschaltfußball mit Spielern, die hoch pressen und nach Ballgewinn einstudierten Mustern folgen. Er steht für einen Fußball, der begeistert und mitreißt, der für Euphorie sorgt. Aber er steht nicht für einen dominanten Ballbesitz-Fußball, den der FC Bayern zu seiner vermeintlichen Hausphilosophie erklärt hat.

Es spricht aus Sicht des FC Bayern natürlich absolut nichts dagegen, eine Abkehr von dieser generellen Philosophie zu wagen und Pochettino als neuen Trainer zu verpflichten. Entscheidend ist dann aber, dass das in vollem Bewusstsein über einen Wandel geschieht. Dass der Verein die Ansichten des neuen Trainers genau kennt, sich darauf einlässt und auch die Transferpolitik darauf abstimmt.

Ob das funktioniert? Mit Kovac hat das nicht funktioniert und als das immer deutlicher wurde, erklärte Rummenigge im Sommer bei Sport1: "Ich glaube, dass sich ein Trainer der Spielkultur eines Klubs anpassen muss - und nicht umgekehrt."

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