Draußen business as usual, drinnen Hip-Hop: So lief die Meisterfeier des FC Bayern

Von Dennis Melzer
Thomas Müller immer vorneweg: Die Bayern-Stars feierten ihren Titel.
© imago

Der FC Bayern wird nach einer spannenden Saison Deutscher Meister. Dennoch ist bei der Feier Routine eingekehrt. Zumindest bei den Fans. SPOX war dabei: So lief die FCB-Party.

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"Das ist unser letztes Lied. Wir dürfen leider danach nicht weiterspielen", rief der Sänger der eigens für die Fan-Meisterfeier am Nockherberg gebuchten Band um 22:30 Uhr ins Mikrofon. Er erntete dafür einige Unmutsbekundungen, hatte aber lediglich auf die Biergarten-Gesetzeslage in Bayern verwiesen, die besagt, dass ab 22 Uhr keine Musik mehr gespielt werden darf. Eine halbe Stunde später schließt der Ausschank. Um 23 Uhr, so die Vorschriften, muss jede noch so große Gaudi unter freiem Himmel ein Ende finden.

Allzu groß, allzu ausgelassen war sie ohnehin nicht. Ein Großteil der Tische war zum Zeitpunkt der Ankündigung bereits verwaist, die meisten der 2000 ausgewählten Anhänger, die dem Treiben beiwohnen durften, hatten sich wahlweise auf den Heimweg gemacht oder die nächste Kneipe aufgesucht. Die Tatsache, dass der FC Bayern sich nur wenige Stunden zuvor erstmals nach 19 Jahren am letzten Spieltag vor heimischer Kulisse zum Meister krönte, schien nicht so recht auf die Fans im Paulanergarten überspringen zu wollen.

Klar, vereinzelt schwappten Gesänge durch die frühsommerliche Luft. Das allseits beliebte "Ladioo" beispielsweise, das in seiner Plumpheit den Titelkonkurrenten Borussia Dortmund bezichtigt, eine Ansammlung von Freudenmädchen-Nachkommen zu sein. Oder eben der wahrheitsgemäße Klassiker: "Deutscher Meister wird nur der FCB". Mal wieder, zum 29. Mal insgesamt, zum siebten Mal in Serie. Die Vielzahl an Meisterschalen, die Regelmäßigkeit - und kommt sie selbst so unvorhersehbar zustande wie in dieser Spielzeit - stumpft offensichtlich ab. Zumindest das Event-Publikum, das den Schallpegelmesser nur kurz in Wallung brachte, als die Mannschaft sich auf dem Balkon präsentierte.

Kovac über FCB-Titel: "Eine Reaktion großer Champions"

"Wir haben gut gearbeitet und deshalb sind wir verdient vorne", sagte Kapitän Manuel Neuer. "Dankeschön für alles. Das bleibt für das ganze Leben. Mia san mia", richtete der nach zwölf Jahren abwandernde Franck Ribery an die Menge. Robert Lewandowski schwor indes, dass er in seinem Haus sicherlich noch ein freies Plätzchen für die Torjägerkanone finden wird. Im Anschluss verschwand der Tross ins Innere, um die Korken knallen zu lassen.

Genau das hatte Niklas Süle schon im Stadion gemacht, erschien der Abwehrhüne doch mit Sektflöte bewaffnet in der Mixed-Zone, um anzukündigen, sich "einen hinter die Binde kippen" zu wollen. Die Gebäudemauern am Nockherberg trennten Fans und Verantwortliche nicht bloß räumlich, sondern standen sinnbildlich für die Stimmungsdifferenz. Drinnen war man sich der diesjährigen Knappheit im Titelrennen nämlich offenbar bewusster. "Als es schwierig war, haben wir uns zusammengesetzt und haben uns besprochen. Eine solche Reaktion können nur große Champions zeigen", lobte Trainer Niko Kovac und ergänzte: "Deswegen möchte ich den Jungs noch einmal recht herzlich danken und gratulieren. Danke, Männer."

Jerome Boateng verlässt Meisterfeier der Bayern früh

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schob nach: "Wir haben einen guten Start gehabt, dann hatten wir zwei Monate, in denen es hätte besser sein können. Aber wenn man dann am 34. Spieltag mit dieser Emotionalität im Stadion Meister wird, dürfen wir uns eine tolle Party gönnen." Später, als der offizielle Teil beendet war, hüpften die Spieler, allen voran David Alaba, auf der Bühne umher und gaben eine Art Hip-Hop-Version von "mia san mia" zum Besten. Merkliche Erleichterung nach einer aufreibenden Saison.

Nur einem war offenbar gar nicht nach Feiern zumute. Jerome Boateng hatte sich kurz nach dem Spiel, als seine Kollegen noch in der Kabine Meisterschalen-Selfies produzierten, wortlos und nachdenklich wirkend abgesetzt und ward an jenem Abend nicht mehr gesehen. Eine Tatsache, die im Siegesrausch beinahe unterging.

Eine Belohnung gab es für einige wenige, die bis zum Schluss biertrinkend und Hendl essend draußen ausgeharrt hatten, auch noch. Mats Hummels, der seine Frau Cathy zum Taxi begleitete, stellte sich bereitwillig für Fotos zur Verfügung. Und auch FCB-Instanz Arjen Robben, der neben Ribery ebenfalls in der kommenden Saison nicht mehr beim deutschen Rekordmeister spielt, lächelte in die Smartphone-Kameras. Einigermaßen pünktlich erloschen sie aber dann, die Biergarten-Lichter. Man hielt sich an das strenge bayrische Gesetz. Wie an jedem anderen Tage eben auch. Business as usual.

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