FC Bayern verliert Tabellenführung an Borussia Dortmund: Der Tag, an dem Wille und Dusel auf Reisen waren

Von Dennis Melzer
Mats Hummels (M.) bildete in Freiburg mit Jerome Boateng die Innenverteidigung der Bayern.
© getty

Der FC Bayern kommt in Freiburg nicht über ein 1:1 hinaus und verliert die Tabellenführung. Im Anschluss sind sich alle einig, woran es haperte.

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Das malerische Freiburg hatte sich an diesem Samstagnachmittag ganz besonders herausgeputzt, um den deutschen Rekordmeister zu empfangen. Die Vorboten des Frühlings bescherten dem Publikum angenehme Temperaturen, die Sonne strahlte über die Wipfel der dicht aneinander gedrängten Bäume des Schwarzwaldes. Euphorische Stimmung in der schnuckeligen Spielstätte an der Dreisam, die zur übernächsten Saison einem Neubau am Rande der Stadt weichen muss.

Die Vorzeichen waren klar und wurden rund eine Stunde vor der Begegnung noch einmal vom Stadionsprecher ins Gedächtnis aller Zuschauer gerufen. Der Tenor: Wir, der kleine SC Freiburg, spielen heute gegen den großen FC Bayern, den amtierenden Meister und Tabellenführer. Aber wir werden versuchen, die Mammutaufgabe zu lösen, dem Favoriten im Idealfall ein Bein stellen.

Nur drei Minuten benötigten die Breisgauer, um einen ersten Schritt in Richtung dieses Vorhabens zu machen. Lucas Höler nutzte eine Unachtsamkeit der Münchner Defensive, bugsierte die punktgenaue Flanke seines Teamkollegen Christian Günter per Kopf ins lange Eck. In der Folge schickten sich die enorm mutig aufspielenden Badener sogar an, die überraschende Führung auszubauen.

Ärger beim FC Bayern: "700 Mal in der Kabine angesprochen"

Der Favorit strauchelte, war merklich beeindruckt von der stürmischen Herangehensweise der Hausherren. Und das, obwohl die FCB-Protagonisten eigentlich gewarnt waren, die Philosophie von SCF-Trainer Christian Streich vor dem Duell eigenen Aussagen zufolge reichlich analysiert hatten.

"Freiburg hat die Anfangsphase gehört. Wie immer hier im eigenen Stadion, haben sie sehr viel Druck gemacht, waren sehr euphorisch und laufstark. Es gab noch kein Spiel in Freiburg, in dem sie in den ersten Minuten nicht eine oder zwei gute Chancen herausspielen", erklärte Innenverteidiger Mats Hummels nach der Partie. "Diesmal haben sie eine davon genutzt. Wir haben ihnen mit einigen sehr leichten Ballverlusten in der Folge noch weitere Konterchancen ermöglicht. Freiburg hätte auch mit einer Führung in die Pause gehen können."

Auch Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic verriet, dass die Bayern sich eigentlich auf eine druckvolle Anfangsphase der Gastgeber eingestellt hatten: "Wir wissen, dass es hier schwer ist und sie uns vor allem in den ersten Minuten stark unter Druck setzen." Leon Goretzka meinte, man habe das vorher "700 Mal" in der Kabine angesprochen.

Niko Kovac spricht FC Bayern Kampf und Wille ab

Verinnerlicht hatte die Kovac-Mannschaft die Alarmierung nicht. Aber in Freiburg mangelte es nicht nur daran, den Start verschlafen zu haben. Brazzo bemängelte zudem, dass die Einstellung aufseiten der Münchner nicht gestimmt habe: "Es war kein gutes Spiel von uns, total enttäuschend. Wir haben nicht die richtige Einstellung zum Spiel gefunden. Wir hatten hinten raus zwar noch drei hundertprozentige Chancen, von außen hatte man aber nicht das Gefühl, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen."

Tatsächlich hatten die Bayern aber ausreichend Möglichkeiten, das Spiel - trotz der schwachen ersten Hälfte - für sich zu entscheiden. "Du musst hierher kommen und den Kampf annehmen", sagte Kovac auf der anschließenden Pressekonferenz. "Wenn du das machst, hast du gute Chancen, hier zu gewinnen. Wenn du das nicht machst, so wie wir in der ersten Halbzeit, wird es schwierig. Obwohl die zweite Hälfte sehr viel besser war."

Der Übungsleiter spielte damit auf die dominante Darbietung seiner Schützlinge nach der Pause an. 16 Torschüsse brachten die Bayern in den zweiten 45 Minuten zustande, entweder vereitelte Alexander Schwolow mit teils starken Paraden das 2:1, teilweise landeten die Versuche neben dem Kasten. Die Chancenverwertung, das fehlende Spielglück, war letztlich auch das größte Thema.

Robert Lewandowski hadert mit vergebener Chance

"Alles in allem ist es für uns unglücklich gelaufen. Die Anzahl und die Qualität der Chancen sprechen dafür, dass wir zwei Punkte heute verloren haben", ärgerte sich Hummels, ehe Robert Lewandowski, der in der Nachspielzeit den Siegtreffer auf dem Kopf hatte, sagte: "Das tut weh, ich hätte gerne das zweite Tor geschossen. Wir hätten sicherlich ein bis zwei Tore mehr schießen müssen. Aber das ist Fußball."

Besonders ärgerlich aus Sicht der Gäste, dass der immer wieder bemühte Bayern-Dusel an diesem Samstag nicht in Freiburg weilte, sondern sich nach Dortmund, in die Stadt des Rivalen um die Schale, begeben hatte. Die Schwarz-Gelben gewannen gegen den VfL Wolfsburg in der Nachspielzeit, während Bayern kurz vor Abpfiff beste Chancen auf den Erhalt der Tabellenführung nicht verwertete. Auf den fehlenden Dusel, der es traditionell eher mit dem Serienmeister hält, angesprochen, mutmaßte Lewandowski: "Dortmund hat wieder in der Nachspielzeit getroffen. Wahrscheinlich ist das Glück von unserer Seite dorthin gegangen." Er schob nach: "Ich hoffe, dass es sich nächste Woche wieder ändert."

Dann, wenn das Aufeinandertreffen der größten deutschen Schwergewichte ansteht, sollen Wille und Dusel zurückkehren in die Heimat. Salihamidzic ist sich sicher, dass der ins Hintertreffen geratene Riese ein anderes Gesicht zeigt als in Freiburg: "Ich erwarte, dass wir sie unter Druck setzen und aggressiv auftreten", während Hummels das Versprechen gab, gegen den BVB ein mutigeres Gesicht zu zeigen als das, was die Fans im letzten Kräftemessen mit einem nominell ebenbürtigen Kontrahenten (Liverpool) zu sehen bekamen: "Ja, definitiv, da bin ich mir ganz sicher."

Die nächsten fünf Spiele des FC Bayern im Überblick

GegnerWettbewerbDatumUhrzeit
FC HeidenheimDFB-PokalMittwoch, 3. April18.30 Uhr
Borussia DortmundBundesligaSamstag, 6. April18.30 Uhr
Fortuna DüsseldorfBundesligaSonntag, 14. April15.30 Uhr
Werder BremenBundesligaSamstag, 20. April18.30 Uhr
1. FC NürnbergBundesligaSonntag, 28. April18.00 Uhr
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